Mein ungezähmtes Herz
auf seiner Brust ausbreitete, dann wich er schwankend zurück und kippte um.
Der Kampf ging weiter.
Deliah holte tief Luft und sagte sich, dass das nicht der geeignete Augenblick war, um hysterisch zu werden. Dann wurde ihr bewusst, dass sie keine Waffe mehr hatte und sich nicht verteidigen konnte, falls noch ein Fanatiker es auf sie abgesehen hatte. Sie legte die benutzte Pistole beiseite und bückte sich nach dem herabgefallenen Messer.
Es sah nicht so aus, als wäre es schon benutzt worden.
Sie hob es auf und umklammerte den Griff. Die Klinge war recht lang, jedoch nicht so lang wie bei einem richtigen Degen oder den Säbeln der Kavallerie, und somit nicht zu schwer für sie. Falls nötig, konnte sie es einsetzen.
In dem Augenblick schlug irgendjemand die offene Kutschentür wieder zu – Tony. Gleich darauf wurde er erneut attackiert, doch er und Kumulay kämpften mittlerweile nur noch Mann gegen Mann. Deliah war sicher, dass die beiden sich behaupten konnten.
Sie schaute aus dem anderen Fenster, zu Del hinüber, und rückte an die Tür heran. Auf der Seite gab es mehr Angreifer. Gervase war immer noch in dasselbe Duell verwickelt. Del hatte zwar einigen Schaden angerichtet, wurde aber nach wie vor von zwei Fanatikern bedrängt.
Fasziniert rückte Deliah noch näher an die Tür heran, doch da sie ihn nicht ablenken wollte, duckte sie sich und sah stumm zu.
Mit einem gellenden Schrei wirbelte der Inder, der sich das Gefecht mit Gervase lieferte, urplötzlich herum und rannte, das Messer hoch erhoben, auf Del zu.
Der ihm den Rücken zuwandte, weil seine Gegner ihn seitwärts gelockt hatten.
Vollauf beschäftigt mit diesen beiden, konnte er sich nicht umdrehen, um sich zu verteidigen.
Deliah stieß die Kutschentür auf und trat auf den obersten Tritt hinaus.
Der Inder entdeckte sie, wechselte abrupt die Richtung und kam mit irrem Blick auf sie zu.
Verzweifelt zog Deliah das in ihren Rockfalten verborgene Messer hervor und hielt es mit beiden Händen schützend vor sich.
Der Mann lief direkt hinein.
Der Schock, der seine Züge verzerrte, spiegelte sich in ihren.
Fassungslos, den Mund immer noch weit aufgerissen, obwohl kein Ton mehr herauskam, schaute der Inder an sich herunter und erblickte das lange Messer, das in seiner Brust steckte, während das eigene ihm aus den gefühllosen Fingern glitt. Dann schlossen sich seine Augen, und er ging in die
Knie, wobei er Deliah das Heft ihrer Waffe aus der erlahmten Hand riss.
Deliahs Auftauchen hatte Gervase und Del zu noch größeren Anstrengungen angestachelt. Fluchend ließen sie von ihren Gegnern ab, die sich, die Hände auf ihre Wunden gepresst, stöhnend auf dem Boden wanden. Ein Blick reichte ihnen zur Verständigung, dann rannte Del zu Deliah, während Gervase um die Kutsche herumlief.
Als Del Deliah erreichte, starrte sie immer noch fassungslos auf den gefallenen Inder hinunter. Er legte eine Hand auf ihre Taille und schob sie in den Wagen.
»Setz dich.«
Der Ton, in dem er das sagte, war der, den er auch auf dem Schlachtfeld anschlug, und führte dazu, dass Deliah überrascht gehorchte. Sie ließ sich auf die Sitzbank fallen, und Del stieg hinter ihr ein und schlug die Tür zu.
Von oben brüllte Cobby: »Alle an Bord!«
Das war das verabredete Signal zum sofortigen Rückzug.
Gervase riss die andere Tür auf und sprang in die Kutsche. Tony folgte ihm auf den Fersen und knallte den Schlag wieder zu, während der Wagen sich tief zur Seite neigte – Kumulay kletterte auf den Bock.
Noch ehe alle saßen, trieb Cobby schon die Pferde an. Die vom zunehmenden Blutgeruch völlig verängstigten Tiere waren mehr als bereit loszupreschen.
Im Nu war die Kutsche aus dem Wäldchen heraus und donnerte durch offenes Gelände.
Eine ganze Weile saßen alle nur schwer atmend da und sammelten ihre Kräfte.
Schließlich ergriff Tony das Wort.
»Wie viele haben wir erwischt?«
Deliah schluckte und sah zu Del hinüber.
»Vierzehn. Insgesamt waren es vierzehn.«
Als er ihr in die Augen sah, zog sie die Brauen hoch.
»Zufrieden?«
Sein Blick war nach wie vor grimmig, sein Mund eine schmale Linie.
»Es ist wenigstens ein Anfang.«
Was sollte er sonst sagen?
Sie hatten der Schwarzen Kobra einen empfindlichen Schlag versetzt, aber …
Deliah war zu engagiert gewesen, der Gefahr und dem Tod zu nahe gekommen. So viel zu seinem umsichtigen Plan. Als er bei einem Blick über die Schulter gesehen hatte, dass sie auf dem Kutschentritt stand, mit einem
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