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Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)

Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)

Titel: Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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Tropfen der köstlichsten
Schweinebratensoße zu vergeuden, die je eine Kartoffel verschönt hatte. Und erst die Füllung! Nie im Leben hätte er gedacht, dass er geröstete Mandeln und getrocknete Preiselbeeren als Bratenfüllung schätzen würde, doch der Geschmack, der ihm noch an der Zunge haftete, verriet geradezu göttliche Inspiration.
    Alex erspähte ein Karottenstückchen, das von seinem Teller gefallen war, und setzte sich auf, um die dünne, perfekt gegarte Scheibe in den Mund zu schieben. Dann griff er nach dem zweiten Glas Whiskey, das Sarah ihm eingegossen hatte, als sie ihm vor ein paar Minuten frische Eiswürfel gebracht hatte, und schwenkte den Inhalt des Glases.
    Auf dem großen Holztablett drängten sich leere Teller, ein großes Glas, das Limonade enthalten hatte, sowie eine winzige Vase mit einigen Zweigen, an denen Beeren prangten  – alles auf einem frischen weißen Platzdeckchen aus Leinen. Die zugehörige Serviette war in der Form eines Vogels gefaltet.
    Alex, der schon etliche Fünf-Sterne-Hotels kennengelernt hatte, konnte sich nicht entsinnen, jemals ein köstlicheres Essen stilvoller serviert bekommen zu haben. Wenn sein Vater letzten Sommer diesen Service genossen hatte, war es kein Wunder, dass er Sarah engagiert hatte.
    Als Sarah nach Hause gekommen war, hatte sie sich, nachdem sie ihn ermahnt hatte, seinen Vater anzurufen, direkt zum Kühlschrank begeben und hatte mit den Vorbereitungen für das Dinner begonnen, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Sie schien eine völlig andere Frau zu sein als jene, die in Panik aus dem Haus gerannt war. Diese Sarah war ruhig, freundlich distanziert und völlig sachlich.
Sie war noch immer in der Küche zugange. Er hörte Pfannen klappern, Schranktüren, die geöffnet und geschlossen wurden, und im Hintergrund das Geräusch einer Ratgeber-Fernsehsendung. Nachdem er minutenlang angestrengt gehorcht hatte, war Alex klar, dass Sarah eine Koch-Show verfolgte. Was Sinn ergab, da die Gerüche, die immer durch die Schwingtür hereinwehten, wenn sie mit Getränken oder Speisen hereinkam, bei Alex die Frage weckten, ob das alles nicht ein kulinarischer Traum war. Ging es in diesem Stil weiter, würde er seine zwanzig Pfund – und noch etliche dazu – in nicht einmal einem Monat wieder auf den Rippen haben.
    Er nahm einen tiefen Schluck Whiskey und lehnte sich in der Couch zurück, um seinen Blick durch den Salon schweifen zu lassen, wobei er die zahlreichen Veränderungen registrierte  – einige sehr subtil, andere hingegen überaus auffällig. Die Vorhänge waren neu, Gradys alter Sessel war frisch gepolstert, die Fenster, die das Licht im Raum reflektierten, blitzten makellos. Nirgendwo eine Spinnwebe oder Staubflusen. Das Mobiliar war unverändert, und die Nippsachen seiner Mutter standen noch da, doch war alles geschmackvoll umarrangiert und dermaßen auf Hochglanz poliert, dass man schier geblendet wurde. Hier sah es aus wie auf einem gestellten Foto für ein Einrichtungsmagazin.
    Tatsächlich mutete das Ambiente wie eine überaus gepflegte, erstklassige Frühstückspension an.
    »Haben Sie Grady schon erreicht?«, fragte Sarah, als sie durch die Schwingtür hereinschwebte, diesmal mit einer Armladung Holz, das sie in den Behälter neben dem Kamin legte.
    »Sarah, Sie brauchen kein Holz hereinzuschleppen«, sagte Alex, stellte sein Glas ab und stand auf.
    Sie schüttelte den Kopf und bedeutete ihm, sitzen zu bleiben. »Behalten Sie Platz«, sagte sie und nahm das Tablett mit dem leeren Geschirr. »Es macht mir nichts aus, Holz zu holen. Auf Crag Island wollte ich immer schon einen offenen Kamin haben, aber es gab dort nur einen dickbauchigen Ofen im Wohnzimmer.« Sie stützte das Tablett auf eine Hüfte, um eine Hand frei zu haben, und beugte sich vor, um sein Whiskeyglas nachzufüllen; die Flasche hatte sie auf dem Tisch stehen lassen. »Sie lehnen sich einfach gemütlich zurück und genießen es, wieder daheim zu sein. Haben Sie die Duschtücher gefunden? Ich habe sie im Schrank auf dem Gang untergebracht, da dort mehr Platz war.«
    Ihm war schon aufgefallen, dass der Einbauschrank im Bad so umgeräumt worden war, dass alle Hausbewohner nun ihr eigenes, mit Namen gekennzeichnetes Fach hatten. Eines war allerdings leer geblieben. Alex nahm an, dass es ihm zugedacht gewesen wäre, wenn er planmäßig in zwei Monaten heimgekehrt wäre.
    »Wie bitte?«, fragte er und blickte stirnrunzelnd zu ihr auf, als sie ihm wieder eine Frage

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