Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
Lippen eingedenk ihrer Wut über seine Einmischung und ihrer Skepsis wegen seiner Motive.
»Es sieht aus, als hättet Ihr recht behalten«, musste sie zugeben. »Ich bin dankbar für Eure Begleitung. Wir alle sind es.« Ihr Mund wurde schmal vor Ärger. »Wenn auch manche der Männer es auf merkwürdige Art zeigen.«
Seine Schultern spannten sich fast unmerklich an.
»Was sagen sie?«
»Dass Ihr die Reiter gespürt habt, ehe es menschenmöglich war.«
Er zog eine Braue hoch, amüsiert von ihrem Versuch, den Schlag zu dämpfen.
»Sicher ist das nicht alles.«
Ihre Wangen brannten aus Scham über den Aberglauben ihrer Clan-Leute.
»Es stimmt doch, oder? Es ist so wie damals der Vorfall mit den Wölfen und davor, als ich auf der Klippe gestrauchelt bin. Ihr seht Dinge voraus, ehe sie passieren.«
Ihr Blick flehte ihn an, sie nicht zu belügen. Nicht schon wieder. Er schwieg so lange, dass sie schon dachte, er würde gar nicht antworten.
»So ist es nicht«, sagte er schließlich. »Es ist mehr ein Gefühl. Meine Sinne sind schärfer als normal, das ist alles.«
»Schärfer?«, wiederholte sie. »Sie sind außerordentlich.« Ihr Lob schien seinen Unwillen nur zu steigern. »Ich begreife nicht, warum die Männer es nicht erkennen. Ihr habt uns das Leben gerettet.«
Er blickte ärgerlich zu ihr auf.
»Anna, lasst das. Es bedeutet nichts.«
Die Tatsache, dass er es ernst zu meinen schien, machte es nur noch schlimmer.
»Wie könnt Ihr das sagen? Bekümmert es Euch denn nicht? Sie sollten Euch danken und Eure außerordentlichen Fähigkeiten preisen, anstatt sich wie Kinder aufzuführen, die sich vor Kobolden unter dem Bett oder Gespenstern in der Kapelle gruseln.«
Ihr Wutausbruch seinetwegen schien keine Würdigung zu finden. Wieder spürte sie, dass ihm das Gespräch unangenehm war. Er sah sie hart an.
»Es bekümmert mich nicht, und ich habe es nicht nötig, dass Ihr alles erschwert, indem Ihr meine Sache vertretet. Ich möchte nicht, dass Ihr ein Wort über das verliert, was immer sie zu sehen geglaubt haben. Lasst den Vorfall auf sich beruhen, und die Sache wird eines natürlichen Todes sterben. Tretet Ihr sie breit, wird alles nur noch schlimmer.«
Er sprach aus Erfahrung.
Anna presste die Lippen zusammen, um nicht zu widersprechen. Es war nicht richtig, und die Ungerechtigkeit weckte in ihr alle Schutzinstinkte.
Es machte ihm zu schaffen. Es musste so sein, mochte er sich noch so gelassen geben. Der Umstand, dass er an die subtile Grausamkeit der Leute so gewöhnt war, dass er sie fast erwartete, machte alles nur noch schlimmer. Es drückte ihr das Herz ab. Wie oft war er zurückgewiesen oder abgelehnt worden, bis er so hart und gleichgültig geworden war? Ließ er aus diesem Grund die Menschen nicht an sich heran?
Plötzlich erschien ihr seine Zurückhaltung und Distanziertheit eher wie ein Mantel, der seine Einsamkeit verhüllte. Er tat dies schon so lange, dass er sich tatsächlich überzeugt hatte, dass er gern allein war.
Ihr Mitleid regte sich. Wie glücklich sie sich schätzen konnte, weil sie ihre Familie hatte! Der Gedanke, dass jemand allein sein musste, war ihr verhasst.
»Anna?«, sagte er. Sein Blick lag im Mondschein auf ihr. Ahnte er, welche Richtung ihre Gedanken genommen hatten? »Versprecht mir, dass Ihr nichts sagen werdet.«
Sie nickte, wenn auch unwillig.
Er stand auf. Nachdem er das geschmeidige Kettenhemd über den Kopf gezogen hatte und in einen sauberen Waffenrock geschlüpft war, machte er sich daran, seine zahlreichen Waffen anzuschnallen. Ihn so zu beobachten, hatte etwas Intimes an sich, dennoch war es ihr nicht peinlich. Es kam ihr vielmehr ganz natürlich vor. Als könne sie ihm ewig zusehen, wie er sich für den Kampf rüstete.
Der Gedanke hätte ihr Angst machen sollen. Stattdessen erfüllte er sie mit einem starken Sehnsuchtsgefühl, das sich auf etwas richtete, das knapp außerhalb ihrer Reichweite lag. Seine ruhige Gelassenheit sprach sie an und ließ sie an eine Zukunft denken. Ließ sie glauben, dass er vielleicht nicht irrte, sondern recht hatte.
Ein standhafter Krieger. Wie widersprüchlich alles war. Aber vielleicht hatte sie alles falsch aufgefasst.
»Was werdet Ihr tun, wenn der Krieg beendet ist?«
Sie fragte sich, ob er jemals erwogen hatte, etwas aus seinem Zeichentalent zu machen? Oder würde er auf den nächsten Kampf warten, den es auszufechten galt?
Die Frage verblüffte ihn. Arthur, der seinen Schwertgürtel umschnallte, hielt inne.
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