Mein wildes Herz
Draugr … er versprach, sehr gut auf Sie aufzupassen.“ Sein Grinsen wurde noch breiter. „Warten Sie es nur ab, Miss. Das wird ein feines Abenteuer werden.“
„Ich will kein Abenteuer! Ich will nach Hause!“
Doch der Junge schrubbte weiter das Deck, wie er es zuvor getan hatte. Einige Fuß weit entfernt erblickte sie Alfinn, der an einer der Webeleinen hing und sie mit Augen betrachtete, die noch dunkler waren als die von Jamie. Der Affe schwang sich hinunter und hüpfte auf Krista zu. Sie bückte sich und hob ihn hoch.
„Und was ist mit dir, kleiner Freund? Stehst du auch auf Leifs Seite?“
Alf schnatterte eine Antwort. Da er männlich war, nahm Krista an, dass er wahrscheinlich den anderen die Treue hielt.
Die Reise verlief einigermaßen ruhig. Es gab hin und wieder raue Böen, und die See wurde unruhig, doch solange Krista ausreichend frische Luft hatte, wurde sie nicht krank. Boshafterweise hoffte sie, dass Leif wenigstens ein wenig unter der Seekrankheit litt. Doch als sie ihn nach seinem Befinden fragte, lächelte er nur.
„Meine letzte Reise war weit rauer als diese hier. Zuerst ging es mir gar nicht gut. Doch ich bin ein Wikinger. Wir haben das Meer im Blut.“
Vielleicht stimmte das. Er schien sich an Bord sehr wohlzufühlen, als wäre sein Platz der am Steuerrad eines Schiffes. Er verbrachte viel Zeit mit dem Captain und lernte von ihm alles über das Schiff, die Winde und die Launen des Meeres. Er arbeitete sogar noch härter als die anderen Mitglieder der Mannschaft und verbrachte längere Zeit am Ruder. Doch wenn er in die Kabine kam, konnte Krista die Glut in seinen Augen sehen, die Begierde nach ihr, die nicht abgenommen hatte.
Sie selbst verbarg ihr eigenes Verlangen. Leif war ein starker, unglaublich attraktiver Mann, aber das Leben, dem sie an seiner Seite entgegensah, hatte so gar nichts Attraktives für sie. Doch je vertrauter sie miteinander umgingen, desto eher konnte sie seinem Zauber erliegen, und das sollte nicht geschehen.
Auch die folgenden fünf Tage glitt die Sea Dragon durch das Wasser zielstrebig auf die Insel Draugr zu. Eines Morgens dann, als Krista über Deck ging, sah sie die zerklüfteten Gipfel einer gebirgigen Insel durch eine entfernte Nebelschicht ragen. Das Land selbst war in grauen Dunst gehüllt und dem Blick fast völlig verborgen.
„Du hast deine neue Heimat fast schon erreicht, kaereste .“
„ Hör auf, mich so zu nennen. Ich bin nicht deine Süße. Nicht mehr.“
Einen Moment lang lächelte er. „Fünf Tage, und dein Zorn hat sich immer noch nicht abgekühlt?“
„Fünf Jahre werden dazu nicht ausreichen.“
Sein Lächeln verschwand, und seine Züge wurden hart. „Es ist an der Zeit, dass du aufhörst, dich wie ein Kind zu benehmen. Du wirst bald meine Frau sein. Und das solltest du allmählich akzeptieren.“
„Ich werde dich nicht heiraten, Leif. Das habe ich dir wieder und wieder gesagt.“
Leif beachtete sie jedoch nicht weiter, drehte sich um und ging davon. Aus Überlieferungen wusste sie, dass die Wikinger eine Frau nicht gegen deren Willen zur Heirat zwangen, doch das hier war Draugr, und Krista konnte sich nicht sicher sein.
Ein leichter Schauder überlief sie. Solange sie unverheiratet blieb und sich weigerte, Leifs Frau zu werden, gab es eine Chance heimzukehren. Bis ihr die Flucht gelingen würde, war sie dazu verdammt, auf der Insel zu leben.
Voller Angst sah Krista, wie sie dem felsigen, unwirtlichen Land immer näher kam. Jetzt konnte sie auch sehen, warum dieser Ort mehr Legende als Wirklichkeit war. Die Küste war eine Felsmauer aus mehr als hundert Fuß hohen Klippen, bewacht von wind- und seegepeitschten Felsbrocken.
Nebelfetzen hüllten die Insel ein und ließen sie feindlich und ungastlich erscheinen. Manchmal blies der Wind den Dunst fort und enthüllte schroffe Felsen, an denen Gischtfontänen etwa fünfzig Fuß hoch in die Luft schossen.
Als Krista Leif kommen hörte, drehte sie sich um. „Wie werden wir an Land kommen, ohne von den Felsen und den Wellen in tausend Stücke zerschlagen zu werden?“
„Die raue äußere Erscheinung der Insel ist unser Schutz. Über die Jahre hinweg ist mehr als nur ein Schiff zerstört worden. Doch auf der anderen Seite gibt es einen Durchschlupf zwischen den Felsen. Wenn man nicht weiß,wo man ihn suchen muss, ist er unmöglich zu sehen.“
Krista zitterte. Sie wusste nicht, ob es wegen der Kälte oder wegen dem war, was sie in Leifs Heimat erwartete.
„Du frierst“,
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