Mein ungezähmtes Herz
Flick mit den wippenden goldschimmernden Locken und den wachen, strahlend blauen Augen waren diese Frauen, jede auf ihre Weise, unerschrocken, entschlossen und entscheidungsfreudig.
Warum die Cynsters sie ausgewählt hatten, war nicht schwer zu verstehen.
Schon nach wenigen Worten erkannte Deliah in ihnen verwandte Seelen, die zu treffen ihr die Augen öffnete und sie sehr erleichterte.
Bei ihnen konnte sie einfach sie selbst sein.
Honoria wandte sich ab, um mit einem majestätischen Butler zu sprechen, der an ihrer Seite aufgetaucht war.
»Ich denke, wir sollten um acht Uhr dreißig dinieren, Webster. Das gibt unseren neuen Besuchern Zeit, sich einzugewöhnen.« Sie warf einen Blick auf die Mitte der Halle, wo die Männer sich nach und nach zu einer Gruppe zusammengefunden hatten.
»Und den Männern die Möglichkeit, ihre Neugier zu befriedigen.«
Bei diesen Worten schaute sie erst Deliah, dann die anderen Damen an, die in den Sesseln vor dem Kamin saßen.
»Dürfte ich vorschlagen, dass wir uns in meinen Salon begeben? Da können wir uns gemütlich unterhalten und Tee trinken.«
»Und haben mehr Ruhe.« Mit einem verschwörerischen Lächeln erhob sich Francesca.
Honoria wandte sich an den Butler.
»Wir nehmen den Tee in meinem Salon, Webster. Und bitte richten Sie Mrs. Hull Grüße von mir aus, und teilen Sie ihr und Sligo mit, dass Miss Duncannon unser Gast ist und dass bald auch ihr Haushalt und der des Colonels eintreffen werden.«
»Selbstverständlich, Durchlaucht.« Webster verbeugte sich und verschwand.
Als die Damen aufbrachen, kam Devil zu ihnen herübergeschlendert. Mit einem treuherzigen Lächeln sagte er zu seiner Frau:
»Wir würden gern in die Bibliothek gehen.«
Honoria erwiderte sein Lächeln mit einem alles andere als treuherzigen Blick.
»Und wir gehen zu mir.« Mit einer Handbewegung schickte sie die anderen Frauen voraus, dann hakte sie sich bei Deliah ein und musterte ihren Mann.
»Wir sehen uns dann beim Dinner. Um halb neun.«
Deliah grinste unwillkürlich, als sie mit diesem abschließenden Bescheid entschlossen zur Treppe geführt wurde.
Während Del den anderen durch den Flur zur Bibliothek folgte, ging er neben Devil her. Mit gesenkter Stimme sagte er zu seinem Freund:
»Ich habe nicht daran gedacht, dass so viele Kinder im Haus sind. Damit meine Seele Frieden hat, möchte ich dich bitten, die Kinderzimmer bewachen zu lassen.« Er suchte Devils Blick.
»Für alle Fälle.«
Der Herzog lächelte, doch es war kein heiteres Lächeln.
»Dafür habe ich schon gesorgt. Und da Sligo nun noch
durch Cobby Verstärkung bekommt, dürfte niemand mehr durchkommen.«
Del neigte zustimmend den Kopf. Sligo – der mittlerweile als Majordomus fungierte – war seit Waterloo bei Devil, so wie Cobby bei Del. Seit dieser gefährlichen Zeit waren die beiden Burschen ebenso dicke Freunde wie ihre Herren.
Devil blieb an einer offenen Tür stehen, durch die man einen Blick auf die behagliche Atmosphäre einer sehr männlichen Bibliothek erhaschen konnte. Dann winkte er seinen Freund hinein.
»Komm, setz dich und erzähl uns die ganze Geschichte.«
Del betrat den luxuriös ausgestatteten, aber gemütlichen Raum und tat Devil den Gefallen.
Er erzählte von seiner Mission und davon, wie sie vor vielen Monaten im Büro des Marquis’ of Hastings begonnen hatte. Die Grausamkeiten der Schwarzen Kobra zu beschreiben, während er in einem weich gepolsterten Ledersessel saß und ein mit feinstem Malt-Whisky gefülltes Kristallglas in der Hand hielt, ließ die Details noch schrecklicher und verstörender erscheinen.
Als er von James MacFarlanes Tod berichtete, reagierten die Männer rundherum mit finsteren Blicken und leisen Flüchen.
»Er war ein guter Mann.« Devil leerte sein Glas und griff nach dem Dekanter. Die anderen murmelten Ähnliches und schenkten sich ebenfalls nach.
Del nickte und fuhr fort, schilderte die Ereignisse, die dazu geführt hatten, dass sie alle vier – er, Gareth, Logan und Rafe – Bombay verlassen hatten, und skizzierte dann, was ihm seit seiner Abreise bis zu diesem Nachmittag passiert
war. Danach steuerten Tony und Gervase ihre Beobachtungen bei und erklärten, wie weit sie bei dem Versuch, das Versteck der Schwarzen Kobra aufzuspüren, gekommen waren.
Tony schüttelte das dunkle Haupt.
»Bis zum heutigen Tag hatten wir nicht ein einziges Sektenmitglied zu Gesicht bekommen. Obwohl bestimmt Inder hier sind – weiß Gott, wo Ferrar sie versteckt hält. Bei
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