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Mein wildes Herz

Mein wildes Herz

Titel: Mein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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verbringen lassen sollen.“
    Corrie kehrte zu ihrem Stuhl zurück. „Vielleicht erkennt Leif den Fehler, den er gemacht hat, und bringt sie zurück.“
    „Vielleicht …“ Doch die Miene des Professors zeigte deutlich, dass er nicht daran glaubte, seine Tochter jemals wiederzusehen.
    „Ich kam auch noch aus einem anderen Grund als nur dem, Ihnen einen Besuch abzustatten“, sagte Corrie. Sie wusste nicht, ob sie dem armen Mann noch mehr Sorgen bereiten sollte. Doch vielleicht war es gut für ihn, wenn er sich noch um etwas anderes sorgen konnte als um sein vermisstes Kind. „Wir haben bei Heart to Heart ein Problem.“
    Das weckte seine Aufmerksamkeit. „Was für ein Problem?“
    „Nun, ohne Krista gibt es niemanden, der den Leitartikel schreiben könnte. Ohne den Leitartikel sind die Abonnements zurückgegangen. Und gestern Abend kam einer der führenden Reformer, ein Mann namens Feargus O’Conner, um mit mir zu sprechen.“
    „Ich kenne Mr. O’Conner. Er unterstützt ziemlich offen die Streiks in den Fabriken.“
    „Eigentlich kam er, um Krista zu sprechen, doch dann nahm er mit mir vorlieb. Er flehte mich an, dass in unserer Zeitung weiterhin solche Artikel wie den über die Hardingsche Textilfabrik geschrieben werden sollten.“
    „Und was haben Sie ihm gesagt?“
    „Ich sagte, ich würde mit Ihnen sprechen.“
    Der Professor schob die Wolldecke auf seinem Schoß beiseite und stand ein wenig unsicher auf. „Was könnten wir Ihrer Meinung nach denn tun? Sie glauben doch sicher nicht, dass ich die Leitartikel schreiben werde. Ich kann kaum mit dem politischen Geschehen Schritt halten, und über Reformen weiß ich sogar noch weniger. Das alles war Kristas Spezialgebiet. In diesen Angelegenheiten vertraute ich ihrer Meinung.“
    „Ich weiß. Ich dachte nur … vielleicht könnten wir etwas tun, bis … bis sie zurückkommt.“
    Doch woher sollten sie wissen, ob sie jemals zurückkehrte? Vielleicht war Krista bereits mit Leif verheiratet und steckte jetzt für immer auf seiner gottverlassenen Insel fest.
    Seit ihrem Verschwinden grassierten die wildesten Vermutungen, von einer möglichen Ermordung bis hin zu dem Gerücht, sie sei mit dem geheimnisvollen und reichen skandinavischen Prinzen durchgebrannt, mit dem man sie oft zusammen gesehen hatte, bevor sie vermisst wurde.
    Letzteres kam natürlich der Wahrheit am nächsten. Corrie und der Professor hatten sich auf die Version geeinigt, dass Krista ihrer schwer erkrankten Tante Abby einen Besuch auf dem Land abstattete, und dass man bis jetzt keine Nachricht erhalten hatte, wann sie zurückkäme.
    Doch Krista war die Seele von Heart to Heart. Ohne sie war es fast unmöglich, die Zeitung herauszubringen.
    „Vielleicht könnte ich die Leitartikel schreiben“, meinte Corrie zögernd. „Das heißt … wenn Sie damit einverstanden wären, mir zu helfen.“
    Kristas Vater hob den Kopf. „Wie ich schon sagte, weiß ich wenig über Politik und Reformen.“
    „Aber Sie kennen viele Menschen. Sie könnten Ihren Club besuchen und ein paar Fragen stellen und hören, wie die Dinge stehen. Und ich könnte mit einigen der führenden Reformer sprechen und mir ihre Meinung über die verschiedenen Gesetzesentwürfe einholen, die dem Parlament vorliegen.“
    „Ich weiß nicht …“
    „Die Zeitung braucht Sie, Professor.“
    Er seufzte. „Nun, wir könnten es versuchen.“
    Corrie sprang auf und umarmte ihn liebevoll wie eine Tochter. „Wenn Krista nach Hause kommt, wird sie sehr stolz auf Sie sein.“
    Sein schmales Gesicht hellte sich auf. „Glauben Sie wirklich, sie könnte wiederkommen?“
    Corrie zwang sich zu einem Lächeln. „Die Möglichkeit besteht auf jeden Fall, Professor. Was auch immer geschieht, Sie müssen glauben, dass sie glücklich ist. Mehr können Sie ihr nicht wünschen.“
    Er nickte und setze sich eben wieder in seinen Sessel, als Lärm auf dem Gang erklang. Einen Moment später flog die Tür auf, und ein grauhaariger Mann in den Siebzigern stürmte ins Zimmer. Corrie erkannte in ihm sofort Kristas Großvater, den Earl of Hampton.
    „Also, wo ist sie? Ich verlange, sofort meine Enkelin zu sehen!“
    Wieder erhob sich der Professor von seinem Sessel. „Krista ist nicht hier, Mylord. Ich wünschte, sie wäre es.“
    „Was ist mit ihr geschehen?“ Der Earl sah ihn scharf an, dann kniff er misstrauisch die Augen zusammen. „Ist es möglich, dass das Gerede stimmt und sie nach Gretna Green durchgebrannt ist? Sagen Sie mir die Wahrheit,

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