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Mein wildes Herz

Mein wildes Herz

Titel: Mein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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Reform der Chartisten zu verfassen – eine Bewegung, die die Regierung dazu bringen wollte, mehr Menschen das Wahlrecht zuzugestehen.
    Es war eine höchst kontrovers und äußerst heftig diskutierte Idee, die in den höheren Ständen sehr unpopulär war. Doch sie und der Professor hatten dafür plädiert, nur nach gewaltfreien Mitteln zu greifen, um ans Ziel zu kommen. Corrie war stolz auf ihre gemeinsame Arbeit.
    Trotzdem schien die Arbeit in der Zeitung, da Krista nicht da war, kein Ende nehmen zu wollen. Und während die Kutsche durch die dunklen, stillen Straßen heimwärts rollte, fühlte Corrie sich erschöpft. Sie war ein wenig eingenickt, als sie merkte, wie die Räder mit einem Ruck zum Stehen kamen. Einen Augenblick später wurde der Schlag aufgerissen, und ein ganz in Schwarz gekleideter Mann zerrte sie von ihrem Sitz.
    „Lassen Sie mich los!“
    Sie schlug um sich, während er sie aus der Kutsche zog und dann gegen die Wagenseite stieß. Es war ein großer, breitschultriger Mann, der sich ein Taschentuch vors Gesicht gebunden hatte. Außer sich vor Angst suchte Corrie nach dem Kutscher und entdeckte ihn mit erhobenen Händen auf dem Kutschbock. Nicht weit davon stand ihr Diener. Ein zweiter Angreifer zu Pferde hielt beide mit zwei schweren Pistolen in Schach.
    „Was … was wollen Sie?“ Sie zitterte und hoffte, dass er es nicht bemerkte. In ihrem Retikül befand sich nur ein kleiner Geldbetrag, und sie betete, dass beide Männer sich damit zufriedengeben würden.
    „Ich will, dass Sie aufhören, diese verdammten Artikel zu schreiben. Harts Tochter ist fort. Es gibt also keinen Grund für Sie und dieses lächerliche Frauenblättchen, sich weiterhin in Dinge einzumischen, die Sie nichts angehen.“
    Coralee bemerkte, dass er sich gepflegt ausdrückte. Doch die harten braunen Augen über dem Taschentuch, die sich in die ihren bohrten, strahlten eine Rücksichtslosigkeit aus, die sie nicht missverstehen konnte.
    „Sie müssen nicht die Schlacht eines anderen schlagen, Miss Whitmore. Wenn Sie es versuchen sollten, werden Sie dabei verletzt werden.“
    „Sie können mir nicht drohen.“
    Er trat näher, sodass sie den Rücken noch enger an die Kutsche pressen musste. „Das nächste Mal wird es keine Drohung sein. Schreiben Sie ihre Gesellschaftskolumne und halten Sie sich aus der Politik heraus.“ Mehr sagte er nicht. Mit einem Kopfnicken in Richtung des zweiten Mannes schwang er sich auf sein Pferd, und beide ritten davon.
    Corrie zitterte am ganzen Leib, als der Diener zu ihr gelaufen kam. „Sind Sie in Ordnung, Miss?“
    Sie nickte. „Nur ein bisschen durcheinander.“ Mehr als ein bisschen, gestand sie sich im Stillen und versuchte, ihre zitternden Glieder unter Kontrolle zu bekommen.
    „Ich und der Kutscher wussten nicht, was wir tun sollten, Miss, wo doch die Pistolen auf uns gerichtet waren und so.“
    „Es ist schon in Ordnung. Es war schon richtig so. Bitte, ich möchte jetzt nach Hause, Mr. Pots.“
    „Natürlich, Miss“, sagte der Kutscher.
    Sie stieg wieder in die Kutsche und sank in die tiefen Samtpolster. Corrie wusste nicht recht, was sie jetzt tun sollte. Wenn sie ihrem Vater davon erzählte oder zur Polizei ging und er davon erfuhr, würde er ihr verbieten, in die Zeitung zurückzukehren. Und doch konnte sie nicht einfach alles auf sich beruhen lassen.
    Sie entschied sich, am nächsten Tag zu Professor Hart zu gehen. Er hatte schon früher einmal einen Detektiv engagiert, und danach hatte sich die Lage für einige Zeit beruhigt. Jetzt begann nach einem einzigen Artikel der ganze Ärger von Neuem.
    Besorgt seufzte Corrie auf. Sie wünschte, Krista wäre hier und würde ihr helfen herauszufinden, was jetzt zu tun war.
    Es war schon später Nachmittag, als Corrie endlich ihrer Arbeit bei Heart to Heart entkommen konnte und sich auf den Weg zum Haus des Professors machte. Sie hatte ihm bereits die Nachricht geschickt, dass sie ihn zu sehen wünschte, und er hatte geantwortet, er würde sich auf ihren Besuch freuen.
    Als ihre Kutsche jetzt vor dem zweistöckigen Backsteinhaus anhielt, hoffte Corrie, dass sie auch das Richtige tat. Der Professor war seit Kristas Verschwinden nicht mehr derselbe, und sie wollte ihn nicht noch mehr aufregen.
    Andererseits gehörte ihm die Zeitung genauso gut wie Krista, und die Bedrohung betraf sie schließlich alle. Um sich gegen die Novemberkälte zu schützen, zog sie ihren pelzbesetzten Mantel ein wenig enger um sich, überprüfte kurz die Bänder,

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