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Mein wildes Herz

Mein wildes Herz

Titel: Mein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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Stadtpalais ihres Großvaters geschickt worden, das am Stadtrand lag. Die Hochzeit war für den Nachmittag angesetzt. Sie und ihr Vater mussten aufbrechen, wollten sie nicht zu spät kommen.
    Obwohl Thor eingeladen worden war, hatte er abgelehnt. Wahrscheinlich wusste er, dass Krista ihn nur anzusehen brauchte, um an Leif erinnert zu werden und an den Mann, den sie nicht haben konnte. Auch wenn Thor dunkelhaarig und nicht blond war.
    Er begleitete Krista und ihren Vater zur Tür, beugte sich hinab und küsste Krista auf die Wange. „Werde glücklich, Krista“, sagte er auf Englisch. Und als sie ihn auf seine sprachlichen Bemühungen hin erstaunt lächelnd ansah, grinste er doch tatsächlich. So etwas kam bei Thor selten vor.
    „Ich danke dir“, erwiderte sie. Er nickte und schien sich darüber zu freuen, dass er sie verstanden hatte.
    Noch bevor sie das Haus verließen, verschwand Kristas Lächeln schon wieder. Sie freute sich nicht auf die gemeinsame Zukunft mit Matthew, wie sie es als Braut eigentlich hätte tun sollen. Und sie fragte sich, ob es wirklich fair war, ihn zu heiraten, wo sie doch einen anderen Mann liebte.
    In Gedanken versunken fuhr sie mit ihrem Vater durch die belebten Londoner Straßen.
    „Du siehst schön aus, Liebes.“ Die Stimme des Professors, der ihr gegenüber saß, drang an ihr Ohr und holte sie in die Gegenwart zurück. Sir trug noch nicht ihr Hochzeitskleid. Coralee würde ihr in Hampton House beim Umziehen helfen. Doch ihr Haar war bereits frisiert und fiel in dicken blonden Locken auf ihre Schultern. Priscilla, ihre Zofe, hatte frische Gardenien hineingeflochten.
    „Danke, Vater.“
    „Du wirst eine schöne Braut sein.“
    Krista antwortete nicht. Sie betete nur, dass Matthew Wort halten und ihr genügend Zeit geben würde, um sich mit dem Gedanken anzufreunden, seine Frau zu sein. Sie war noch nicht bereit für irgendwelche Intimitäten zwischen ihnen. Sie brauchte Zeit, um ihn kennenzulernen und sich auf die Zukunft einzustellen, die vor ihnen lag.
    Die Zeit wird alles richten, sagte sie sich.
    Und sie flehte zum Himmel, dass es sich auch als wahr erweisen würde.
    Als die Sea Dragon die Londoner Docks erst einmal erreicht hatte, brauchten Leif und seine Männer nicht lange, um das Leinen zu vertäuen und das Schiff zu sichern. Sobald die Arbeit getan war, sprang Leif vom Deck auf die hölzerne Pier, die vom Wasser zum Kai führte.
    Er rieb seine Bartstoppeln und wünschte, er hätte sich noch Zeit für eine Rasur genommen, bevor er von Bord gegangen war. Doch er war zu begierig gewesen, Krista zu sehen. Unwillkürlich musste er daran denken, wie sehr er sich jetzt von dem zivilisierten Gentleman unterschied, der er noch gewesen war, als er vor einer Woche England verließ. Am ersten Tag auf See hatte er seine englischen Kleider ausgezogen und ins Meer geworfen. Und dabei gehofft, dass alle schmerzlichen Erinnerungen mit ihnen untergehen würden.
    Es war ihm nicht gelungen. Er hatte sich wie ein Wikinger gekleidet, doch die Erinnerungen waren ihm geblieben. Visionen von einer goldblonden Göttin hatten ihn verfolgt, wie sie kein Mann sollte ertragen müssen.
    Aber all das gehörte jetzt der Vergangenheit an und zählte nicht mehr.
    Unwillkürlich musste Leif lächeln. Er war wieder in England, in dem Land, das er zu seiner Heimat machen würde.
    Er winkte Twig und seinen Männern zu und schritt den Kai entlang, auf der Suche nach einer Mietdroschke. Es war ein trüber Tag, bewölkt und windig, und die feuchte Luft versprach Regen. Leifs Pelzumhang flatterte im Wind, als er eine Droschke anhielt und hineinkletterte.
    Obwohl er wusste, dass die Fahrt nur eine halbe Stunde dauerte, kam sie ihm endlos vor. Am Ziel sprang er sofort aus der Kutsche und warf dem Kutscher eine Münze zu, froh darüber, dass er seine wenigen Geldstücke nicht zusammen mit den Kleidern fortgeworfen hatte. Mit langen Schritten stieg er die Stufen zum Eingangsportal hinauf. Er musste einige Male gegen die Tür schlagen, bevor der Butler ihm öffnete.
    „Guten Morgen Giles. Ich bin hier, um Krista zu sehen. Wo ist sie?“
    Im ersten Moment schien der alte Mann ihn nicht zu erkennen. Dann zeigte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht.
    „Mr. Draugr! Kommen Sie herein!“
    „Ich muss Krista sehen, Giles. Ich will ihr selbst sagen, dass ich hier bin.“
    Augenblicklich verschwand das Lächeln des Butlers. „Guter Gott! Miss Krista … ach du liebe Güte …“
    Der alte Mann war mit einem Mal leichenblass,

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