Mein wildes Herz
fest auf diese Erscheinung in Blau gerichtet, die ihm und keinem anderen Mann gehörte, lief er weiter, riss die Tür auf und stürmte hinein. Als er den Eingang des Raumes erreichte, in dem die Hochzeit stattfand, blieb er stehen und hatte einen schrecklichen Augenblick lang das Gefühl, vielleicht zu spät gekommen zu sein.
Krista stand neben Matthew Carlton, und ein Priester sprach. Leif wusste, dass er die Worte des Eheversprechens aufsagte. Doch alles, was Leif sah, war Krista und wie blass sie war.
Und wie schön.
„Willst du, Krista Chapman Hart, diesen Mann …“
Es war ihr Vater, der laut Leifs Namen rief und damit den Vikar unterbrach. Krista fuhr herum, sah zur Tür und erblickte den hoch aufragenden blonden Riesen, der den Gang entlang auf sie zukam.
Sie hielt den Atem an. Einen Augenblick lang glaubte sie, es wäre ein Traum. Sie blinzelte, aber Leif war immer noch da, kam mit wild entschlossenem Gesicht näher. Er war wie ein Wikinger gekleidet, und sie nahm an, dass er seine Meinung geändert hatte und gekommen war, um sie doch noch heim nach Draugr mitzunehmen.
Wenn dem so war, dann würde sie mitgehen und das mit Freuden. Ihr lag nichts an dieser Heirat, an diesem Leben, dem sie entgegensah. Es war nicht länger wichtig. Nur Leif war wichtig. Nur Leif.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, während er die letzten Schritte auf sie zu machte, die Hand ausstreckte und zärtlich ihre Wange berührte.
„Krista …“
Matthew trat zwischen sie. „Was, zum Teufel, tun Sie da, Draugr?“
Leif richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „Ich bin gekommen, um meine Frau zu holen. Ich will sie vor dem englischen Gesetz wie vor den Augen der Götter, die dort leben, woher ich komme, zu meiner Frau machen.“
Matthew wirbelte herum und wandte sich den Gästen im Wintergarten zu, die erschrocken das Schauspiel beobachteten, das sich da vor ihnen abspielte. „Ich will, dass man diesen Mann hinauswirft! Er hat kein Recht, hier zu sein! Ich will, dass er verschwindet – sofort!“
Kristas Großvater war aufgestanden. Er war genauso verblüfft wie der Rest der Menge. Eilig ging zu der kleinen Gruppe vor dem Altar.
„Junger Mann – Sie unterbrechen die Hochzeit meiner Enkelin!“
„Sie kann diesen Mann nicht heiraten“, erwiderte Leif entschieden. „Krista gehört zu mir, und ich bin hier, um sie für mich zu fordern.“ Einen Moment lang trafen sich Leifs und Kristas Blicke, und es lag so viel Liebe darin, dass Krista wieder die Tränen kamen.
„Nimm mich mit dir, Leif. Es ist mir gleich, wohin wir gehen, solange wir nur zusammen sind.“
„Das ist doch lächerlich!“ Matthews Gesicht war feuerrot vor Wut.
„Mein Sohn hat recht.“ Der Earl of Lisemore verließ seinen Platz und kam den Gang hinunter. „Matthew ist mit dieser Frau verlobt. Der Ehekontrakt wurde bereits bezahlt. Entfernen Sie diesen Mann von hier, sofort!“
Ihr Großvater durchbohrte Krista mit wütenden Blicken. „Ich möchte eine Erklärung, Mädchen. Und zwar sofort!“
Krista öffnete schon den Mund, um ihm zu antworten, doch stattdessen meldete sich Tante Abby zu Wort, die gelassen den Gang entlangschritt. „Ich werde es dir erklären, Thomas“, sagte sie. „Dieser Bursche hier ist Leif Draugr. Mr. Draugr ist der Mann, den Krista liebt. Er ist – mit ziemlicher Verspätung – gekommen, um sie sich zu holen. Und man kann deutlich sehen, dass sie ihn heiraten möchte.“
Krista dankte ihrer Tante im Stillen und wandte sich dann an ihren Bräutigam. „Es tut mir leid, Matthew. Ich habe dir nie wehtun wollen.“
Finster blickte Matthew sie an und presste die Lippen zu einem dünnen, bitteren und hässlichen Strich zusammen. „Mich verletzen? Du dummes Weib. Ich brauchte Geld. Es ging immer nur ums Geld. Du bringst mich um dieses ganze verdammte Vermögen!“
Leifs Körper spannte sich an, und sein Gesicht wurde zu Stein. Er packte Matthew am Revers seines makellosen schwarzen Rocks, wirbelte ihn herum und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Einige Frauen schrien, als Matthew in den zierlichen Holzpavillon krachte und rückwärts taumelnd Kamelien und Gardenien mit sich riss.
Matthews Bruder Phillip stürmte herbei, bereit einzugreifen, und Krista sah, dass Thor sich aufmachte, um seinem Bruder zur Seite zu stehen. In seinen englischen Kleidern sah Thor weit mehr wie ein Gentleman aus als Leif, und doch konnte Krista die Kraft, den Krieger in diesem Mann spüren.
Es war Lord Lisemore, der die
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