Mein wildes Herz
Spannung, die so groß war, dass die Luft zu vibrieren schien, endlich auflöste. „Genug davon! Mein Sohn hatte sich mehr als klar ausgedrückt. Ich glaube, es ist für uns an der Zeit zu gehen. Hilf mir, deinen Bruder wieder auf die Füße zu stellen.“
Phillip sah schockiert aus. „Aber Vater …“
„Dein Bruder ist dem Spiel verfallen“, sagte der Earl zu seinem Sohn. „Er ist hoch verschuldet. Ich habe getan, als wüsste ich es nicht. Ich glaubte, die Heirat mit Miss Hart würde ihm helfen, sein Leben in den Griff zu bekommen.“
In dem Moment stöhnte Matthew, machte aber keine Anstalten, sich von seinem Platz zwischen den zu Boden gefallenen Blumen zu erheben. Sein Vater und sein Bruder gingen zu ihm, stellten ihn auf die Füße und drängten ihn den Gang hinunter auf die Tür zu.
„Bei Gott!“,entfuhr es dem Vikar, als die Männer außer Sicht waren.
„Also wirklich!“, sagte der Professor, der sich zu der Gruppe gesellt hatte.
Leif richtete die durchdringenden blauen Augen auf den Earl. „Krista sagt, dass Sie Enkelsöhne brauchen. Mein Blut fließt heiß und stark. Ich werde ihr kräftige Söhne schenken, auf die Sie stolz sein können.“
Der Earl musterte Leif mit wissendem Blick, vom blonden Kopf über den muskulösen Hals bis zu den mächtigen Schultern und der breiten Brust. „Ja … ich kann sehen, dass Sie von sehr guter Abstammung sind.“ Er kratzte sich das Kinn. „Wenn Sie meine Enkelin heiraten, sind Sie dann auch bereit, hier in England zu leben?“
„Ein Schwur, den ich einst meinem Vater gab, zwang mich, England zu verlassen. Doch jetzt bin ich von diesem Schwur entbunden, und England ist die Heimat, die ich mir erwählt habe. Wenn Krista einwilligt, meine Frau zu werden, bleibe ich.“
Krista liefen die Tränen über die Wangen. Leif würde bleiben. Das war ihr größter Herzenswunsch.
Der Earl sah zum Professor, der auf eine Art grinste, wie Krista es noch nie an ihm gesehen hatte. „Nun, Paxton, was denken Sie?“
Ihr Vater sah zu Leif, und Krista konnte Zuneigung und Erleichterung in seinen Augen lesen. „Ich denke, wir sollten die Hochzeit ein oder zwei Tage aufschieben, bis wir eine Sondererlaubnis erhalten.“
„Unsinn“, sagte der Earl. Er drehte sich um und ging zu seinem Freund dem Erzbischof, einem schlanken, eleganten weißhaarigen Herrn, der, wie es schien, amüsiert und fasziniert zugleich ruhig in der ersten Reihe saß.
„Was sagen Sie dazu, William? Wir haben eine Lizenz, doch anscheinend ist sie auf den falschen Namen ausgestellt. Können Sie diesen Irrtum korrigieren?“
Der Erzbischof stand lächelnd auf. „Ich glaube, das kann ich. Auch wenn es höchst vorschriftswidrig ist. Wahrscheinlich müssen einige Korrekturen vorgenommen werden, wenn ich wieder in Canterbury bin.“
Er ging zu der Gruppe am Altar. „Vikar Jensen, die Lizenz bitte.“
„Natürlich, Euer Gnaden.“
Unruhe kam auf, bis Feder und Tinte herbeigeholt und die nötigen Änderungen vorgenommen worden waren. „Wie ich schon sagte, ist es höchst vorschriftswidrig. Ich erwarte eine entsprechende Spende, Thomas, als Geste Ihres guten Willens.“
„Das ist doch selbstverständlich, Euer Gnaden.“ Kristas Großvater drehte sich zu Vikar Jensen um. „Ich denke, Sir, es ist an der Zeit, mit der Trauung fortzufahren.“
„Großartig!“, sagte der Professor. „Nur dass meine Tochter dieses Mal einen wesentlich passenderen Bräutigam hat.“
Leif sah Krista an, ergriff ihre Hand und führte sie an die Lippen. „Heute wirst du einen Wikinger heiraten, doch morgen wird dein Ehemann sich wieder in einen Gentleman verwandeln.“
„Ganz gleich wie du dich anziehst, in deinem Herzen bist du immer noch ein Wikinger. Ich liebe beide Seiten an dir und möchte keine missen.“
Leif schenkte ihr ein zärtliches Lächeln, und Krista lächelte zurück.
„Machen Sie schon weiter, Mann“, sagte der Earl zu dem Vikar und warf Leif einen unmissverständlichen Blick zu. „Je schneller diese beiden verheiratet werden, desto schneller wird mein Schwiegerenkel seine Braut ins Bett tragen.“ Er wandte sich an Krista, die leicht errötete. „Ich werde im Ostflügel des Hauses ein Zimmer für euch vorbereiten lassen. Morgen kehre ich aufs Land zurück. Ich lade euch beide ein, so lange zu bleiben, wie es euch gefällt.“
Schüchtern lächelte Krista Leif an. „Ich denke, mein Großvater nimmt dich und dein Versprechen, ihm Urenkel zu schenken, beim Wort.“
Leifs Augen
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