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Mein ungezähmtes Herz

Mein ungezähmtes Herz

Titel: Mein ungezähmtes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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die immer dann ausgehen, wenn der Colonel das Haus verlässt? Es sieht so aus, als würden sie ihn beschützen.«
    »Ja, Sahib, Sir – das sind Freunde von Colonel Delborough.« Sangay legte den Kopf in den Nacken, um dem großen Mann ins Gesicht sehen zu können.
    »Ihre Namen habe ich nicht richtig verstanden, aber die zwei wohnen auch im Hotel, in anderen Zimmern auf derselben Etage.«
    »Tatsächlich?« Der Mann dachte nach.
    Sangay zitterte und trat unauffällig von einem Fuß auf den anderen. Dann steckte er vorsichtig die Hände unter die Achseln, umarmte sich selbst und drehte den schmalen Rücken in den Wind.
    »Behalt die beiden im Auge, aber komm ihnen nicht in die Quere. Wie tarnst du dich überhaupt?«
    Sangay zuckte die Achseln.

    »Die Leute des Colonel-Sahibs glauben, ich gehöre zu den Bediensteten der Memsahib, und ihre Leute glauben, ich gehöre zu denen des Colonel-Sahibs.«
    Der große Mann musterte den Jungen mit zusammengekniffenen Augen.
    »Sehr clever. Du bist nicht dumm, das muss man dir lassen. Vergiss nur nicht, dass deine Maataa der Schwarzen Kobra nicht entkommen kann.«
    Mittlerweile zitterte Sangay wie Espenlaub.
    »Nein, Sahib, das werde ich nicht vergessen.«
    »Gut. Dann geh wieder rein und such diese Briefrolle. Sobald du sie gefunden hast, kannst du abhauen – ich beobachte dich. Wir sehen uns dann.«
    »Ja, Sahib. Ich gehe jetzt.« Da der Mann zustimmend nickte, drehte Sangay sich um, schlich mit eingezogenem Kopf wieder um die Ecke und trottete niedergeschlagen durch den schneidenden Wind zum Hotel zurück.
    Er hatte es nicht für möglich gehalten, aber er fühlte sich noch elender und verzweifelter als zuvor. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als das zu tun, was man von ihm verlangte, und die Götter zu bitten, dass irgendetwas passierte – dem Mann vielleicht? –, das ihn aus dem Alptraum befreite, zu dem sein Leben geworden war. Und seine Maataa ebenso.

5
    13. Dezember Grillon’s Hotel
    Del saß noch in der Wanne, als sein Bursche wiederkam.
    »Ich glaube, ich habe genau das Richtige«, sagte Cobby und schloss die Tür.
    »Ein Konzert in St. Martin-in-the-Fields. Die Kirche ist nur eine kurze Kutschfahrt entfernt.«
    Del dachte über den Vorschlag nach und nickte.
    »Perfekt.«
    Er schloss die Augen und legte den Kopf wieder zurück.
    »Besorg die Tickets.«
    »Nicht nötig. Anscheinend ist der Eintritt frei. Man braucht nur hinzugehen.«
    13. Dezember St. Martin-in-the-Fields, Trafalgar Square
    Del machte sich Vorwürfe, dass er nicht darüber nachgedacht hatte, was Cobbys Worte bedeuteten. Während er eine aufgeregte
Deliah durch die Menschenmenge führte, die sich vor dem breiten Portikus der alten Kirche drängte, schalt er sich selbst, dass er die Gefahr nicht erkannt hatte.
    Ja, sie konnten einfach hineingehen – aber jeder andere ebenso.
    Er schielte zu Deliah hinüber und fragte sich zum x-ten Mal, ob er ihr nicht vorschlagen sollte umzukehren. Aber wieder hielt er den Mund. Das Leuchten in ihrem Gesicht und in den jadegrünen Augen zeigte deutlicher als alle Worte, wie sehr sie sich auf die Aufführung freute.
    Als sie durch das Hauptportal geschritten waren, ging Deliah quer durch den Vorraum zum Kirchenschiff. Auf dem Weg durch den Mittelgang suchte sie rechts und links nach freien Plätzen. Da Del größer war als sie, konnte er über die Menge hinwegsehen, die den Gang verstopfte. Er nahm sie beim Ellbogen und führte sie zu zwei Sitzplätzen in einer Bank im vorderen Drittel des Kirchenschiffs.
    Mit einigen entschuldigenden Worten schob Deliah sich an der gut gekleideten Dame vorn in der Bank vorbei, setzte sich so, dass noch Platz für ihn blieb, und arrangierte ihre Röcke.
    Nachdem Del die offensichtlich ungefährlichen Paare in der Bank hinter ihrer gemustert hatte, setzte er sich ebenfalls, dann nahm er die Leute in der Bank vor ihnen ins Visier.
    Anscheinend gab es keinen Anlass zur Besorgnis.
    Trotz der Jahreszeit zählte die Mehrheit des Publikums zur Oberschicht, der Rest hauptsächlich zum niederen Adel oder zur wohlhabenden Kaufmannschaft. Am Rande der Menge entdeckte Del allerdings auch einige weniger geschmackvoll gekleidete Menschen, und die hinteren Bänke waren gedrängt voll mit schäbigen Mänteln und ungepflegten Gestalten.

    Im Vorraum hatte Deliah sich ein Programm genommen. Nachdem sie es zu Rate gezogen hatte, erzählte sie ihm aufgeregt und sehr versiert von den verschiedenen Liedern und Sonaten, die das kleine Kammerorchester

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