Mein wildes Herz
immer!“
Leif befreite sich von ihr. „Die Götter haben anders entschieden, Hanna. Ich kann es nicht ändern.“ Er sah zu Krista hinüber. „Noch will ich es ändern.“
Ein warmes, süßes Gefühl stieg in Krista auf, das sie von Herzen wünschen ließ, sie könnte ihn heiraten. Sie ließ den Blick über die unfruchtbare, felsige Insel schweifen, die Leifs Heimat war, über die rauen, bärtigen Riesen in ihren pelzbesetzten Tuniken und über die Frauen in ihren langen, gerade geschnittenen, einfachen Gewändern und wusste, dass es nie sein konnte.
Leif stand am Strand, blickte über die Menge von vertrauten Gesichtern und atmete tief die saubere, nach Meer schmeckende Luft ein. Endlich war er zu Hause, auch wenn er eine Zeit lang geglaubt hatte, die Heimat nie wiederzusehen.
„Wo ist meine Schwester?“, fragte er einen der Männer. In dem Moment sah er sie den Hügel der Siedlung hinunterlaufen. Ihr rotes Haar flatterte wie eine Fahne hinter ihr her. Sie hatte erst neunzehn Sommer erlebt und war bis jetzt noch unverheiratet. Sie war die Jüngste seiner Sippe, und als einziges Mädchen hatte sie in Leifs Herzen schon immer einen besonderen Platz innegehabt.
„Leif! Leif! Ich kann nicht glauben, dass du es bist.“
Er breitete die Arme aus, und sie warf sich an seine Brust. Er drückte sie fest an sich.
„Runa. Kleine Schwester, du bist eine Frau geworden, seitdem ich dich das letzte Mal sah.“
„Ich habe nicht mehr an deine Rückkehr geglaubt. Ich dachte, du wärst tot.“ Sie klammerte sich an ihn, und je heftiger sie ihn umarmte, desto unruhiger wurde Leif.
Schließlich schob er sie ein wenig von sich, damit er ihr Gesicht sehen konnte. „Was ist los, Kleines? Was ist geschehen, während ich fort war?“
Ihre hübschen grauen Augen füllten sich mit Tränen. „Vater ist tot, Leif. Es ist schon einen Mond her, dass er sich auf die Reise in die Andere Welt begab.“
Leif zog sich der Magen zusammen. Er hätte hier sein müssen. Nie hätte er gegen den Willen seines Vaters fortfahren dürfen.
Und doch fiel es ihm schwer, Reue zu empfinden. Wie sollte er auch bedauern, an diesem anderen Ort, der so weit von seiner eigenen Welt entfernt lag, solch ein unglaubliches Wissen errungen zu haben? Wie sollte er bedauern, dass er dort das Mädchen gefunden hatte, das seine Frau werden sollte?
„Wie ist es passiert“, fragte Leif.
„Vater wurde krank. In ihm tobte ein entsetzliches Fieber, und selbst die alte Astrid konnte nicht herausfinden, was er hatte. Innerhalb von drei Tagen war er tot.“
Leif hielt sie wieder eng umschlungen. Vor vielen Jahren hatten sie ihre Mutter verloren, und Leif konnte sich kaum mehr an sie erinnern. Doch sein Vater Ragnaar schien immer mehr als nur einfach ein Mensch gewesen zu sein. Er schien unbesiegbar. Leif hatte zu ihm wie zu einem Gott aufgeschaut. Bei dem Gedanken daran, wie sehr er ihn vermissen würde, schnürte es ihm die Kehle zu. „Wer führt seitdem den Clan?“
„Olav, denn nach dir ist er der Nächste in der Rangfolge. Onkel Sigurd berät ihn.“
Leif nickte. „Das ist gut. Aber jetzt bin ich hier. Und ich verspreche, alles wird gut.“
Lächelnd streichelte sie ihm die Wange. „Dein Bart ist fort. Du siehst anders aus – sogar noch hübscher.“
Er lachte leise. „Auf gewisse Weise habe ich mich verändert.“ Sanft nahm er ihre Hand. „Komm. Da ist jemand, den du begrüßen solltest.“
Leif führte sie zu Krista, die ein Stück entfernt wartete.
„Runa, das ist die Frau, die meine Gattin wird. Ihr Name ist Krista Hart.“ Er wandte sich an Krista. „Krista, das ist meine Schwester Runa. Ich hoffe, ihr zwei werdet gute Freundinnen.“
Krista radebrechte einige Worte und murmelte schließlich: „Ich freue mich, dich kennenzulernen.“
Stirnrunzelnd sah Runa ihren Bruder an. „Und was ist mit Hanna? Sie ist doch deine Verlobte.“
„Hanna und ich waren nie verlobt. Die Götter haben Krista zu meiner Gattin erwählt.“ Er warf Krista einen Blick zu. Einen Moment lang schien sie ihm widersprechen zu wollen, doch ausnahmsweise schwieg sie, und er war ihr dankbar dafür.
„Es ist gut, dass du da bist“, sagte Runa, die immer noch Kristas Begrüßung ignorierte. „Der Hjalmar Clan unternimmt wieder Raubzüge. Gleich nach Vaters Tod haben sie damit angefangen. Vielleicht hat Rikard der Wilde uns unter Olavs Führung für schwächer gehalten.“ Sie lächelte. „Sie werden bald merken, dass Leif Drachenherz zurück ist.“
Leif sah
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