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Mein wildes Herz

Mein wildes Herz

Titel: Mein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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gar nichts mehr.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ich brauche Zeit, Leif.“
    Er ging zu ihr und zog sie fest an sich. „Weine nicht, mein Liebling. Wenn du Zeit brauchst, dann sollst du sie haben.“ Sanft schob er sie von sich. „Geh jetzt. Packe zusammen, was du für unsere Reise brauchst.“
    Sie nickte und wischte sich die Tränen von den Wangen. „Ist es sicher, die Ansiedlung zu verlassen? Was ist mit den Überfällen?“
    „Die Berserker werden Wochen brauchen, um ihre Wunden zu lecken, und die Hjalmar werden von ihrer Niederlage hören und fortbleiben, vielleicht bis zum Frühjahr.“
    Krista warf einen wehmütigen Blick zum Baderaum. „Habe ich noch Zeit zu baden, bevor wir aufbrechen?“
    Leif schenkte ihr ein zärtliches Lächeln. „Wir werden in einem Teich in den Hügeln baden. Geh. Ich werde mich um den Proviant für unsere Reise kümmern.“
    Sie ging zurück in ihr Zimmer und fragte sich, ob sie nach ihrer Rückkehr wohl weiterhin hier schlafen würde oder bei Leif. Jetzt war sie seine Konkubine. Seine Hure. Und alle Dorfbewohner wussten es.
    Diese Erkenntnis lag ihr wie ein Stein im Magen.

26. KAPITEL
    Krista bereitete sich innerlich auf den Ritt in die Hügel vor. Was immer sie auch erwartete, sie wollte nicht daran denken. Die Traurigkeit würde sie überwältigen, und das konnte sie nicht zulassen. Stattdessen war sie fest entschlossen, die Tage mit Leif zu genießen.
    Auf zottigen kleinen Inselpferden folgten sie dem gewundenen Pfad in die felsigen Hügel. Als der Weg schmaler wurde, ritt Leif voran. Hier und dort hielt er an, damit Krista die eindrucksvolle Aussicht auf die steilen Klippen und das kristallblaue Meer unten genießen konnte. Als die Sonne direkt über ihnen stand, hatten sie seinen geheimen Platz hoch oben in den Bergen erreicht. Eine Mauer aus Granit schützte diesen Ort, und eine warme Quelle wärmte ihn.
    „Wir werden die Felldecken neben dem Teich ausbreiten und die Nacht hier verbringen. Runa hat für Essen und Bier gesorgt. Zuerst wollen wir essen. Dann zeige ich dir ein wenig mehr von meiner Insel.“
    Sie aßen kaltes Hammelfleisch und eine Art schaumigen Quark. Krista hätte alles darum gegeben, jetzt etwas Obst oder Gemüse essen zu können. Doch sie genoss Leifs Gesellschaft und erfreute sich daran, Geschichten aus seiner Kindheit zu hören und ihm Fragen über die Insel zu stellen.
    „Erzähle mir etwas über die Hjalmar“, sagte sie. „Wer genau sind sie?“
    „Auf Altnordisch heißt Hjalmar ‚Helm‘, weil die Bucht in der sie leben, so eine Form hat. Sie sind Wikinger, nicht viel anders als wir, nur Mitglieder eines anderen Clans.“
    „Wie kamen sie hierher?“
    „Zu Anfang waren wir alle ein Volk. Vor vielen Jahren gab es dann Meinungsverschiedenheiten zwischen den Anführern, und einige Familien wanderten auf die entgegengesetzte Seite der Insel. Mit der Zeit vergaß man, um was es bei dem Streit eigentlich ging, doch es waren zwei verschiedene Clans entstanden.“
    „Und sie sind Plünderer?“
    Leif verzog ein wenig die Mundwinkel. „Ja, aber das sind wir alle. Meistens rauben wir den Viehbestand der anderen. Gelegentlich stiehlt ein Mann sich die Frau eines anderen Clans. Es ist mehr ein Spiel und nicht wirklich gefährlich.“
    Krista wirkte verstimmt. „Die Clans stehlen einander die Frauen, so wie du mich gestohlen hast.“
    Er zuckte die kraftvollen Schultern. „Das ist nun einmal unsere Art.“
    „Es ist aber nicht meine Art, Leif.“
    Ohne zu antworten erhob er sich von dem Stein, auf dem er gesessen hatte, sammelte das übrig gebliebene Essen ein und legte es für später zur Seite. Dann zog er Krista auf die Füße.
    „Komm, ich will dir meine Lieblingsplätze zeigen.“
    Er führte sie den Berg hinauf und blieb stehen, als sie einige schroffe Granitfelsen erreicht hatten. Tief unten konnte Krista die weiße Gischt der Brandung sehen, die an die Felsen draußen im Wasser donnerte. Robben lagen auf den Felsen und wärmten sich in der schwachen Herbstsonne. Fasziniert beobachtete Krista, wie die Tiere nach Fischen tauchten. Sie war so gefesselt von dem Bild, dass sie nicht bemerkte, wie Leif hinter sie trat.
    „Vieles hier ist anders“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Manches ist besser, anderes schlechter. Hier ist der Himmel klar, und der Wind riecht nicht nach Schmutz und Ruß.“ Er küsste ihren Nacken. „Und unsere Gewänder sind praktischer. Du hast ja schon entdeckt, wie gut die Kleider unserer Frauen geschnitten

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