Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein ungezähmtes Herz

Mein ungezähmtes Herz

Titel: Mein ungezähmtes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
zum ersten Mal aufgefallen?«, fragte Gyles.
    Del und Deliah schauten sich an.
    »Er war mit uns in London«, sagte Deliah.
    Del nickte.
    »Ich kann mich zwar nicht erinnern, ihn vorher schon gesehen zu haben, aber er könnte schon in Southampton zu uns gestoßen sein.«
    »Das ist wahrscheinlicher«, bemerkte Deliah.
    »Als wir in London ankamen, hatten unsere Leute sich bereits bekanntgemacht. Aber unsere Abreise aus Southampton war überstürzt – wenn er sich dabei unter das Personal gemischt hat, hätte der eine Haushalt ihm dem anderen zugeordnet, so wie es ja auch passiert ist.«
    Del zog die Augenbrauen in die Höhe.
    »Wenn es so war, ist Sangay ein ziemlich cleveres Bürschchen.«
    Ein Klopfen an der Tür kündigte die Gerufenen an. Sligo führte die Gruppe an.
    »Gute Tag, die Herrschaften.« Er verbeugte sich, und die anderen folgten seinem Beispiel.
    »Colonel Delborough möchte euch ein paar Fragen zu Sangay stellen«, sagte Devil und sah seinen Freund auffordernd an.

    Mit knappen Worten erläuterte Del die Lage – berichtete vom Verschwinden der Briefrolle und davon, dass sie gerade herausgefunden hatten, dass Sangay weder zu seinem noch zu Deliahs Haushalt gehörte.
    »Wie bitte?« Cobby brachte die Überraschung, die ihm und seinen Begleitern ins Gesicht geschrieben stand, offen zum Ausdruck.
    »Dieses kleine Früchtchen«, knurrte Sligo.
    »Warte lieber mit deinem Urteil«, riet ihm Del.
    »Wahrscheinlich ist der Junge nur ein Opfer.« Er richtete den Blick auf Cobby und Mustaf.
    »Ihr zwei wisst doch, wie die Schwarze Kobra vorgeht. Irgendwelche Ideen?«
    Nach kurzer Überlegung gab Mustaf sich einen Ruck.
    »Auf mich wirkte Sangay …« – er wedelte mit einer Hand und verzog das Gesicht –, » … wenn man seine Herkunft bedenkt, eigenartig ruhig für einen Jungen in diesem Alter.«
    Kumulay nickte.
    »Am Anfang habe ich gedacht, er wäre eine Waise und hätte keine Familie mehr. Er war so … reserviert, würden Sie es nennen, still und traurig. Aber dann habe ich ihn für seine Maataa beten hören.« Er schaute in die Runde.
    »Seine Mutter.«
    Del und Deliah wechselten einen Blick.
    »Könnte die Schwarze Kobra Sangays Mutter als Geisel genommen haben, damit er die Briefrolle stiehlt?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht, wie Ferrar das angestellt haben sollte«, sagte Del, »es sei denn, er hätte eine Konstellation vorhergesehen, die er nicht vorhersehen konnte, und Sangay aus Indien mitgebracht.« Fragend sah er Cobby an.

    Sein Bursche schüttelte den Kopf.
    »Auf dem Schiff, mit dem Ferrar und Larkins gekommen sind, gab es keinen indischen Jungen. Auf keinem Posten.«
    »Also muss Ferrar – oder eher Larkins – ihn in Southampton oder vielleicht erst in London ausgesucht haben. Im Pool von London laufen jeden Tag unzählige Inder herum.« Dels Miene verhärtete sich.
    »Aber selbst wenn die Schwarze Kobra den Jungen erst in England rekrutiert hat, heißt das nicht, dass Sangay nicht glaubt, seine Mutter schwebe in Indien in Lebensgefahr.«
    Cobby nickte, auch sein Gesichtsausdruck war grimmig geworden.
    »Jung, leicht zu beeindrucken und ein armes Würstchen – dazu noch in der Fremde. Jeder, der weiß, welche Knöpfe er drücken muss, hätte leichtes Spiel bei Sangay.«
    »In der Tat. Und das weiß die Schwarze Kobra ganz sicher.« Del sah Mustaf an.
    »Wo ist der Junge?«
    »Als wir nach oben gerufen wurden, war er im Dienstbotentrakt.«
    »Ich hole ihn her«, bot Cobby sich an.
    Del nickte. Mit ein paar dankenden Worten entließ er die anderen, die in Cobbys Kielwasser wieder abmarschierten.
    Helles Stimmengewirr erfüllte den Raum, als die Damen begannen, sich genauer nach den abscheulichen Praktiken der Schwarzen Kobra zu erkundigen. Einige Minuten später waren schockierte Ausrufe zu hören.
    Del zog insgeheim eine Grimasse und lief weiter vor dem Kamin hin und her.

    Schließlich blieb er mit gerunzelter Stirn stehen und suchte Devils Blick.
    »Vielleicht …«
    Ein Klopfen an der Tür hielt ihn davon ab, den Vorschlag zu machen, nach den Dienern zu läuten, um herauszufinden, was geschehen war. Cobby brauchte viel zu lange.
    Nach Devils »Herein!« ging die Tür auf und Sligo und Cobby traten bedrückt ein. Sligo sah erst Del, dann Devil an und nickte finster.
    »Sie haben es bereits erraten. Er ist verschwunden.«
    »Wohin?«, fragte Devil.
    »Das ist es ja.« Cobby richtete den Blick auf Del.
    »Unserer Meinung nach hat er das Haus nicht verlassen.«

12
    Plötzlich redeten

Weitere Kostenlose Bücher