Mein wildes Herz
standen. Wie man eine perfekte Verbeugung machte. Wie man eine Dame zum Abendessen führte. Es gab ein Kapitel über das Benehmen in Kutschen und eines, wie man sich Personen gegenüber benahm, die unterschiedliche Stellungen innehatten.
All das war so lächerlich! Einen Mann beurteilte man danach, wie mutig er zu kämpfen verstand, ob er ehrbar war oder nicht, ob er weise war oder ein Narr. Das waren die Dinge, die zählten.
Zumindest für ihn.
Doch immer wenn er daran dachte, was für eine Zeitverschwendung es doch war, die unwichtigen Regeln eines Ortes zu lernen, den man England nannte, erinnerte er sich an die schrecklichen Monate, die er eingesperrt wie ein Tier in Gefangenschaft hatte verbringen müssen. Nie würde er die entsetzliche Demütigung vergessen, die Grausamkeiten und das Gefühl, das ihm dieses Leben vermittelt hatte – kein Mensch mehr zu sein.
Wenn er hier überleben wollte, musste er sich anpassen, musste die Gebräuche der Menschen hier kennenlernen. Wenn er jemals wieder nach Hause zurückkehren wollte, musste er einen Weg finden, Geld zu verdienen.
Der Gedanke versetzte ihm einen Stich. Er und sein Vater waren im Streit auseinandergegangen. Denn Ragnaar hatte nicht verstanden, dass Leif keine andere Wahl gehabt hatte.
Und an welch einen Ort war er gekommen! Faszinierender als alles, was er sich vorgestellt hatte, herausfordernder und interessanter. Wenn er könnte, würde er bleiben. Doch er musste die Pflichten erfüllen, die ihm von Geburt an bestimmt waren.
Trotzdem glaubte Leif, dass die Götter ihn aus einem bestimmten Grund hierher geführt hatten. Und während der Monate auf Heartland und den Tagen, die seiner Rückkehr nach London gefolgt waren, hatte er den Grund herausgefunden.
Bei dem Gedanken daran musste er lächeln und sagte sich, dass es gar nicht so schlecht sein würde, wieder zu seinem früheren Leben zurückzukehren. Denn wenn er nach Hause fuhr, brachte er eine Braut mit. An diesem seltsamen Ort, den sie London nannten, hatte er die Frau gefunden, die ihm die Götter zur Gefährtin auserkoren hatten.
Noch nie hatte Leif jemanden wie diese Frau, diese Krista Hart gekannt, stolz, intelligent, unabhängig. Eine Frau, die in dieser schwierigen, meist von Männern bestimmten Welt ihren eigenen Weg ging. Eine, die den Menschen, die für sie arbeiteten, Respekt abverlangte. Eine, die schlau war wie ein Mann und vielleicht sogar noch entschlossener. Groß und blond, war sie schön wie eine Göttin und wohlgestaltet wie Freya selbst.
Ihr Bild erschien vor seinem inneren Auge, und sofort antwortete sein Körper wild und stürmisch. Sein Verlangen nach ihr überwältigte ihn beinahe. Während der Zeit auf Heartland hatte er oft an sie gedacht, war nachts erwacht, wenn seine Männlichkeit schmerzhaft hart pulsierte.
In den Stallungen von Heartland hatte er ein Milchmädchen genommen, das sich ihm angeboten hatte. Nach so vielen Monaten ohne eine Frau war der Akt eine Erleichterung gewesen. Doch selbst als er zwischen den weißen Schenkeln der Magd lag, hatte er an Krista Hart gedacht und sich nach ihr verzehrt. Nachdem er sein Vergnügen gehabt hatte, war er trotzdem unbefriedigt geblieben. Er wusste, dass keine andere Frau das Feuer löschen konnte, das in ihm für Krista Hart loderte.
Nie würde er dieses Land ohne sie verlassen.
Er dachte an die Hochzeitsnacht und daran, wie er seinen Samen tief in sie einpflanzen würde. Dachte an die starken Söhne, die sie ihm schenken würde. Schweiß lief ihm über den Nacken, und der Magen zog sich ihm zusammen. Noch nie hatte er ein so lang anhaltendes Verlangen für eine Frau verspürt.
Und obwohl sie noch Jungfrau war und die Gefühle, die er in ihr weckte, nicht verstand, glaubte Leif doch, dass Krista für ihn die gleiche wilde Begierde verspürte. Er würde ihre Leidenschaft wecken und ihr Blut zum Kochen bringen, bis sie an keinen anderen Mann als an ihn würde denken können.
Als er an ihren Verehrer Matthew Carlton dachte, verfinsterte sich sein Blick. Der Mann war ein Schwächling. Mit der Zeit würde Leif schon dafür sorgen, dass auch Krista das erkannte.
Doch noch war der Tag nicht gekommen, an dem er vor ihren Vater treten konnte.
In der Zwischenzeit musste er noch mehr lernen, musste einen Weg finden, um Geld zu verdienen, damit er den Brautpreis zahlen und ein Schiff kaufen konnte, das ihn und seine zukünftige Frau nach Hause trug.
Er würde dieses Buch studieren, das er in der Hand hielt – und dem
Weitere Kostenlose Bücher