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Mein wildes Herz

Mein wildes Herz

Titel: Mein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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Zeit war, würde er die Wahrheit schon erkennen.
    Doch diese Zeit war noch nicht gekommen, und eine leise Stimme in ihr flüsterte: Was macht es schon, wenn du für eine Weile so tust, als wärst du sein? Wie es wohl sein mochte, einem so außerordentlich männlichen Mann wie Leif zu gehören?
    Während sie beide das Haus verließen, musste sie immerzu daran denken.
    Crockford’s in der Curzon Street in Maifair war vor mehr als zehn Jahren von einem Mann namens Crockford, einem Fischhändler, gegründet worden, der in einer Nacht am Spieltisch ein beachtliches Vermögen gewonnen hatte. Mit seinen venezianischen Glaskandelabern und den mit Blattgold eingelegten Decken war es bekannt als das exklusivste Spielcasino Londons. Krista war noch nie in solch einem Etablissement gewesen, und je näher die Kutsche ihrem Ziel kam, desto aufgeregter wurde sie.
    In einem tief dekolletierten Kleid aus türkisgrüner Seide und silberfarbenem Tüll, das dem bevorstehenden Abend angemessen war, schritt sie an Leifs Arm. Den Anstandsregeln entsprechend begleitete ihr Vater sie.
    So, als wäre er tatsächlich der Gentleman, als der er auftrat, geleitete Leif sie an den Spieltischen vorbei. Sie blieben bei den Erfrischungen stehen, bis jeder von ihnen etwas zum Trinken erhalten hatte. Leif bestellte ein Bier, auch wenn das nicht gerade als sehr vornehm galt, während Krista und ihr Vater Champagner wählten.
    „Ich glaube, ich habe eben einen Freund gesehen“, sagte der Professor. „Wenn du mich bitte einen Augenblick entschuldigen würdest …“
    „Natürlich, Vater“, murmelte Krista. Sie und Leif wanderten ein wenig zwischen den elegant gekleideten Stammgästen umher, Männern in bestickten Westen und weißen Seidenkrawatten, Frauen in Kleidern aus Taft und bestickter Seide. Die Damen trugen bemalte Fächer oder Fächer aus Federn und hatten juwelenbesetzte Diademe oder Federn im Haar.
    Sie gingen weiter zu den grün bespannten Tischen im hinteren Teil des Hauptsalons, in dem Karten gespielt wurde. Da sie beide das größte Paar im Raum waren, begannen sie, Aufmerksamkeit zu erregen. Köpfe drehten sich in ihre Richtung, und Krista bemerkte, wie ein weibliches Augenpaar nach dem anderen Leif musterte. Immer folgte der Musterung ein Lächeln deutlicher Bewunderung.
    Während Krista an ihrem Champagner nippte, stellte sie erstaunt fest, wie sehr sie diese lockenden Blicke störten, obwohl Leif sie gar nicht wahrzunehmen schien. Stattdessen fiel sein Blick immer wieder auf ihr Dekolleté, das mehr von dem schattigen Tal zwischen ihren Brüsten zeigte als je zuvor.
    „Mit gefällt dein Kleid“, flüsterte er, und sein warmer Atem streifte ihren Nacken. „Aber so geht es jedem Mann hier. Sie träumen alle von deinen hübschen Brüsten, doch sie können sich höchstens vorstellen, wie weich und voll sie sich anfühlen.“
    Unter dem Rock ihres Seidenkleids bekam Krista weiche Knie. „Um … um Himmels willen, Leif, du musst aufhören, solche Sachen zu sagen. Es gehört sich nicht, so zu einer Dame zu sprechen.“
    Ganz zu schweigen von der Wirkung, die diese Worte auf sie hatten!
    Er hob eine Braue. „Ist das noch so eine von deinen Regeln?“
    Krista öffnete ihren Fächer aus Straußenfedern und fächelte sich eilends Luft zu, um ihr heißes Gesicht zu kühlen. „Ja. und es ist eine, die du unbedingt lernen musst.“
    „Ich werde versuchen, sie nicht zu vergessen …“, meinte er und schaute dabei herausfordernd auf ihren wohlgerundeten Busen, „… wenn du es willst.“
    Dieser Mann war ein Ausbund an männlicher Kraft. Krista betete, er möge genug Selbstbeherrschung besitzen, diesen Abend ehrenvoll hinter sich zu bringen.
    Sie schlenderten noch eine Weile umher, und Leif bekam so die Gelegenheit, sich daran zu gewöhnen, wie die Leute sich bewegten und sprachen, wie sie aussahen und wie sie sich anhörten. Am anderen Ende des Raums sah Krista ihren Vater. Er war im Gespräch mit Phillip Carlton, Lord Argyle, Matthews älterem Bruder, und sie fragte sich, ob ihr Vater wohl gerade versuchte, die Annullierung ihrer Verlobung zu beschönigen und ihren leicht angekratzten Ruf wiederherzustellen.
    Entschlossen, an diesem Abend nicht länger darüber nachzudenken, wandte sie sich wieder ihrem Begleiter zu. Dabei entdeckte sie etwas, das ihr bis jetzt entgangen war. Immer, wenn sie sich in Gesellschaft befunden hatte, hatte sie sich wegen ihrer ungewöhnlichen Größe linkisch und unattraktiv gefühlt. Doch nun stand sie neben

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