Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt
Caballeros mit ihren Pferden. Innerlich musste ich
schmunzeln. Trotz einem PS mehr kamen sie auch nicht schneller voran als ich zu
Fuß.
Nach weiteren
fünf Kilometern legte ich aber noch mal eine Rast ein. Ich hatte heute noch gar
nichts gegessen und mein Körper fand wohl auch, dass es jetzt langsam Zeit
dafür würde, denn außer meinem Kaffee am Morgen in der Herberge hatte es noch
nichts gegeben.
Nach einer
längeren Pause und einem guten Mittagessen nahm ich dann die letzten Kilometer
bis Finisterre in Angriff. Der Himmel zeigte mehr und mehr blau und die Sonne
verwöhnte mich. Das war für mich ein Zeichen.
Die meisten
Tage auf meinem Camino waren von schlechtem Wetter geprägt, aber die für mich
wichtigen Stationen auf meinem Weg wurden jedes Mal von der Sonne begleitet.
Ansonsten hielt sich das schöne Wetter eher in Grenzen. Als ich zum „Cruz de
Ferro“ ging, schien die Sonne; als ich mein großes Ziel in Santiago erreichte,
schien die Sonne; und heute kam ich am „Ende der Welt“ an und die Sonne schien.
Das entschädigte mich innerlich ziemlich für all die Tage im Sturm und Regen.
Der erste
Blick aufs Meer
Endlich
erreichte ich den langen Strand von Finisterre. Ich ging nicht über die
Uferpromenade, sondern diese zwei Kilometer direkt über den Strand entlang.
Nach einem weiteren Kilometer kam ich im Zentrum an. Jetzt erst einmal einen
guten Kaffee. Draußen in der Sonne ließ ich die Seele baumeln. Nach einer
Herberge wollte ich später noch suchen.
Als ich so
gemütlich vor dem Café saß, tippte mich plötzlich jemand von hinten an. Mandy.
Sie war bereits heute Morgen hier angekommen und hatte mich hier sitzen sehen.
Da gab es erstmal wieder viel zu erzählen. Zusammen gingen wir in das
Pilgerbüro und holten uns unsere Urkunde, die „Finisterrana“, ab.
Denkmal für die
Auswanderer Galiciens
Hier musste
man bei der Erfassung auch seinen Beruf angeben. Da mein erlernter Beruf
Tischler ist und in meinem spanischen Wörterbuch keine Übersetzung dafür zu
finden war, konnte ich nur das englische Wort „Joiner“ sagen. Damit konnte die
junge Frau im Pilgerbüro aber nichts anfangen. Ich versuchte ihr zu erklären,
dass ich, da ich seit mehreren Jahren bereits in einem Großhandel im Vertrieb
tätig bin, in einem Büro arbeite. Das hat sie dann verstanden und somit war ich
für sie ein „Oficinator“. Das war mir auch egal. Hauptsache ich bekam die
Urkunde. Der Rest war doch nur für die Statistik.
Mandy war
bereits bei der Suche nach einer schönen Herberge fündig geworden. Somit hatte
sich das Suchen für mich erübrigt.
Abends saßen
wir mit mehreren Pilgerfreunden am Hafen in einer Bar zusammen. Hier trafen wir
Jule aus Jena. Sie hatte nur zwei Cafés weiter gesessen und wollte gerade in
ihr Hotel zurück. Sofort rief ich ihr nach und als sie uns sah, kam sie auch
gleich zu uns herüber. Das Lustigste in diesem Moment, endlich lernten sich nun
die beiden Pilgerinnen aus Jena, die bisher immer nur von dem anderen gehört
hatten, persönlich kennen. Da fiel mir ein, was ich in der Herberge in
Vilaserio zu Jule gesagt hatte.
„Wenn es so
sein soll, dann trefft ihr euch auch.“
Hier am „Ende
der Welt“ war nun dieser Moment gekommen. Wir fanden das alle sehr amüsant.
Blick in
die Bucht von Finesterre
Jule, die
eigentlich ins Hotel zurück gehen wollte, um dann noch ans Kap zu laufen, blieb
bei uns sitzen und wir verbrachten alle miteinander einen lustigen Abend. Dabei
beschlossen wir, morgen Abend um 18:00 Uhr alle gemeinsam zum Kap zu laufen,
dort ein ausgiebiges Picknick zu veranstalten und beim Sonnenuntergang etwas
von unserer Pilgerkleidung zu verbrennen. Morgen wollte Martin hier auch
ankommen. Mandy freute sich auch schon sehr ihn wiederzusehen.
Das Wetter
hatte sich heute richtig gewendet. Es kam etwas von Urlaubsflair auf, da es
immer wärmer wurde und der blaue Himmel die Sonne strahlen ließ. Ein schöner
Tag endete für mich.
•
32. Tag: Finisterre
Der Tag heute
begann ganz entspannt. Bei einem Frühstück mit Toast, Kaffee und frisch
gepresstem Orangensaft konnte man in Ruhe über den Tag nachdenken, wobei allen
klar war, dass nicht viel passieren würde. Wir waren im Urlaub! Eines konnte
ich jedoch nicht aufschieben. Mein Barbestand belief sich nur noch auf ganze
3,- €, deshalb musste ich erstmal Geld vom Automaten holen. Zu dritt gingen wir
anschließend zum Strand.
Meine rituelle
„Fußwaschung“ war bisher noch nicht erfolgt. Ursprünglich
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