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Mein wildes Herz

Mein wildes Herz

Titel: Mein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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diesen Worten ging er zur Tür, blieb kurz stehen und sah über die Schulter zurück. „Kommen Sie mit?“
    „Ich …“ Sie machte einen Schritt und blieb dann stehen. „Einen Moment noch. Da Vater und Sie mir die Aufgabe übertragen haben, Ihnen die Benimmregeln beizubringen, können wir auch gleich damit anfangen. In England ist es üblich, dass ein Herr der Dame erlaubt, ihm vorauszugehen. Das heißt, von jetzt an gehe ich vor Ihnen, Leif, nicht hinter Ihnen.“
    Er runzelte die Stirn. „Ein Mann geht hinter einer Frau? Warum sollte er das tun? Ein Mann ist stärker, er ist ihr Beschützer. Er sollte vorausgehen für den Fall, dass Gefahr droht.“
    „Das Betreten eines Salons dürfte nur selten gefährlich sein, also muss ein Mann auch nicht vorausgehen. Einer Frau zu erlauben, den Raum als Erste zu betreten, ist eine Geste des Respekts.“
    Er runzelte noch mehr die Stirn. „Gibt es ein Buch über diese Sache, die man Benimmregeln nennt?“
    „Ja. Ich werde Ihnen das Buch bringen, wenn wir heute Abend wieder zu Hause sind.“
    Sie verließen das Haus. Krista ging voraus, Leif folgte ihr mit seinem Schwert. Es schien eines zu sein, wie es die Männer im Mittelalter benutzten, ähnlich einem schottischen Breitschwert. Der Griff bestand aus einem mit Schnitzereien verzierten Knochen. Auch wenn es eine veraltete Waffe war, war sie doch beeindruckend.
    Als sie die Kutsche erreichten, erteilte Krista ihm eine weitere kurze Lektion und erklärte ihm, wie man einer Dame in eine Kutsche half. Die Wärme, die seine große Hand auf ihrer Taille hinterließ, als er ihr auf das eiserne Trittbrett half, ignorierte sie, nahm Platz und ordnete den üppigen Rock ihres hellblauen Tageskleids. Leif kletterte ebenfalls in die Kutsche; er war so groß, dass er den ganzen Sitz ihr gegenüber ausfüllte. Und doch wirkte er in seinen teuren maßgeschneiderten Kleidern kein bisschen fehl am Platz.
    Während der Wagen Fahrt aufnahm und durch die belebten Straßen zum Picadilly rollte, bemerkte Krista, wie Leif immer wieder aus dem Fenster schaute. Ihr wurde klar, dass er aufpasste, ob Gefahr drohte.
    „Gab es Kämpfe auf Ihrer Insel?“, fragte sie, plötzlich neugierig geworden. Warum er wohl ein Schwert benötigt haben mochte?
    „Es gibt verschiedene Clans auf Draugr. Einer von ihnen wollte unser Land haben, das weniger felsig und wesentlich fruchtbarer ist als das seine. Sie überfielen unser Heim, nahmen unsere Frauen und stahlen unser Vieh. Wir verteidigen uns, wenn es sein muss.“
    „Vater sagt, Ihr Volk wäre völlig autark. Wenn Sie keinen Handel treiben, wie erhalten Sie dann Eisen für Ihre Waffen?“
    „Im Gebirge gibt es genug Eisen für uns. Genug, um Schwerter, Lanzenspitzen und Äxte, Kochtöpfe und Arbeitsgeräte für die Landwirtschaft zu schmieden.“
    Krista schwieg. Es entging ihr nicht, mit welcher Selbstverständlichkeit er sein Schwert trug, geradeso, als wäre die Waffe ein Teil seiner selbst. Krista schauderte. Oberflächlich betrachtet mochte Leif zivilisiert aussehen, doch unter der Kleidung eines Gentleman war er ein Krieger – ein Wikinger. Daran hatte sich nichts geändert.
    Die Kutsche fuhr den Picadilly entlang, bog an der Ecke in eine Seitenstraße ein und entließ sie vor dem Backsteingebäude von Heart to Heart. Krista führte Leif hinein und ging mit ihm direkt in ihr Büro.
    Sie deutete auf sein Schwert. „Wenn Sie möchten, können Sie es hier lassen.“ Sie öffnete die Tür zu einem Schrank, der an der Wand stand, in dem Büromaterial aufbewahrt wurde.
    „Ich würde es lieber bei mir behalten.“
    „Sie können es hier drinnen lassen oder mit nach oben nehmen. Aber Sie können es nicht hier in der Redaktion herumtragen. Sie würden die Angestellten nur erschrecken.“
    Er knurrte etwas, das sie nicht verstand, doch er lehnte das Schwert an die Innenwand des Schranks und schloss die Tür.
    „Ich werde Ihnen jetzt die Redaktion zeigen und Sie unserer Belegschaft vorstellen. Dann können Sie mit der Arbeit anfangen.“ Am Tag zuvor hatten sie die Zeitungen gestapelt und zu Bündeln zusammengebunden. Heute mussten diese Bündel in Wagen geladen werden, welche die Zeitungen zu den Verteilerpunkten in der Stadt brachten.
    Für Leif war das genau die richtige Arbeit. Und Krista hielt auch noch andere Aufgaben für ihn bereit.
    „Ich möchte gerne sehen, wie Ihre Zeitung hergestellt wird“, sagte er, als sie Kristas kleines Büro verließen. Also nahm sie ihn mit zu der schweren

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