Mein Weg zum Herzkind
Umfeld umzugehen und nichts mehr verheimlichen zu wollen, verdanke ich dem Vorbereitungskurs.
Was der Kurs mir gebracht hat
Ich war mir sicher, einen Vorbereitungskurs für meinen Weg der Adoption nicht zu brauchen. Doch schon am ersten Tag musste ich mein Urteil revidieren. Eine Adoption bedeutet nicht einfach nur ein Kind zu bekommen. Abgesehen davon, dass es vielen Eltern guttun würde vor der Geburt ihres Kindes sich mit dem Thema Elternschaft auseinanderzusetzen, macht es Sinn, sich einmal gedanklich intensiv auf das bevorstehende Leben mit einem Kind einzulassen. Kinder bedeuten Verzicht, sie bringen einen dazu, den Fokus von sich selbst zu nehmen, sich zu jeder Tages- und Nachtzeit zu kümmern. Man braucht Vertrauen zu sich selbst, zu seinem Partner, in die Kinder. Über viele, viele Jahre muss man sich ihnen und all ihren Sorgen und Problemen, ihrem Sein widmen.
Und Adoptivkinder bedeuten noch viel mehr. Hier gibt es fremde Wurzeln, eine Herkunftsfamilie und oft eine berührende Geschichte. Dies alles gilt es in das eigene Leben zu integrieren.
Mein Vorbereitungskurs war in Etappenziele unterteilt.
Zuerst einmal ging es um die Auseinandersetzung mit sich selbst und seinem Partner. Die Frage nach der Intensität des Wunsches adoptieren zu wollen. Wie sicher waren die Partner miteinander? Durch ihre einfühlsame Anleitung half Gesine Schanz einigen Paaren in Bezug auf die Kommunikation mit den zuständigen Jugendämtern sehr.
Nicht immer gab es dort einen reibungslosen Ablauf. Denn Sympathie und Antipathie entscheiden über den positiven Fortgang des Verfahrens. Die Frage nach dem Wunschkind ist viel und oft diskutiert worden, nicht nur in den eigenen vier Wänden.
Hautfarbe, Geschlecht, Herkunftsfamilie, Kulturkreis, Alter und vieles mehr regen zum Nachdenken an. Hier geht es nicht einfach darum, irgendein Kind zu bekommen, hier geht es um Liebe. Gegenseitige Liebe, die wachsen können muss. Und da spielen die Voraussetzungen eine wichtige Rolle. Es ist eben wichtig seinen persönlichen Weg zu finden. Hinter was kann ich stehen, was kann ich leben? Wie viel Toleranz bringe ich tatsächlich mit? Selbstreflektion und Ehrlichkeit sind hier Grundvoraussetzungen.
Auch die verschiedenen Adoptionsformen waren ein zentrales Thema des Kurses. Ich darf nichts versprechen, was ich nicht halten kann. Sichere ich einer abgebenden Mutter nur aus Gefälligkeit und Egoismus Kontakt zu ihrem Kind zu, um vermeintlich schneller ans Ziel zu kommen, und kann dies nicht einhalten, ist es sinnvoller, den Sozialarbeitern gegenüber ehrlich zu sein. Hier geht es um unendlich großes Vertrauen. Vertrauen der Sozialarbeiter
zu mir, der abgebenden Mutter zu den Sozialarbeitern und zu mir, und im Umkehrschluss von mir zu ihnen.
Der Vorbereitungskurs half mir auch, den Fragebogen des Jugendamtes richtig zu lesen und mit besserem Wissen und Herz zu beantworten.
Ich wurde in der Gruppe aufgefangen mit meinen Sorgen. Ich konnte auch mal schwach und traurig sein. Mir wurde Mut gemacht. Nicht hoffnungslos auf ein Kind zu warten, sondern aktiv zu werden. Ich lernte meine Rechte und Pflichten im Adoptionsverfahren kennen. Gesine Schanz erklärte uns Gesetze und Bestimmungen und riet uns, wie wir uns bestmöglich in der Kommunikation mit den Sozialarbeitern verhalten sollten. Hier war mir von Anfang an wichtig, offen und ehrlich zu sein. Das ist es auch, was ich Ihnen ans Herz legen möchte. Verheimlichen Sie keine elementaren Informationen und äußern Sie Ihre Bedenken laut. Wenn es auch mal kritisch wird, vergessen Sie nicht, dass es um Ihr Leben mit einem Kind geht. Es ist Ihr gutes Recht eine eigene Meinung zu haben.
Der Kurs – eine Übersicht
Ein Vorbereitungskurs, wie ich ihn besuchen konnte, baut in verschiedenen Stufen aufeinander auf. Er besteht aus einem Doppel-Wochenendseminar oder aus mehreren Wochen mit jeweils einem Kursabend in der Woche.
In einer Gruppe von bis zu zehn Teilnehmern treffen die Personen, die gemeinsam über die gesamte Kurszeit den Kurs belegen, aufeinander. Hier geht es auch ein Stück weit um
die Gruppendynamik und die Herausforderung, offen und frei, vor bis dahin fremden Menschen, seine Problematik zu besprechen. Natürlich geht es zu Beginn um das gegenseitige Kennenlernen und die ungewollte Kinderlosigkeit. Sinn ist auch, den Paaren – vorwiegend sind es Paare, die adoptieren möchten – dabei zu helfen, miteinander über dieses emotionale Thema zu sprechen, ein echtes Miteinander zu spüren,
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