Mein ungezähmtes Herz
verblüfft, sie direkt vor sich zu sehen, dass er einen Moment brauchte, um zum Stillstand zu kommen – was Deliah zwang, hastig einen Schritt zurückzutreten.
Deshalb drückte sich ihr reizendes Hinterteil urplötzlich warm in Dels Leiste.
Einen Augenblick später, als Deliah seine unvermeidliche Reaktion und das daraus resultierende Problem bewusst wurde, versuchte sie, sich seitlich an Del vorbeizuschieben, was die Sache nur noch schlimmer machte. Mit einem unterdrückten Fluch legte er die Hände auf ihre Schultern und zwang sich, sich von ihr zu lösen.
Geistesabwesend drängte sich der ältere Herr mit einer angedeuteten Verbeugung und wortreichen Entschuldigungen an ihnen vorbei.
Sofort drehte Deliah sich um und maß Del mit einem Blick, der Bände sprach.
Mit schmalen Augen machte Del einen Schritt auf sie zu.
Als Deliah ausweichen wollte, fasste er mit einer Hand in das Regal auf der einen Seite und lehnte sich mit der anderen Schulter an das auf der anderen, sodass Deliah gefangen und durch seinen Körper von allem abgeschirmt war, was den Gang herunterkommen mochte. In dem sie momentan allerdings allein waren.
Was Deliah nicht entgangen war.
Del rückte noch näher heran und suchte ihren strengen Blick.
»Ich kann nichts dafür – wirklich.«
Deliah presste die Lippen aufeinander und musterte ihn durchdringend. Dann weiteten sich ihre Augen, ihr Atem stockte, und ihr Blick senkte sich auf seinen Mund.
»Wag es nicht, mich zu küssen – nicht hier.«
Sie schaffte es, gleichzeitig böse, fordernd und sehnsüchtig zu klingen.
Für einen kurzen Augenblick kam alles um sie herum zum Stillstand, und die Luft schien vor Spannung zu knistern.
Deliahs Brust hob und senkte sich, was Dels Aufmerksamkeit auf ihre verführerischen Rundungen lenkte, ehe sie sich zwangsläufig wieder auf ihren Mund konzentrierte …
Ihre Lippen bebten, und als er ihr in die Augen sah, erkannte er, dass sie … genauso erregt und versucht war wie er.
Und dass sie Angst hatte, nicht vor ihm, sondern vor dem, was unweigerlich geschehen würde, wenn ….
»Nein. Nicht hier.« Del richtete sich auf, und Deliah saugte die dringend benötigte Luft in ihre Lungen.
Dann warf sie ihm einen bitterbösen Blick zu.
»Gut.«
Das Rückgrat steif durchgedrückt schüttelte sie völlig unnötigerweise ihre Röcke aus und schritt dann, die Nase wieder hocherhoben, ihm voran durch den Gang.
Und selbstverständlich folgte Del ihren Spuren, jedoch in einem Abstand, der es ihm erlaubte, dabei ihre Rückenansicht zu bewundern.
Ein Anblick, der natürlich nicht geeignet war, sein schmerzhaftes Verlangen zu stillen, doch die Erkenntnis, dass Deliah nach dem vielversprechenden Kuss im Museum genauso unruhig
und unzufrieden war wie er, trug viel dazu bei, ihn zu besänftigen.
Als sie aus dem Buchladen traten und die Tür hinter ihnen zufiel, war die Spannung zwischen ihnen immer noch sehr groß, nur dass sie nun mitten am Nachmittag auf einer belebten Straße standen. Del war nicht sonderlich überrascht, als Deliah die Schultern durchdrückte und dann mit einem vagen Blick in die Runde sagte:
»Es wäre unvernünftig, den Nachmittag zu verplempern. Ich schätze, wir werden nach wie vor beobachtet – warum sollen wir ihnen nicht eine Gelegenheit bieten, die sie sich nicht entgehen lassen können?«
»Zum Beispiel?«
Deliah sammelte sich und konzentrierte sich auf die Mission und ihr Ziel statt auf das, was sie anstellen konnten, wenn sie ins Hotel zurückkehrten.
Ihr Puls schlug unregelmäßig und das Herz immer noch zu laut, doch abgesehen von allem anderen gab es auch noch Tony und Gervase. Die zwei waren zwar nicht zu sehen, hatten sie aber bestimmt im Blick.
»Wie wär’s mit dem Green Park?« Deliah drehte sich um und sah die Piccadilly Street hinunter, wo ein Stück weiter vorn nackte Bäume über den Bürgersteig ragten.
»Ich bezweifle, dass es dort bei diesem Wetter viele Kindermädchen gibt, die ihre Schützlinge Luft schnappen lassen.«
Mit fragend hochgezogener Braue sah sie zu Del hinüber, der zunächst zögerte, dann aber, anscheinend höchst widerstrebend, den Kopf neigte und ihr seinen Arm reichte. Fest entschlossen, sich nicht wieder von ihm einwickeln zu lassen,
hakte Deliah sich bei ihm ein und ließ sich die geschäftige Straße hinunterführen.
Der Himmel wurde immer dunkler, die Wolken finsterer, daher waren unter den großen Bäumen im Park, wie Deliah es vorausgesagt hatte, nicht allzu viele
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