Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
eigenen Geschichte zu werden.
Und als Grady Knight mit seinen Enkeln und den zwei jüngeren Söhnen im August auf Crag Island gelandet war, um dort einen Monat Urlaub in ihrer Pension zu machen, hatte er Sarah die Möglichkeit geboten, den ersten wichtigen Schritt in ihr neues Leben zu tun. Sie solle ihnen den Winter über den Haushalt führen, so hatte Grady ihr vorgeschlagen, während sie an der Wiedereröffnung der aufgelassenen Sport-Lodge arbeite. Er hatte sie unter anderem erworben, als er einige Jahre zuvor das Land kaufte, auf dem sie nun lebten. Damals hatte Grady nur eine Bedingung gestellt: Die Sache mit der Sport-Lodge sollte ihr kleines Geheimnis bleiben, bis er seine Söhne überzeugt hätte, welche Vorteile mit der Wiedereröffnung einhergingen.
An einem hatte Sarah nie gezweifelt: an ihrer hervorragenden Fähigkeit, einen Gastbetrieb zu führen. Und sie würde nicht zulassen, dass dieser Mr. Ekel da drinnen ihre Talente heruntermachte, dachte sie mit einem giftigen Blick in Richtung geschlossene Tür.
Sie machte seine Kinder nicht zu verzogenen Gören, sondern brachte ihnen Manieren bei. Delaney lernte nähen und ließ wachsendes Interesse an ihrer Kleidung und Frisur sehen. Und Tucker war endlich imstande, sein Fleisch auf dem Teller zu schneiden, ohne sich und seine Mitmenschen zu gefährden.
Sogar Ethans und Pauls Manieren hatten sich verbessert. Grady hatte Sarah gestanden, dass Rose, seine verstorbene Frau, ihren Söhnen von Geburt an gutes Benehmen eingeimpft hatte, dass die Kinder seit ihrem Tod vor sieben Jahren jedoch ein wenig nachlässig geworden waren.
Nicht dass sie Barbaren gewesen wären, sie benötigten nur eine weibliche Hand, hatte Grady erklärt. Rose war zwei Monate nach Tuckers Geburt gestorben, und seit Charlotte zwei Jahre später durchgebrannt war, schien die ganze Familie ein wenig verlottert zu sein.
Mr. Alex Knight konnte ebenfalls eine Auffrischung seiner Manieren gebrauchen, entschied Sarah, als sie das Glas ansetzte, um die letzten Topfen Limonade zu trinken, bevor sie sich zur Theke umdrehte, um weitere Zitronen aufzuschneiden. Rasch füllte sie wieder einen Krug mit Zitronenlimonade und goss dann ins untere Drittel ihres Glases Whiskey, der aus einer Extraflasche aus der Vorratskammer stammte. Sie füllte das Glas mit Limonade auf und hoffte, Alex würde seinen Whiskey austrinken. Wenn er sich so erschöpft fühlte, wie er aussah, musste ihn der Alkohol bis zum Morgen schachmatt setzen.
Sarah lächelte, als sie ihren neuen Drink schlürfte. Sie war stolz auf ihren Plan, Alex mit Alkohol zuzuschütten, bis er irgendwann umfiel. Es war erstaunlich, was man alles aus Romanen lernen konnte, und sie konnte es kaum erwarten, ins Bett zu klettern und zu erfahren, wie Rachel Foster sich aus der Katastrophe, in der sie sich befand, herauslavieren würde. Als Sarah am vergangenen Abend zu lesen aufgehört hatte, war Rachel durch das geheime Tunnelsystem des schönen Landhauses geschlichen, bei dessen Planung sie ihrem Vater
geholfen hatte, und hatte versucht, einen gestohlenen Smaragdohrring wieder an seinen Platz zu bringen. Heute hoffte Sarah, jenen Teil der Geschichte zu erreichen, in dem die sexuelle Spannung, die sich zwischen Rachel Foster und Keenan Oakes aufbaute, endlich explodierte.
Sarah schwenkte das Eis in ihrem halb leeren Glas und behielt die Tür zum Salon im Auge. Zu schade, dass Alex ein solches Ekel war. Er war ein bisschen auf der dünnen Seite und ein wenig angeschlagen, aber insgesamt sah er aus wie ein Romanheld. Besonders diese kristallblauen Augen konnten einer Frau ganz schön einheizen, wenn er sich die Mühe machte, seinen Charme spielen zu lassen. Vorausgesetzt, ihm lag daran, die Aufmerksamkeit einer Frau zu gewinnen, denn eines war klar: Er hatte ganz sicher nicht versucht, sie zu bezaubern!
Sarah hatte ihn dabei ertappt, wie er ihre Brust anstarrte. Das taten die meisten Männer. Ihre üppige Figur war der Hauptgrund, weshalb Roland Banks sie geheiratet hatte; eine kurvige blonde Ehefrau am Arm war für ihn die beste Tarnung. Alex Knight hingegen gehörte zur üblichen Sorte lüsterner Typen.
Als das Telefon im Zimmer nebenan schrillte, stürzte Sarah sofort zur Tür, um zu lauschen.
»Hallo«, hörte sie Alexander sagen. »Ethan! Ethan, ich bin es, Alex!«
Ein Moment Stille, dann hörte Sarah: »Ethan, hör mal, ich bin es wirklich. Ich bin nicht tot, Bruderherz«, sagte Alex leise. »Ich wurde nicht erschossen, da ich in den Dschungel
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