Mein wildes Herz
heiraten würde. Doch bevor sie noch etwas sagen konnte, wandte er sich ab und machte sich bereit, mit Freddie die fertigen Bündel aufzuladen.
Leif zog Jacke und Weste aus, warf alles über einen Stuhl und löste seine Krawatte und die steife Halsbinde. Er öffnete den obersten Knopf seines Hemdes und begann dann, Stapel des bedruckten Papiers zu den Wagen zu tragen.
Krista ging in ihr Büro. Doch es dauerte nicht lange, und Leif erschien in der Tür.
„Wir sind mit dem Beladen fertig. Ich fange jetzt mit der Arbeit in den hinteren Räumen an.“
Obwohl er und Freddie die Bündel durch die Vordertür hatten tragen müssen, anstatt durch den Hintereingang, hatten sie die Wagen in Rekordzeit beladen. Die nächsten paar Stunden konnte Krista hören, wie Leif die Trümmer aus dem hinteren Raum der Redaktion hinaustrug.
„Mr. Draugr ist ein ziemlich tüchtiger Arbeiter“, sagte Corrie, als Krista ihr Büro verließ, um nach seinen Fortschritten zu sehen.
„Es scheint so.“
In dem Augenblick öffnete sich die Tür des Hinterzimmers. Leif erschien mit nacktem Oberkörper und benutzte sein weit geschnittenes Hemd, um sich den Schweiß von Gesicht und Brust zu wischen. „Ich bin fast fertig“, erklärte er. „Ich hoffe, Sie haben vielleicht einen Schluck Wasser für mich.“
Kristas Blick hing an seiner schweißüberströmten Brust.
„Meine Güte“, sagte Corrie, als ihr Blick den gleichen Weg nahm.
Sein Gesicht war von Schmutz verschmiert. Die Arme glänzten vor Schweiß, was seinen mächtigen Bizeps noch unterstrich. Über dem Bund der tief auf der Hüfte sitzenden Hose konnte Krista seinen Nabel sehen.
Sie schluckte. „Leif, Sie können nicht … Sie können nicht in der Öffentlichkeit Ihre Kleider ausziehen. So etwas tut man einfach nicht in unserer Welt.“
„Da drinnen ist es heiß, und ich habe nur mein Hemd ausgezogen.“
„Ich weiß ja, dass Sie schwer arbeiten, aber … aber …“
Er lächelte verschmitzt. „Sie sind noch ein unschuldiges Mädchen. Der Tag wird kommen, da wird eine nackte Männerbrust Sie nicht mehr in Verlegenheit bringen.“
Er entfaltete das zerknitterte, mit Ruß befleckte Hemd, schüttelte es aus und zog es über. „Sollte ich Sie beleidigt haben, so tut es mir leid.“
„Sie haben … haben mich nicht beleidigt.“ Krista reckte das Kinn vor. „Es ist nur meine Aufgabe, Ihnen Manieren beizubringen, und das versuche ich gerade.“
Sein Blick glitt über ihren Körper. „Es gibt Dinge, die ich Sie auch gerne lehren würde. So es die Götter wollen, wird es eines Tages vielleicht geschehen.“
Krista stockte der Atem. Sie wusste nur zu gut, von welchen Dingen er sprach. Das Schlimme war nur, dass sie sich einen einzigen, verrückten Augenblick lang nichts mehr wünschte, als diese Dinge tatsächlich zu lernen.
Doch irgendwann in den kommenden Wochen würde ihre Verlobung angezeigt werden. Sie musste es Leif sagen.
Und sie musste sich selbst überzeugen, dass sie Matthew wollte.
Für den Rest des Nachmittags arbeitete Krista in ihrem Büro. Kaum waren sie wieder ins Stadthaus zurückgekehrt, ging sie sofort hinauf in ihr Zimmer. Als sie später am Abend Leif und ihren Vater beim Abendessen traf, war der Wikinger wieder sauber und korrekt angezogen. Doch den Anblick, wie er halb nackt und schweißbedeckt in ihrem Büro gestanden hatte, würde sie nie vergessen.
Und morgen war Samstag. Den ganzen Tag über würde sie mit ihm arbeiten, ihm Manieren und gutes Benehmen beibringen. Lieber Gott, wie sollte sie das überleben?
11. KAPITEL
Am Samstagmorgen machte Leif sich auf die Suche nach Krista. Seit Stunden war er bereits auf und hatte die Anstandsbücher durchgelesen, die sie ihm nach dem Abendessen gegeben hatte. Mit dem Buch „Die Etikette für den feinen Herrn“ kam er ganz gut voran, auch wenn er sich der Aussprache des Wortes Etikette noch nicht ganz sicher war.
Er seufzte, während er den Korridor entlangging. Die Bücher waren öde und langweilig. Sie ähnelten so gar nicht den spannenden Büchern, die der Professor ihm gegeben hatte und die zum Beispiel vom Himmel handelten und dass der, wie er jetzt gelernt hatte, voller Planeten und Sterne war. Er hatte über große Dampfschiffe gelesen und Fabriken mit Maschinen, welche Fäden zu Stoffen verwebten, aus denen man dann Kleider machte. Er hoffte, eines Tages diese unglaublichen Dinge selbst zu sehen.
Nachdenklich betrachtete er das Buch in seiner Hand, in dem nichts als unsinnige Regeln
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