Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt
Schweden und den USA mit einem Pilger
aus Vietnam zusammen. Wir waren sicherlich die einzigen sechs Pilger, die an
diesem Tag in Lires übernachteten.
Gegen 22:00
Uhr gingen wir zurück zur Pension. Morgen würde es zur letzten Etappe gehen. Je
länger ich darüber nachdachte, um so mehr machte mich das unruhig. Das Ende war
in Sicht und ich war mir nicht sicher, ob ich mich darüber freuen sollte.
•
35. Tag: Lires –
Muxia
(16 km)
Mit einem
guten Frühstück begann unser Morgen. Das nette Vermieter-Ehepaar versorgte uns
vorzüglich. Selbst der frisch gepresste Orangensaft fehlte nicht. Die beiden
waren einfach umwerfend mit ihre Fürsorge und Freundlichkeit. Der Tipp von dem
französischen Ehepaar war echt gut gewesen. Nach einer herzlichen
Verabschiedung trat ich heute den letzten Teil meiner Wanderung an.
Das Wetter
hatte sich etwas abgekühlt und die Sonne wollte sich auch noch nicht so recht
sehen lassen. Zum Wandern war es aber perfekt. Noch mal die Natur genießen und
dem Klang der Wanderstöcke lauschen. Jetzt kamen wirklich die letzen Kilometer
einer so langen Wanderung. Alles in allem waren es doch fast 1.000 Kilometer
geworden. Eine unglaubliche Zahl.
Obwohl ich mit
Mandy zusammen aufgebrochen war, Gerald wollte weiter nach Finisterre, gingen
wir doch die meiste Zeit alleine. Jeder hing so seinen Gedanken nach. Gegen
13:00 Uhr liefen wir in Muxia ein. Im Pilgerbüro bekamen wir noch eine
Pilgerurkunde, die „Muxiana“, das war jetzt meine dritte.
Direkt an der
Uferpromenade fanden wir ein Hotel, in dem Pilger für nur 20,- € ein einchecken
konnten. Das war es uns natürlich wert. Mein Zimmer hatte große Fenster und der
Ozean lag direkt davor. Ich brauchte nicht mal vom Bett aufstehen und konnte
trotzdem aufs Meer blicken. Lange lag ich auf meinem Bett und träumte vor mich
hin. Hier ist das Ende erreicht. Morgen würde ich zurückfahren und meine großes
Abenteuer wäre vorbei.
Das Kap von
Muxia
Später
wanderten wir ans Kap von Muxia. Muxia liegt in der Nähe der „Costa da Morte“
(Todesküste). Der Name stammt wohl daher, dass früher viele Schiffe vor der
Küste verunglückten. Als Zeichen des Schutzes für die Fischer und Seeleute
wurde die Kirche „Santuario de Nosa Senora da Barca“, was so viel heißt wie „unsere
Frau vom Boot“ um das Jahr 1600 gebaut. Leider war die Kirche abgeschlossen und
man konnte nur durch die Gittertür ins Innere blicken.
Es war
ziemlich windig, aber die Sonne schien wieder und zwischen den Felsen fanden
sich windgeschützte Stellen. Die Felsen waren von der Sonne aufgeheizt. Als wir
dort saßen, sprachen wir über die letzten Wochen, was jeder so erlebt hatte,
wen er alles getroffen und kennen gelernt hatte und wie für ihn der Camino in
Erinnerung bleiben würde. Dass es etwas Besonderes bleiben würde, war klar.
Nach dem
Abendessen im Hotel mussten wir uns dann verabschieden. Mandy hatte noch einen
Tag länger als ich und wollte morgen bereits früh aufbrechen, um nach Olveiroa
zu laufen. Mit den besten Wünschen für den restlichen Weg und eine glückliche
Ankunft in der Heimat verabschiedeten wir uns.
•
36. Tag: Muxia –
Santiago
(Busfahrt)
Als ich am
Morgen aufstand und ins Restaurant zum Frühstück ging, sagte mir die
Hotelchefin, dass Mandy bereits unterwegs sei. Irgendwie war ich ein bisschen neidisch
auf sie. Das Wetter war traumhaft heute und sie konnte schon wieder mit ihrem
Rucksack wandern. Groß war meine Freude auf die baldige Heimkehr. Ganz in Ruhe
frühstückte ich, um dann so langsam meinen Rucksack zu packen. Mein Bus fuhr
erst um 14:30 Uhr und ich hatte noch viel Zeit.
Noch während
des Frühstücks kamen zwei ältere Pilgerinnen aus Deutschland hier im Hotel an,
die ich bereits ein paar Mal auf dem Camino getroffen hatte. Auch die Beiden
erkannten mich gleich wieder und wir beglückwünschten uns noch gegenseitig auf
unser bestandenes Abenteuer.
Da ich noch
Zeit bis zur Abfahrt hatte, schlenderte ich noch etwas durch den Hafen. Vor dem
Pilgerbüro fand ich plötzlich einen Pilgerpass. Den musste kurz vorher jemand
verloren haben. Sofort ging ich ins Pilgerbüro hinein und hoffte dort den
Verlierer des Passes zu finden. Es war aber kein Pilger mehr dort. Der Mann im
Büro konnte mir auch nicht weiterhelfen. Ich sah in seinem Buch, dass es ein
Pilger aus Deutschland war und der Name stand ja im Pilgerpass. Also nahm ich
den Pass an mich und ging wieder Richtung Hotel.
Vor einer Bar
sah ich einige Leute sitzen und
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