Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
an.
»Inzwischen müsste er längst wieder bei uns sein.«
Die Wahrheit traf sie wie ein Hammerschlag und erschütterte sie bis ins Innerste. Tränen der Verzweiflung stiegen ihr in die Augen. Die erste löste sich aus ihrem Augenwinkel, als sie hörte, wie ein Pfiff die Stille der Nacht durchschnitt.
»Die Nachtwache«, sage Alan, ehe sie fragen konnte. »Jemand nähert sich dem Lager.«
Der Warnpfiff brachte Bewegung in die Runde. Anna sprang auf, die anderen ebenso. Sie vernahm wilde, Erregung und Erleichterung anzeigende Rufe, ehe sie ihn sehen konnte.
Im nächsten Moment tat ihr Herz einen Freudensprung, Arthur trat in den Lichtkreis des Lagerfeuers. Hastig musterte sie ihn, ob er unversehrt geblieben war. Bis auf die Erschöpfung, von der sein hübsches Gesicht gezeichnet war, und seine verschmutzte Rüstung sah er unversehrt aus. Völlig unversehrt.
Eine Gefühlsaufwallung überwältigte sie. Sie trat einen Schritt vor, ehe sie sich fasste und ihr Verlangen unterdrückte, zu ihm zu gehen, in seine Arme zu stürzen, die Arme um seinen Hals zu schlingen und sich vor Erleichterung an seiner schmutzigen, von der Rüstung geschützten Brust auszuweinen.
Sie hatte kein Recht dazu. Keinen Grund. Zwischen ihnen war kein Werben, sie waren auch nicht verlobt. Sie bedeuteten einander nichts. Bald würde sie einem anderen gehören.
Da erblickte er sie.
Einen törichten Moment lang sagte sie sich, er hätte nach ihr gesucht.
Ihre Blicke trafen sich. Sie spürte die Kraft seines Blickes bis ins Innere. Widerhallend. Pochend. Sie vor Sehnsucht erdrückend.
Hätte er sich nun von ihr abgewendet, sie kalt abgetan, hätte sie der Zukunft mit ruhigem Herzen ins Auge blicken können. Stattdessen aber nickte er ihr kurz zu, da er ihre Verzweiflung ahnte. Mir fehlt nichts.
Es war nur eine Kleinigkeit, aber immerhin eine Bestätigung, dass zwischen ihnen eine Beziehung bestand. Etwas Besonderes. Er konnte es nicht länger leugnen. Sie war ihm nicht gleichgültig.
Mit einem letzten Blick drehte er sich um und ging auf ihren Bruder zu.
Annas Gefühle waren in Aufruhr. Während er ihrem Bruder Bericht erstattete, horchte sie nur mit halbem Ohr, zu stark von dem eben Geschehenen in Anspruch genommen, um sich auf etwas anderes konzentrieren zu können.
Bruces Leute. Eine große Abteilung. Die Zahl fesselte ihre Aufmerksamkeit. Ihr Atem stockte. Fünfundzwanzig Mann? Arthur hätte tot sein müssen.
Er hatte sie ein paar Meilen über Urquart Castle hinausgelockt, ehe er versuchte, nach Osten auszubrechen. Aber die Gesetzlosen hatten sich nicht so leicht abschütteln lassen, so dass er gezwungen war, auf sein Pferd zu verzichten und sich zu Fuß bis zu ihnen durchzuschlagen. Anna argwöhnte, dass er manches aussparte.
Alan bedankte sich für den geleisteten Dienst, ehe er ihn zum Sitzen aufforderte und ihm eine Stärkung vorsetzen ließ.
Ihr Bruder sprach noch eine Weile mit ihm, leise, so dass Anna nichts hören konnte, ehe er Arthur seiner Labung überließ – allein.
Anna knabberte an einem Hafermehlfladen und einem Stück Trockenfleisch und versuchte Ruhe zu finden, wie die anderen. Mit dem Fortschreiten des Abends aber kam ihr ein Gedanke, der ihr Sorgen bereitete. Das Lager hatte sich bei seiner Rückkehr belebt – die Männer waren erleichtert, dass er der Gefangennahme entgangen war –, doch hatte es kein ausgelassenes Feiern gegeben, wie es zu erwarten gewesen wäre. Nachdenklich runzelte sie die Stirn. Etwas Merkwürdiges ging hier vor. Bis auf ihren Bruder hatte sich ihm niemand genähert. Es hatte kein Schulterklopfen gegeben, keine rüden Witze und Trinksprüche wie sonst bei solchen Gelegenheiten. Stattdessen war ihr aufgefallen, dass aus vielen Blicken, die ihn trafen, großes Unbehagen sprach.
Arthur schien es nicht aufzufallen. Er beendete sein Mahl, leerte den Bierschlauch, den man ihm gebracht hatte und zog sich in die Stille des Waldes zurück.
Sie sah ihm nach, von dem überwältigenden Drang erfüllt, etwas zu tun. Sie blickte um sich. Was war nur mit ihren Clan-Leuten los? Warum benahmen sie sich so?
Als sie es nicht mehr aushielt, entschuldigte sie sich und machte sich auf die Suche nach ihrem Bruder. Er sprach mit einigen seiner Leute, entließ sie aber, als er Anna sah.
»Ich dachte, du würdest erleichtert sein«, sagte Alan.
Sie tat erst gar nicht, als hätte sie ihn nicht verstanden.
»Ich bin es.«
»Warum dann die nachdenkliche Miene?«
»Warum benehmen die Männer sich so? Warum
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