Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
waren.
»Viel Zeit habe ich nicht. Man wartet auf mich.«
»Du willst fort … ohne Abschied?«
Das unmerkliche Zucken an seinem Kinn verriet ihn. Es war ein Zeichen seines schlechten Gewissens.
»Es ist nur eine Nachtpatrouille. In wenigen Stunden bin ich wieder da.«
»Bist du sicher? Hast du mich nicht gewarnt, dass du vielleicht nicht zurückkommen würdest?«
Sein Blick tastete ihr Gesicht ab. Er schien zu erkennen, dass etwas nicht stimmte. Um der Beobachtung durch die Wachposten zu entgehen, nahm er ihren Arm und zog sie zum Garten, der sich an die andere Seite des Turmes schmiegte, wo sie nicht belauscht werden konnten.
Er drehte sie zu sich um und sah sie streng an.
»Was ist los, Anna?«
Sie schob ihr Kinn vor. Sie hasste es, dass er sie wie ein störrisches Kind behandelte.
»Ich weiß alles.«
»Was weißt du?«
Sie unterdrückte das Schluchzen, das sich ihrer Brust entringen wollte. Ihre Worte überstürzten sich.
»Ich kenne die Wahrheit. Ich weiß, warum du hier bist. Ich weiß, dass du es bist, der mich in Ayr gerettet hat. Ich weiß, dass du für sie arbeitest.« Den letzten Satz spie sie praktisch heraus, da sie ihn nicht aussprechen konnte. Er arbeitete für den Todfeind ihrer Familie.
Sein Gesicht war reglos – zu reglos. Seine Züge waren zu vollkommener Gleichgültigkeit erstarrt.
Ihr Herz sank. Strauchelte. Krachte auf den Boden. Die fehlende Reaktion war vernichtender als ein Leugnen.
»Du bist überanstrengt«, sagte er ruhig. »Du weißt nicht, was du sagst.«
»Wage es ja nicht!« Ihre Stimme bebte, das in ihrer Brust brennende Gefühl brach sich als Wut Bahn. »Wage es nicht, mich zu belügen! Heute Morgen habe ich gesehen, wie du den Speer aufgefangen und über dem Knie gebrochen hast. So etwas habe ich zuvor nur einmal gesehen. Sicher kannst du dich erinnern, dass du mir damals das Leben gerettet hast. Ein Spion der Rebellen als Ritter getarnt? Es hat dir einen Pfeil in der Schulter eingebracht.« Sie wollte ihm das Kettenhemd herunterreißen und ihn zwingen, es zu leugnen. »Genau an der Stelle, wo du eine Narbe hast.«
Sie hielt inne, um ihm Zeit zum Leugnen zu lassen, halb in der Hoffnung auf eine Erklärung, doch nur Schweigen füllte die tote Luft zwischen ihnen.
»Ich habe die Landkarte gesehen, Arthur. Die Karte, von der ich glauben sollte, es wäre eine Zeichnung. Sie wurde bei einem feindlichen Boten entdeckt.« Sie sah ihn herausfordernd an. »Ich sollte meinen Vater rufen und die Entscheidung ihm überlassen.«
Sein Mund war ein weißer Strich, als er ihren Ellbogen umfasste und sie an sich zog.
»Leise«, warnte er. »Allein die Anklage könnte mich mein Leben kosten.«
Wohl wissend, dass er die Wahrheit sagte, fasste sie sich, da ihr Zorn ein wenig verflogen war.
Er führte sie zu einer steinernen Bank und bewog sie, sich zu setzen.
»Rühre dich nicht von der Stelle.«
Sie sträubte sich gegen sein Ansinnen.
»Wohin gehst du?«
Er sah sie scharf an.
»Ich sage den Leuten, dass ich später nachkomme.«
22
D enk nach! Verdammt, denk nach!
Arthur ließ sich im Stall Zeit, um den Männern zu erklären, dass er später losreiten würde, während er bemüht war, seiner Erregung Herr zu werden. Zugleich erwachte in ihm als Reaktion auf die drohende Gefahr mit einem Schlag ganz primitiv sein Selbsterhaltungstrieb.
Es war das Schlimmste eingetreten. Er war enttarnt. Anna hatte sich die Wahrheit zusammengereimt.
Er verwünschte seinen dummen Bruder, weil dieser den Speer geworfen hatte – und es fast geschafft hätte, ihm den Kopf zu durchstoßen –, und sich selbst, weil er mit der Karte so achtlos umgegangen war.
Seine Mission war gescheitert, und wenn es ihm nicht gelang, sich herauszureden, würde er den nächsten Sonnenaufgang nicht mehr erleben. Er durfte gar nicht daran denken, was sein Versagen für Bruce bedeutete. Warnte er ihn nicht, würde das königliche Heer in eine Falle marschieren. Ein Sieg der MacDougalls konnte eine abermalige Wendung des Kriegsglücks bedeuten.
Obwohl Arthur nichts spürte, lag seine Hand am Schwertgriff, als er aus dem Stall ging, halb in Erwartung, Lorns Krieger würden ihn holen. Aber Anna war nicht zu ihrem Vater gelaufen. Noch nicht. Sie erwartete ihn auf der Bank, wo er sie zurückgelassen hatte.
Er atmete um eine Spur leichter, als er über den Hof zurückging, war aber nicht sicher, was er sagen sollte. Es standen nicht nur seine Mission und sein Leben auf dem Spiel. Sollten sie beide jemals eine
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