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Mein wildes Herz

Mein wildes Herz

Titel: Mein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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arbeiten, um meine Schulden zurückzuzahlen.“
    In fast allem, das er versuchte, war er gut. Warum also nicht auch hier?
    „Es gibt einen Ort, der heißt Crockford’s. Ich habe gelesen, dass es dort Spieltische gibt.“
    Krista sah ihren Vater an. Ihre unausgesprochene Frage hieß: Ist er schon bereit für einen Auftritt in der Gesellschaft?
    „Sind Sie sicher, dass Sie das wollen, Leif?“, fragte der Professor. „Ihre Manieren, Ihre Sprache, alles, was Sie in den letzten Monaten gelernt haben, wird auf die Probe gestellt werden. Glauben Sie, dass Sie gut genug vorbereitet sind?“
    „Ich werde nie ein vollkommener Gentleman sein, das wissen Sie. Doch ich werde mein Bestes tun. Erfühlen Sie mir meinen Wunsch?“
    „Nachdem du so hart an deiner Bildung gearbeitet hast, glaube ich, dass du diese Chance verdienst.“ Krista lächelte. „Außerdem war ich noch nie bei Crockford’s. Es könnte ein Vergnügen werden.“
    Für den Abend kleidete sich Leif in einen schwarzen Gehrock, burgunderfarbene Weste und schwarze Hosen. Henry half nur wenig dabei, indem er die Sachen aussuchte. Leif bürstete sein blondes Haar zurück und ging dann zum Spiegel, um seine weiße Seidenkrawatte zu richten.
    Er warf einen prüfenden Blick auf sein Spiegelbild und dachte daran, wie sehr er sich doch von dem zerlumpten, ungekämmten Mann unterschied, der in einem Käfig eingesperrt gewesen war. Sein Miene verhärtete sich. Vielleicht würde der Tag kommen, an dem er den Mann zur Verantwortung ziehen konnte, der ihn eingesperrt hatte. Obwohl das eigentlich keine Rolle mehr spielte. Denn er hatte gefunden, weswegen er hergekommen war. Er hatte Dinge gesehen und gelernt, die sein Volk ihm nur schwer glauben würde.
    Bevor er zur Tür ging, warf er einen letzten Blick in den Spiegel und dachte, dass er sich allmählich an sein Aussehen in diesen lächerlichen englischen Kleidern gewöhnte. Er musste an Krista denken und an die Kleider, die die Frauen hier tragen mussten, die schweren, gekräuselten Röcke mit den weit ausgeschnittenen Oberteilen. Trotzdem konnte er zu seiner Freude gelegentlich einen Blick auf ihre cremeweiße Haut und den Ansatz der runden Brüste erhaschen.
    Kristas Bild verfolgte ihn, und als er sich jetzt vorstellte, wie sie sich wohl in diesem Moment für den Abend ankleidete, kam ihm ein seltsamer Gedanke. Er hatte noch nie dieses Ding gesehen, das Frauen trugen und das man Korsett nannte.
    Statt hinunterzugehen, wie er es vorgehabt hatte, ging er den Korridor entlang zu Kristas Zimmer. Wenn er klopfte, würde sie ihn ganz sicher nicht einlassen. Also drehte er den silbernen Knauf und stieß die Tür auf. Er hatte erwartet zu hören, wie Kristas kleine Zofe erschrocken nach Luft schnappte, doch Krista stand allein da.
    Leif lächelte. Wie er gehofft hatte, war sie erst halb angezogen und trug das seltsamste Sortiment an Kleidung, das er sich vorstellen konnte.
    „Leif! Was machst du hier? Verlasse sofort mein Zimmer.“
    Doch er ging entschlossen auf sie zu. „Ich bin gekommen, um einmal dieses Ding zu sehen, das du unter deinen Kleidern trägst.“
    Ihr hübsches Gesicht fing an zu glühen. Sie ist schön, dachte er, mit ihrer weichen Haut und den hohen, vollen Brüsten, dem goldenen Haar, das ihr in Locken auf die Schultern fällt. Ihre Augen besaßen die Farbe einer Weide im Frühling. Sie waren von einem tiefen Grün, das funkelte, wenn sie wütend war, so wie jetzt.
    Sein Blick glitt über das dünne weiße Kleidungsstück aus Baumwolle, das ihre Hüften und ihr Hinterteil bedeckte. Wahrscheinlich war das die weibliche Version der Unterhose, die er nicht hatte tragen wollen. Und dann war da noch eine Vorrichtung, die ihre Brüste nach oben schob und sich in ihre Taille drückte. Das Korsett , das Krista erwähnt hatte.
    „Mach, dass du raus kommst, Leif Draugr – bevor Priscilla zurückkommt und dich hier findet.“
    „Dreh dich mal um“, befahl er. „Ich möchte sehen, wie diese Vorrichtung, die dich zusammenquetscht, funktioniert.“
    Krista presste die vollen Lippen zusammen und stieß dann die Luft aus. „Du bist unerträglich!“ Mit einem ärgerlichen Seufzer drehte sie ihm den Rücken zu. „Es wird hinten geschnürt. Je fester man die Schnüre anzieht, desto schmaler erscheint meine Taille.“
    „Was macht dieses Ding so steif?“
    „Es ist aus Fischbein gemacht, von Walen. Das sind riesige Fische von der Größe eines Hauses. Sie leben im Meer.“
    „Ich habe sie nahe Draugr im Wasser

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