Mein wildes Herz
Gesellschaft, und Krista erkannte Lord und Lady Wimby.
Auf Kristas Seite des Gangs saß Coralee neben ihren Eltern Lord und Lady Selkirk. Sie schaute seltsam gleichmütig drein. Einige der Freunde von Kristas Großvater waren anwesend, einschließlich des Marquess und der Marchioness of Lindorf, Lord und Lady Paisley. Der Erzbischof war ein enger Freund der Familie, und wenn er auch nicht selbst die Zeremonie vornahm, so saß er doch unter den Gästen in der ersten Reihe neben dem Earl.
Tante Abby saß zur Linken des Earl. In ihrem lavendelblauen Seidenkleid sah sie sehr elegant aus. Gelegentlich tupfte sie diskret mit einem Taschentuch ihre Augen. In der letzten Reihe saß die kleine Belegschaft der Zeitung: Bessie Briggs, Gerald Bonner und der junge Freddie Wilkes. Ganz hinten im Wintergarten sahen Kristas Zofe Priscilla Dobbs und etliche der ranghöheren Bediensteten zu, wie die Braut den Gang entlangging.
Die meisten von Kristas Freunden waren da, alle außer Thor, Jamie und dem kleinen Alfinn. Sie warteten im Stadtpalais. Krista wusste, dass sie ihr alles Gute wünschten, und wenn sie auch betete, dass ihre Wünsche sich erfüllen möchten, so glaubte sie in ihrem Herzen nicht daran.
Schließlich blieb sie vor Matthew stehen. Sein Lächeln war zärtlich und warm und doch konnte es Krista nicht beruhigen. Sie versuchte, sein Lächeln zu erwidern, während ihr Vater sie in Matthews Obhut gab. Dann wandten Braut und Bräutigam sich dem Vikar zu, einem kleinen Mann mit Silberhaar und weisen, freundlichen Augen.
Vikar Jensen ließ den Blick über die Versammlung schweifen und begann mit der Zeremonie, wobei er nur kurz auf die weiße, ledergebundene Bibel auf dem Altar vor ihm blickte.
„Liebe Gemeinde. Wir haben uns heute hier versammelt, im Angesicht Gottes und dieser Zeugen, um diesen Mann und diese Frau nach Gottes Gebot in den heiligen Bund der Ehe zu führen.“
Krista atmete tief durch und versuchte, das Zittern in ihrem Innern unter Kontrolle zu bekommen.
„Die Ehe ist ein von Gott gestifteter, ehrbarer und heiliger Stand und darf deswegen nicht leichtsinnig eingegangen werden, sondern mit Bedacht und Respekt und in der Furcht vor Gott. Sollte also irgendjemand einen Grund wissen, weshalb diese beiden Menschen nicht dem Gesetz nach miteinander verheiratet werden sollen, so möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen.“
Darauf folgte eine lange Stille. Krista ertappte sich dabei, dass sie betete, jemand möge sprechen, von oben herabrufen, dass diese Zeremonie ein Witz war und dass man ihr ein Ende machen musste, bevor es zu spät war.
Doch nichts geschah.
Krista wurde das Herz schwer. Ihr Innerstes bebte, als der Vikar fortfuhr und die Worte anstimmte, die sie zu Matthews Frau machen würden.
Leif bezahlte die Droschke und sprang heraus, noch bevor sie vor dem Herrschaftshaus angehalten hatte. Er rannte auf die schwere Eingangstür zu, hob den massiven Türklopfer aus Messing und begann wütend gegen die Tür zu hämmern. Er hörte nicht auf damit, bis die Tür aufschwang und ein dünner, schwarz gekleideter Butler erschien.
Eingehend betrachtete er Leif über den Rand seiner Nickelbrille hinweg. „Was zum Teufel …?“
„Wir sind wegen der Hochzeit hier“, sagte Leif. „Wo findet sie statt?“
Der Butler musterte ihn von Kopf bis Fuß, registrierte seine wollene Tunika, den schweren Fellumhang und die weichen Lederstiefel, die ein wenig zu langen Haare und den eine Woche alten Bart. „Ich finde das höchst unpassend, Sir.“ Damit schlug er entschlossen die Tür zu.
Leif fluchte und hämmerte wieder gegen die schwere Tür, doch sie wurde nicht mehr geöffnet.
„Wir müssen hintenherum gehen“, meinte Thor, und beide rannten auf die hohe Steinmauer zu, die das Grundstück umgab. Mühelos kletterten sie daran hoch und sprangen auf der anderen Seite in den Garten.
„Wir können durch den Bediensteteneingang gehen“, sagte Leif und wollte schon los, als Thor ihn beim Arm fasste.
„Hörst du das?“
Jemand sang ein feierliches, von Orgelmusik begleitetes Lied. Leif wirbelte herum, in Richtung des Klangs, und sein Blick fiel auf ein Gebäude mit einem Kupferdach, das am Ende des Gartens stand. „Da drinnen“, sagte er.
Als sie dorthin eilten, konnte Leif durch die kleinen Fensterscheiben etliche festlich gekleidete Menschen sehen, die dort saßen.
Und dann entdeckte er Krista.
„Da ist sie!“, rief Thor aufgeregt.
Leif nickte. „Wir müssen uns beeilen.“ Den Blick
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