Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
heißen?« Ihr Vater kniff die Augen zusammen, sein Blick traf sie nun durchdringend wie ein Pfeil. Er wusste, dass sie ihm etwas vorenthielt. »Campbell«, sagte er tonlos und beantwortete sich selbst damit die Frage. Sein Blick war gnadenlos, als er eine wilde Verwünschung hervorstieß. »Und wie sollte er es spüren? Was hast du getan?«
So erregt hatte sie ihren Vater noch nie erlebt. Zum ersten Mal fürchtete Anna seinen Zorn. Dass sie ihn verdiente, machte es für sie nicht weniger schlimm.
Was konnte sie darauf sagen?
Ihr Glück war, dass sich in Alan Mitleid mit ihr regte. »Die Verlobung hätte nichts geändert. Ross hatte seinen Entschluss bereits gefasst. Leider hast du das Schlimmste noch nicht gehört.«
Anna, die einen neuen Schlaganfall ihres Vaters befürchtete, war auf alles gefasst.
Alan hielt offenbar nichts davon, ihm die Wahrheit in kleinen Dosierungen zu verabreichen und wählte die schmerzliche, direkte Methode.
»Ross erwägt, sich zu unterwerfen.« Ihr Vater sagte kein Wort, doch sie sah, wie seine Wut sich zu einem beängstigenden Crescendo bis zum Ausbruch steigerte, gleich einer langsam vom Horizont heranrollenden Woge, die gegen das Ufer zu immer schneller wird. Er verkrampfte die Finger, sein Gesicht wurde puterrot, an seiner Stirn traten Adern hervor, und seine Augen loderten wie Höllenfeuer.
Sie trat einen Schritt auf ihn zu, Alan aber hielt sie mit ausgestreckter Hand und einem warnenden Kopfschütteln auf.
Als ihr Vater schließlich Worte fand, äußerte er eine Reihe von Flüchen und Gotteslästerungen, für die ihre Mutter wochenlang auf den Knien liegend Buße getan hätte. Er lief in dem kleinen Gemach auf und ab wie ein Löwe im Käfig – sogar seine Leute wichen zurück und ließen ihm Raum für seine Raserei.
»Ross ist ein verdammter Idiot«, tobte er. »Bruce wird ihm nie vergeben, was er seiner Familie angetan hat. Seine Schwester und die Countess in einem Käfig aufzuhängen! Mit einer Unterwerfung unterschreibt er sein eigenes Todesurteil.« Er hielt nur so lange inne, um mit der Faust auf den Tisch zu schlagen. »Wie kann er nur daran denken, sich diesem Mörder und Verräter zu beugen? Er hat meinen Vetter vor einem Altar meuchlings ermordet.«
Anna wagte nicht einzuwenden, dass die Heiligkeit der Kirche für Ross wohl auch keine Bedeutung hatte. Schließlich hatte er sich nicht gescheut, das kirchliche Asylrecht zu verletzen, als er Bruces weiblichen Anhang zu Gefangenen machte.
Alan versuchte ihn zu beruhigen.
»Die Menschen stehen hinter Bruce. Diesen glühenden Patriotismus, den er im Land entfacht hat, hat man seit Wallace nicht erlebt. Er gilt als Held, als zweiter König Arthur, der das Volk vom Joch englischer Tyrannei befreit hat. Ross denkt an seine Leute und die Zukunft seines Clans. Er denkt an Schottlands Wohl.«
Anna war bemüht, sich ihren Schock nicht anmerken zu lassen. Zum Glück war ihr Vater zu wütend, um zu hören, was ihr Bruder wirklich gesagt hatte. Ihr aber war im Unterschied zu ihrem Vater der mahnende Ton Alans nicht entgangen. War Alan mit Ross einer Meinung? Glaubte er, dass Bruce für Schottland die beste Wahl war? O Gott, was, wenn ihr Vater sich nun irrte ?
Für Anna war es unfassbar, dass sie diesen illoyalen Gedanken auch nur zugelassen hatte. Die MacDougalls, einst glühende Patrioten, waren lieber zu den Engländern übergelaufen, als Bruce auf dem Thron zu sehen. War es wirklich zum Besten von Schottland?
»Eher sterbe ich, als diesen Mörder auf dem Thron zu sehen«, gelobte ihr Vater. Die Wut in seinen Augen loderte nicht mehr, sie war eiskalt.
Anna war erleichtert, als sie das beifällige, tiefer Überzeugung entspringende Raunen seiner Getreuen vernahm. Ihr Vater wusste, was er tat. Er war in Schottland einer der Größten. Natürlich hatte er seine Fehler – welcher große Mann hatte die nicht? Aber er würde für sie das Richtige tun.
Nachdem das Wichtigste abgehandelt war, berichtete Alan ihrem Vater vom Rest der Reise und lieferte eine knappe Schilderung der gefährlichen Zwischenfälle.
Ihr Vater lauschte mit wachsender Besorgnis und erbleichte sichtbar, als er hörte, dass sein Erbe nur knapp dem Tod entronnen war – zweimal. Seine Augen wurden schmal, als Alan von Annas Verdacht berichtete, MacRuairi könnte beteiligt gewesen sein, und er glühte vor Erregung, als er den Zusammenhang mit Bruces geheimnisvoller Phantom-Garde erfasste.
»Gute Arbeit«, sagte er zu Anna, die das Lob erstrahlen
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