Mein wildes Herz
sie Vorbereitungen trafen, das Lager zu verlassen, beobachtete sie Leif dabei, wie er seine Tasche mit Tagesproviant füllte, und das Herz tat ihr weh vor lauter Liebe. Etwas war mit ihr geschehen, und all die rastlosen Stunden, die sie damit zugebracht hatte, sich eine Zukunft mit ihm vorzustellen, schienen jetzt in einen einzigen, kristallklaren Gedanken zu münden.
Die Kehle wurde ihr eng. Leif musste es ihrem Gesicht angesehen haben, wie aufgewühlt sie war, denn er unterbrach seine Arbeit und erwiderte ihren Blick.
„Was ist denn, honning ?“
Krista holte tief Luft. „Es gibt etwas, das ich dir sagen möchte, Leif. Etwas, das ich schon seit geraumer Zeit im Innersten weiß. Doch ich hatte Angst, es dir zu gestehen. Ich wusste, dass es alles nur noch schlimmer machen würde für uns beide, und deshalb habe ich geschwiegen.“
Leif ließ die Tasche fallen und kam zu ihr, ohne den Blick von ihrem Gesicht zu wenden. Er nahm ihre Hand, und Krista versuchte, nicht zu zittern.
„Sag mir, was los ist, Liebes. Bitte, weine nicht.“
Ihr war gar nicht bewusst, dass sie weinte, bis sie blinzeln musste und die Tränen ihr über die Wangen liefen. „Ich kann es nicht auf Altnordisch sagen. Ich weiß noch nicht einmal, ob es in deiner Sprache ein Wort dafür gibt. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich dich liebe, Leif. Mein Herz fließt über vor Liebe zu dir.“
Er nahm sie in die Arme und hielt sie einfach nur fest. Erstaunt merkte sie, dass er zitterte.
„Ich will dich nicht verlieren“, murmelte Krista an seiner Wange. „Nie.“ Zitternd rang sie nach Luft, entschlossen, alles zu sagen, bevor sie der Mut verließ. „Wenn du mich immer noch heiraten willst, dann werde ich dich heiraten.“
Leif presste sie fester an sich. Sie konnte seinen Herzschlag spüren, der viel schneller ging als ihr eigener. „Es ist mein größter Wünsch, mein größtes Verlangen, dass du meine Frau wirst.“
Krista schluckte schwer und versuchte, nicht zu weinen. Doch immer mehr Tränen rollten über ihre Wangen. Das Herz tat ihr weh, aber der Gedanke, Leif zu verlieren, schmerzte sie noch mehr.
Er streckte die Hand aus und wischte ihr die Tränen fort. „Diese Zeit hier gehört uns, wie ich es dir versprochen habe. Morgen werden wir zurückreiten, und ich werde meinem Onkel und den anderen die Neuigkeit mitteilen. In drei Tagen wird der Priester uns verheiraten.“
Krista nickte nur und schmiegte sich wieder in seine Arme . Alles wird gut werden, sagte sie sich im Stillen. Sie würde einen Weg finden, glücklich zu werden, einen Weg, sie beide glücklich zu machen.
Bei Leif zu sein – das war nun alles, was zählte.
Als sie wieder in der Siedlung waren, sprach Leif jedoch weder mit seinem Onkel noch mit irgendeinem anderen darüber. Er wusste nicht warum, sondern spürte nur, dass etwas ihn zurückhielt.
Krista hatte gesagt, dass sie ihn liebte. Sein Vater hatte seine Mutter geliebt, doch der Grund, warum die Männer des Wikingervolkes heirateten, war eher ihre Begierde nach einer Frau und weil sie eine Familie brauchten, weniger die Liebe. Leif hatte nie geglaubt, dieses Gefühl einmal selbst kennenzulernen.
Doch gestern, als er in Kristas schönes Gesicht geblickt hatte, während sie ihm sagte, dass sie bereit war, alles für ihn aufzugeben, da hatte er gewusst, dass er sie über alle Maßen liebte.
Er hatte gewusst, dass er sein Leben für sie hingeben würde, so wie sie beinahe ihr Leben für ihn gegeben hatte. Er hatte gewusst, dass Kristas zukünftiges Glück wichtiger war als sein eigenes, und dass er sie, obwohl er sie so sehr liebte, nicht heiraten würde.
Er beobachtete sie an diesem Morgen, als sie in der Webstube des Langhauses am Webstuhl saß, so wie er sie während der letzten zwei Tage beobachtet hatte. Sie sah so zerbrechlich aus wie nie zuvor. Das innere Licht in ihren Augen war erloschen. Und das hatte er ihr angetan. Als er sie auf seine Insel brachte, hatte er etwas in ihr zerstört.
Das wusste er jetzt. Er hatte die Götter missverstanden. Krista war nie für ihn bestimmt gewesen.
Ein grausamer Schmerz ergriff sein Herz.
Auf der anderen Seite des Raumes erhob Krista sich nun von ihrem Hocker und trat zu ihm. Sie ergriff seine Hand und führte sie an die Lippen. „Etwas stimmt nicht“, sagte sie. „Ich kann es in deinen Augen lesen. Warum hast du noch nicht mit deinem Onkel und den anderen gesprochen? Weshalb hast du den Priester nicht verständigt?“
„Du bist es, mit der ich
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