Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
stellte.
»Haben Sie Grady erreichen können?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Sie müssen noch immer unterwegs sein. Ich habe für Dad oder Ethan eine Nachricht an der Rezeption hinterlassen; sie sollen zurückrufen.«
Sarah schenkte ihm ein so breites Lächeln, dass Alex der Atem stockte. Verdammt, wie schön sie war, wenn sie lächelte. »Sobald sie Ihre Stimme hören, werden sie ins Flugzeug springen und noch heute zurückfliegen«, meinte sie.
Wieder schüttelte Alex den Kopf. »Von Portland aus können sie mit dem Wasserflugzeug zwar starten, doch würde Ethan niemals in der Dunkelheit auf dem See landen, und schon gar nicht, wenn die Kinder an Bord sind.«
»Ach, dann werden Sie wohl bis zum Morgen warten müssen.«
Alex nickte, ganz auf das Tablett konzentriert, als sie es von ihrer Hüfte nahm und wieder mit beiden Händen packte. »Sarah, verwöhnen Sie alle so und bedienen sie, als wären sie in Ihrer Pension zu Gast? Guter Gott«, sagte er und verdrehte die Augen. »Sie werden aus meinen Kindern verwöhnte Gören machen.«
Sie schien verwirrt, wenn nicht gar ein wenig gekränkt. »Ich verwöhne niemanden. Ich mache nur meine Arbeit gut.«
»Sie haben dieses alte Haus in ein Schmuckkästchen verwandelt. Und Sie hatten keine ruhige Minute, seitdem Sie von Ihrem Spaziergang zurückgekommen sind. Oder wollen Sie mich etwa beeindrucken, weil Sie befürchten, ich könnte meinem Vater sagen, er soll Sie fortschicken?«
»Ich will weder Sie noch sonst jemanden beeindrucken«, erwiderte sie gepresst, wobei ihr Rücken vor Zorn angespannt war, was die köstlichen Rundungen ihrer Figur vorteilhaft betonte, was Alex nicht entging. »Nur weil ich das Haus gern in Ordnung halte und gern gut koche, heißt das nicht, dass ich damit versteckte Absichten verfolge.«
»Hören Sie, es tut mir leid«, sagte er und senkte den Blick, um sich nicht ständig ausmalen zu müssen, was sich unter der hübschen rosa Jacke verbarg. »Das Haus ist schön, und das Essen war herrlich. Und der Whiskey«, setzte er hinzu
und griff nach seinem nachgefüllten Glas, »war eine sehr umsichtige Ergänzung, die ich zu schätzen weiß.«
»Gern geschehen«, schoss sie leise zurück, drehte sich um und entschwand durch die Schwingtür in die Küche.
Huch. Ihr war nicht entgangen, dass er ihre Brust bemerkt hatte. Aber verdammt, ein Blinder hätte zu würdigen gewusst, wie sie diese Jacke ausfüllte! Er zuckte zusammen, als er lautes Pfannengeklapper hörte, und dann wieder, als eine Schranktür zuknallte und der Fernsehapparat lauter gestellt wurde. Seine üppige Haushälterin und Ehefrau war also leicht irritiert und mochte es nicht, wenn sie angestarrt wurde. Wie … interessant. Alex konstatierte diese zwei kleinen Tatsachen lächelnd und hob sein Glas in Richtung Küchentür, ehe er sich den nächsten langen Schluck gönnte.
3
D ieses Ekel! Sarah nahm einen ordentlichen Zug von ihrer mit Whiskey aufgebesserten Limonade und starrte die Küchentür finster an. Dieser arrogante Widerling – anzudeuten, dass sie ihn vier Stunden lang verwöhnt hatte, bloß weil sie befürchtete, gefeuert zu werden. Alex mochte ja der künftige Erbe sein, doch hatte Grady Sarah sein Wort gegeben, dass sie hier auf dem Landsitz der Knights ein Zuhause haben würde, solange sie wollte.
Sarah wischte zornig das Nass weg, das ihr plötzlich in die Augen stieg. Letzte Woche hatte Grady sogar Tochter zu ihr gesagt und sie väterlich umarmt, als sie die Amtsräume von Richter Rogers verlassen hatten. Auch Ethan und Paul hatten sie umarmt und Schwester zu ihr gesagt. Nur weil Alex Knight die Frechheit besaß, am Leben zu sein, hieß das noch lange nicht, dass sie ihre Koffer packen musste! Sie war doch keine miese Spielfigur, bloß weil man sie zum Schutz der Kinder nun nicht mehr brauchte. Und ganz sicher würde sie sich niemals so sehr erniedrigen, sich ihre Stellung durch Liebedienerei sichern zu wollen.
Sarah nahm noch einen Schluck von ihrem Drink. Sie hatte zwölf elende Jahre in Martha Banks’ Schuld gestanden und acht Jahre versucht, für den tyrannischen Sohn dieses Drachens unsichtbar zu sein. An jenem Tag, als sie
im vergangenen Juni Martha begraben hatte, war Sarah mit dem Gelübde vom Friedhof gegangen, nie wieder zuzulassen, dass jemand ein Gefühl von Unzulänglichkeit in ihr weckte. Marthas Beerdigung hatte Sarahs letzte Verpflichtung ihrem verstorbenen Vater gegenüber getilgt und ihr endlich die Freiheit geschenkt, zur Heldin ihrer
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