Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
eigene Faust diese Frau gesucht und nicht lang gefackelt: Keine zwei Tage, nachdem er vom Tod seines Sohnes erfahren hatte, hatte er sie zu seiner Schwiegertochter gemacht.
Wieder strich sich Alex übers Gesicht und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Okay, eines musste er seinem Vater lassen: Er hatte eine großartige Hausfrau gefunden. Was aber hatte Grady sich dabei gedacht, so eine verführerische Person unter einem Dach mit seinen drei ledigen Söhnen zusammenzubringen?
Es sei denn … es sei denn, dies war genau der Grund, weshalb Grady Sarah geholt hatte. So ein gerissenes altes Schlitzohr! Er hatte gehofft, seinen Söhnen gehörig einzuheizen. Vermutlich war es ihm einerlei, wer letztendlich in
die Falle tappte, solange er am Ende eine Schwiegertochter bekam.
Alex legte den Kopf auf die Couchlehne und starrte zu dem Elchschädel über dem Kamin hinauf. Der Whiskey hatte ihm die offenkundigen Vorteile aufgezeigt, die eine Ehe mit Sarah mit sich brachte. Sie hatte sich gegen seine Umarmung nicht richtig zur Wehr gesetzt, also hatte er sie geküsst. Und sie hatte seinen Kuss erwidern wollen, als er zur Vernunft gekommen war. Vielleicht war Sarah dieser Ehe ja nicht so abgeneigt, wie er zunächst geglaubt hatte? Vielleicht hatte sie Delaney und Tucker liebgewonnen und brachte es nicht übers Herz, sie aufzugeben? Schließlich war sie auf Gradys Plan, die beiden zu behüten, bereitwillig eingegangen. Vielleicht war sie deswegen nicht auf und davon gelaufen, wie jede vernünftige Frau es getan hätte, sondern war von ihrem Ausflug zurückgekommen und hatte ihn bekocht.
Im Haus war es still geworden, in der Küche herrschte Dunkelheit. Sarah musste in ihrem Zimmer hinter der Küche sein, im ehemaligen Nähzimmer, das nach dem Tod seiner Mutter zum Schlafzimmer der Haushälterin umfunktioniert worden war.
Alex schloss die Augen und erwog, ebenfalls zu Bett zu gehen. Schließlich rappelte er sich mit einem matten Seufzer auf, vergewisserte sich, dass die restliche Glut im Kamin keinen Schaden anrichtete, und ging nach oben. Elf Schreckenstage lang hatte er davon geträumt, im eigenen Bett einzuschlafen und den Wind in den hohen Fichten vor dem Fenster rauschen zu hören, und heute ging sein Wunsch endlich in Erfüllung.
4
W eißt du noch, was ich in unserem Fitness-Raum zu dir gesagt habe, nachdem du mich geküsst hattest?«, fragte Keenan, griff hinter sie, hob sanft ihren Zopf an und zog ihn über ihre Schulter nach vorn.
»Ich …«, Rachel schluckte und versuchte es noch einmal. »Ich weiß nicht mehr – was hast du denn gesagt?«, fragte sie heiser und strengte sich an, sein Gesicht durch die Schatten zu erkennen. Sie konnte gar nichts sehen, deshalb senkte sie den Blick und schaute wie betäubt zu, als er energisch den Verschluss öffnete, ihre Haarspange einsteckte und dann behutsam die freien Haarenden um seine Finger schlang.
»Ich sagte, dass ich die Sache zu Ende bringen würde, wenn wir beim nächsten Mal diesen Punkt erreichen.«
»Und wir … wir stehen nun an diesem Punkt?«
Langsam und mit so sanfter Präzision, dass Rachel bis in die Zehen ein Prickeln verspürte, ging Keenan daran, ihren Zopf zu entflechten.
»Dieser Punkt liegt hinter uns, Rachel.«
Ihre Haut zog sich erwartungsvoll zusammen.
Der Zopf löste sich langsam, und seine Hand wanderte nach oben.
Das Atmen machte ihr Mühe.
Und als seine Finger schließlich ihren Nacken erreichten, umfasste
er ihren Kopf, neigte sich über sie und näherte sich ihren Lippen, ohne sie zu küssen und sie zu berühren. Er ging nur so nahe an sie heran, dass jeder Nerv ihres Körpers zum Leben erwachte.
»Zieh mir eins mit deiner Taschenlampe über, Rachel, oder küss mich.«
Die Taschenlampe fiel polternd zu Boden.
Sarah stockte der Atem, ihr Blick haftete unverwandt an der Buchseite, während ihre Körperhaare sich sträubten. »Tu es nicht, Rachel«, flüsterte sie. »Wenn du mit ihm ins Bett gehst, gibt es kein Zurück mehr. Er wird mehr fordern, als du zu geben gewillt bist. Tu es nicht!«
Aber Rachel tat es, gleich im nächsten Satz, als sie sich Keenan Oakes an den Hals warf und ihn mit der Kraft einer Leidenschaft küsste, die sich nicht länger leugnen ließ. »Jetzt hast du es getan«, murmelte Sarah, als sie ihr eigenes Haar über die Schulter zog und es zu einem Pferdeschwanz flocht, während sie mit schreckensweiten Augen weiterlas. Allmächtiger, Keenan nahm sie gleich hier, an die Wand gepresst! Und Rachel
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