Mein ungezähmtes Herz
die Tür in seinem Rücken. Er richtete den Blick wieder auf Deliah und erwiderte:
»Weil du zu einer richtigen Verführerin geworden bist und jede Minute genossen hast.«
»Ich habe dich verführt ? Unsinn!«
»Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.«
Deliah blieb fast die Luft weg.
»Und was ist mit dir , hast du etwa keinen Spaß gehabt?«
»Soll ich es zugeben?«
»Warum nicht? Geh mit gutem Beispiel voran.«
Del musterte sie einen Augenblick, dann nickte er.
»Also gut.«
Deliah legte die Stirn in Falten.
»Und?«
Er griff hinter sich und schloss die Tür.
»Was hast du vor?«, sagte sie mit weit aufgerissenen Augen.
Del fasste sie bei den Armen, trat einen Schritt zurück, sodass seine Schultern die Tür versperrten, und zog sie an sich. Sah ihr in die Augen und senkte den Kopf.
»Ich tue genau das, was du von mir verlangst – ich zeige dir, wie viel Spaß es mir mit dir macht.«
Dann küsste er sie – und um Deliahs Selbstbeherrschung war es geschehen. Sie gab sofort nach und öffnete sich ihm. Es war, als tanzten sie geradewegs zurück in das Feuer, das in der letzten Nacht so heiß gebrannt hatte.
Nun hatte Del seine Antwort. Sie hatte nur so getan, als sei er ihr gleichgültig; die Erkenntnis war Balsam für seine primitive Männerseele.
Trotzdem konnte er sich nicht davon abhalten, den Kuss tiefer und fordernder werden zu lassen. Sich an ihren üppigen Kurven zu weiden, sie an sich zu drücken und die Hüften an
ihre zu pressen. Schon legte sie die Hände um seinen Kopf und schmolz dahin …
Del riss sich zusammen und unterbrach sich abrupt; er war entsetzt, dass es ihr gelungen war, ihn so schnell so weit zu treiben, dass er so tief in das Netz verstrickt war, das sie nach ihm ausgeworfen hatte.
Sie war wirklich eine geschickte Verführerin.
Gott sei Dank hatte sie keine Ahnung, wie sehr er sich nach ihr verzehrte.
Verwirrt sah Deliah zu ihm auf. Ihre Lippen brannten und ihr war heiß. Sie wollte …
Plötzlich fiel ihr wieder ein, wo sie waren, sie merkte, dass Del ihren Po umklammert hielt, und versuchte, sich zu befreien – hielt aber wegen der Erektion an ihrem Bauch atemlos inne.
Als Del mit zusammengebissenen Zähnen fluchte und sie von sich aus losließ, fühlte Deliah sich etwas besser.
Doch schockiert war sie nach wie vor.
»Wag bloß nicht, das noch einmal zu tun – nicht in aller Öffentlichkeit!«
Provozierend zog Del eine seiner dunklen Brauen hoch.
»Und warum nicht?«, fragte er grinsend.
»Es gefällt dir doch.«
»Darum geht es nicht!« Deliah schämte sich bis in die Zehenspitzen. Genau die Zehenspitzen, die sich Sekunden zuvor noch vor Wonne gekrümmt hatten. Genau darum ging es. Offenbar konnte sie sich selbst nicht trauen – sich nicht darauf verlassen, dass ihr unberechenbares, hemmungsloses Ich sich an irgendwelche Anstandsregeln hielt. Jedenfalls nicht in seiner Gegenwart. Nicht, wenn Del sie anfasste oder küsste.
Am liebsten hätte sie sich Luft zugefächelt, doch es war Winter – und mit einem Muff war das schwer zu bewerkstelligen. Deliah biss die Zähne zusammen und versuchte, Del böse anzusehen.
Doch er lächelte nur charmant, trat beiseite und öffnete die Tür.
»Kann es weitergehen?«
Ihr blieb nichts anderes übrig, als hocherhobenen Hauptes an ihm vorbeizugehen und in das Zimmer zurückzukehren, aus dem sie gekommen waren.
Die Verfolger waren immer noch da, und Deliahs Wiederauftauchen brachte ihre aufgeregte Unterhaltung zu einem abrupten Ende.
Ohne die beiden auch nur eines Blickes zu würdigen rauschte sie an ihnen vorüber.
Nachdem der Gang durch die ägyptische Abteilung beendet war, bestand Deliah darauf, auch noch die etruskischen Artefakte zu sehen. So gewann sie etwas Zeit, sich wieder zu beruhigen, doch ihrer Sache diente es nicht. Ihre Verfolger ließen sich zu nichts hinreißen.
In dieser Hinsicht erfolglos verließen Del und Deliah das Museum. Ihre Leibwächter sahen sie erst wieder, als Tony und Gervase ein paar Minuten nach ihnen durch die Tür kamen.
»Tja«, sagte Deliah, als sie in der Droschke Platz nahm, die Del herangewinkt hatte, »das hat uns nicht weitergebracht.«
Der Mann neben ihr setzte bloß ein vielsagendes, selbstzufriedenes Lächeln auf.
Steif erwartete Deliah seinen Kommentar, doch Del begnügte
sich damit, während der ganzen Fahrt zurück zum Grillon’s stumm aus dem Fenster zu sehen.
Und zu grinsen wie ein Honigkuchenpferd.
Zurück im Hotel gingen sie in Deliahs Suite. Kurz darauf
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