Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt
wollte ich komplett
ins Meer tauchen und hatte eigens dafür auch meine Badehose nunmehr 900
Kilometer mitgetragen. Das Wasser war mir aber doch zu kalt und so beließ ich
es bei den Füßen.
Die Sonne
strahlte mit uns um die Wette und wir genossen unseren Strandspaziergang. In
einer kleinen Strandbar ließen wir uns auf der Terrasse nieder. Ein kühles Bier
war jetzt genau das Richtige. Wir blieben eine ganze Weile dort und warteten
auf ankommende Pilger, denn der Camino zur Stadt ging genau hier vorbei. Leider
kam niemand vorbei den wir kannten.
Am frühen
Nachmittag schlenderten wir zurück zum Hafen. Jule blieb noch am Strand und
Mandy ging zurück in die Herberge, weil sie sich noch etwas ausruhen wollte.
Ich schlenderte noch durch den Hafen.
Auf einem
Hotelbalkon entdeckte ich Benno und Kathy. Die beiden waren heute Mittag
angekommen. Ich erzählte ihnen von unserem Plan, um 18:00 Uhr zum Leuchtturm zu
gehen. Dass sie sich uns anschließen wollten, war natürlich klar. Unsere Gruppe
wurde langsam größer. Weiterhin kam mir im Hafen noch die Uta aus Leipzig
entgegen. Ich kannte sie aus Santiago, als sie von Helmut und mir vor der
Kathedrale ein Bild machte. Uta ist Lehrerin in Halle und unterrichtet Musik.
Zur Zeit machte sie aber ein „Sabbatjahr“.
„Oh, was ist
das denn?“, fragte ich nach.
„Nach drei
Jahren Arbeit bei etwas weniger Lohn habe ich nunmehr ein ganzes Jahr frei und
bekomme trotzdem Geld“, erklärte sie mir.
„Das würde ich
auch gern machen, wo muss man denn da arbeiten?“, wollte ich wissen.
„Im
öffentlichen Dienst.“
Da war mir
alles klar. Also werde ich so was mal nie bekommen.
Auch ihr
erzählte ich von dem Plan und sie war natürlich auch sofort mit von der Partie.
Ich hatte gehofft Martin noch zu treffen. Er sollte heute von Muxia kommen und
musste nun langsam eintreffen.
Kurz vor 16:00
Uhr brach ich auf. Ich wollte zurück in die Herberge, um auch noch etwas
auszuruhen. Als ich beim nächsten Restaurant vorbeiging, sah ich Martin dort in
aller Seelenruhe einen Salat essen. Na super, ich warte zwei Restaurants weiter
und er sitzt bereits lange hier! Die Freude, ihn wieder zu treffen, war groß.
Kurz erzählte er mir von seiner Tour nach Muxia und zusammen gingen wir zur
Herberge. Mandy freute sich sehr, Martin zu sehen. Mit ihm wuchs auch unsere
Gruppe für den Abend weiter an. Einem schönen Abend stand nun nichts mehr im
Weg.
Gegen 18:00
Uhr stürmten wir, bewaffnet mit einem riesigen Einkaufswagen, das örtliche
FROIZ (spanischer Supermarkt) und kamen bepackt mit zig Tüten wieder heraus. Da
half nur eins, Martins Rucksack, in dem alles verstaut wurde und der nun zum
ersten Mal so schwer war, dass es Martin förmlich nach hinten zog. Seinen
ganzen Camino hatte er nie so einen gewichtigen Rucksack getragen.
Der Weg zum
Kap war noch mal gut drei Kilometer und wir gingen bei schönstem Wetter zusammen
zum Leuchtturm. Dort steht auch der letzte Stein am Wegesrand mit der
Jakobsmuschel und der Kilometerangabe 0,00 K.M. Spätestens jetzt merkten wir,
dass wir das eigentliche Ende des Jakobswegs erreicht hatten.
Der
„Camino a Fisterra“ endete hier. Auf
dem großen Granitfelsen vor dem Leuchtturm bekamen wir ein super Panorama
geboten. Der Ausblick war einfach fantastisch. Schnell fand sich ein schönes
Plätzchen und das mitgebrachte Essen und Trinken wurde ausgepackt. Wir hatten
viel Spaß.
Der letzte
Stein am Leuchtturm
Kurz vor
Sonnenuntergang kam noch eine Gruppe spanischer Frauen auf den Felsen und
begannen galicische Lieder, begleitet von dem Tamboril (eine kleine Trommel),
zu singen. Galicische Lieder erinnern sehr an keltische Musik. Besser konnte
unser Abend nicht begleitet werden. Es machte sich ein bisschen Gänsehautgefühl
breit. Als gegen 21:30 Uhr die Sonne im Meer versank, begannen wir mit der
offiziellen Verbrennung unserer Pilgerkleidung. Ich verbrannte mein Regencape.
Es hatte mich den ganzen Weg begleitet, aber zuletzt doch seinen Dienst
versagt.
Der
Sonnenuntergang, ein Bild wie aus einem Hochglanzprospekt. Die Sonne versank im
Meer, gerade so, als wenn der Ozean sie aufsaugen würde. Die Sicht war so
fantastisch, dass wir dachten, wir könnten bis Amerika blicken und die
Freiheitsstatue sehen. Genau so sollte die letzte große Station auf meinem Weg
sein. Es war einfach traumhaft. Ich empfand es als eine Belohnung für den weiten
Weg. Mit unseren Stirnlampen traten wir den Heimweg an. Bei uns allen herrschte
Einigkeit darüber, dass wir
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