Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
dass er ihr Buch betrachtete.
»Sie haben ein Doppelbett«, sagte er ganz leise und sah sie mit glänzenden – oder wohl eher vom Whiskey glasigen – Augen an. »Vielleicht könnten Sie mir ja etwas vorlesen, bis ich einschlafe? Ich glaube nicht, dass ich noch die Kraft habe, wieder diese Treppe zu erklimmen.«
Sarah drückte ihr Buch noch fester an ihre Brüste. Was würde Rachel Foster jetzt tun? Ihm ihr Buch nachwerfen? Ihn, falls nötig, die Treppe hinaufschleifen?
Nein, dachte Sarah mit einem mentalen Kopfschütteln. Eine kluge, lebensfrohe, selbstsichere Heldin würde vermutlich
zur Seite rutschen und Platz machen, wenn ein gutaussehender Mann mit blitzenden blauen Augen ihr einen so provozierenden Antrag machte. Außerdem, wozu war der Mann in seinem Zustand überhaupt noch in der Lage? Er hatte eine halbe Flasche Whiskey intus, er war erschöpft von den zwei Wochen, in denen er um sein Leben gerannt war, und er hatte gesagt, dass er nichts wie schlafen wolle.
War sie denn so verklemmt, dass sie ihn nicht auf der Decke neben sich liegen haben konnte? Fang so an, wie du fortfahren willst, rief sie sich ständig in Erinnerung. Nun, sie wollte ganz sicher nicht, dass Alex Knight sie für einen Angsthasen hielt – und schon gar nicht für ein prüdes spätes Mädchen. Vielleicht war es ja der Whiskey, der ihr Mut machte, oder aber Rachel Foster gab es ihr ein. Jedenfalls drehte Sarah sich ganz plötzlich um, strich die Decke glatt und klopfte auf das Bett neben sich.
Alex Knight rührte sich nicht. Sarah nahm eines der Kissen, das sie stützte, und legte es für ihn zurecht, wobei sie sich noch immer das Buch an die Brust presste, und klopfte wieder auf das Bett, ohne ihn anzusehen.
»Sie wissen, was Sie da tun, Lady?«
Was würde Rachel jetzt sagen? »Aber sicher«, erwiderte Sarah, wobei sie lässig mit einer Schulter zuckte. »Wenn Sie sogar zu müde sind, um die Treppe zu erklimmen, sagt das meiner Meinung nach alles. Da Sie mindestens dreißig Zentimeter länger sind als die Couch, kommt diese nicht in Frage. Sie liegen auf der Decke, und ich beschränke mich auf meine Hälfte des Bettes«, erklärte sie und klopfte wieder auf das Bett.
Als er sich noch immer nicht rührte, fühlte Sarah sich
plötzlich ganz als Herrin der Lage. War sie wirklich imstande, diesen Mann zum Einlenken zu bewegen, indem sie einfach bluffte? Verdammt, sich wie eine Heldin zu benehmen konnte einem schwer zu Kopfe steigen.
Sie schenkte Alex ein Lächeln, das Rachel stolz gemacht hätte. »Ich verspreche, dass ich die Situation nicht ausnutzen werde, Mr. Knight, falls Ihnen das Sorgen bereitet.«
Der Blick, mit dem Alex sie bedachte, hätte Sarah in die Flucht schlagen sollen, sie aber lächelte noch strahlender. Die Schatten der Nachttischlampe ließen seinen finsteren Blick eher grotesk als bedrohlich wirken, als Alex schließlich auf die Decke kroch. Er ließ sich neben ihr nieder und verschränkte die Hände seufzend über seinem flachen Bauch.
Sarah lag völlig reglos da, als sie die Wärme und das Gewicht seines Körpers spürte, der sich, nur durch die dünne Decke getrennt, an sie drückte. Ich kann das, ich kann das, wiederholte sie insgeheim immer wieder, bis ihr rasendes Herz sich so weit beruhigt hatte, dass sie unauffällig ein Stück von ihm wegrutschen konnte.
»Widmen Sie sich getrost wieder Ihrer Lektüre, aber lesen Sie laut vor«, sagte Alex und schloss die Augen, als er sich mit einem erneuten Seufzer tiefer in die Matratze sinken ließ. »Ich mag Ihre Stimme.«
Sie konnte unmöglich die Szene vorlesen, die er gerade unterbrochen hatte. Rachel und Keenan hatten es getan!
»Ich … hm … ich habe gerade das erste Kapitel gelesen, denn ich habe erst heute mit dem Buch angefangen«, erklärte sie, markierte die Seite und blätterte rasch zum ersten Kapitel zurück.
»Was für ein Buch ist das?«
»Ein … ein Spannungsroman, bei dem es um ein Geheimnis geht. Die Autorin lebt hier in Maine. Schauplatz ist die hiesige Küste.«
Sie sah zu ihm hinüber und bemerkte, dass Alex die Augen einen Spalt weit geöffnet hatte und sie anblickte. »Sie mögen Spannung und Geheimnisse?«
Sie schüttelte den Kopf. »Es geht eher um das Geheimnis einer Frau. Ein Stück Romantik ist auch mit dabei.«
Er verzog den Mund zu einem Lächeln und öffnete ein Auge, als er eine Braue hochzog. »Was Scharfes? Gekeuche und Gefummel?«
Sarah zügelte das Rot, das ihr am Hals hochstieg. »Es ist etwas
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