Mein wildes rotes Herz
Offiziere wie ein Mann ihren Gouverneur ansahen. Er hob sein Glas, als wollte er einen Toast ausbringen. »Sehen Sie sich um, Lady Caroline.« Seine Handbewegung umfasste alle, die am Tisch saßen. »Hier sind die Repräsentanten der Armee seiner Hoheit versammelt. Wie könnten wir das Problem nicht zu unserer Zufriedenheit lösen?«
»Man muss den Heiden nur einmal zeigen, gegen wen sie sich da stellen.« Das kam von einem der Offiziere zu ihrer Rechten.
Caroline sah Wolf an. Sie rechnete damit, dass er die Offiziere zurechtweisen und dem, der von »Heiden« gesprochen hatte, an den Kragen gehen würde. Doch stattdessen war sein Gesicht ausdruckslos, seine Pose lässig. Er sah sie an, als wollte er sie warnen, das Thema weiter zu verfolgen.
»Soweit ich gehört habe, soll Little Carpenter bald hier eintreffen.« Caroline wusste, dass er der bedeutendste Häuptling der Cherokesen war ... und der beste Verhandlungspartner.
Der Gouverneur erstarrte, die Gabel nur wenige Zentimeter vom Mund entfernt. »Woher wissen Sie das ?«
Caroline lachte. »Aber Gouverneur Lyttleton, Gerüchte sind der Hauptteil unserer Unterhaltung hier in Fort Prince George. Ich hatte gehofft, dass dieses tatsächlich der Wahrheit entspricht.«
»Das tut es. Der Vizehäuptling Conasatchee hat die Nachricht überbringen lassen, dass diejenigen Krieger, die die Siedler in Virginia umgebracht haben, bald ausgeliefert werden.«
»Und dann lassen Sie die Häuptlinge, die Sie als Geiseln festhalten, frei ?« Diesmal ging ein Aufkeuchen um den Tisch.
»Ich fürchte, da hat Ihnen jemand etwas Falsches erzählt, liebe Lady Caroline.« Der Gouverneur warf Wolf einen durchdringenden Blick zu. »Wir haben keine Gefangenen hier ... nur Gäste.«
»Dann hätte ich erwartet, dass einige Ihrer Cherokesen-Gäste heute Abend an dem Essen teilnehmen.« Caroline wusste nicht, warum sie so kühn war. Sie sah deutlich, dass ihre Fragen sie dem Gouverneur nicht sympathischer machten. Doch als sie Wolf ansah, wirkte der amüsiert.
Diesmal machte Caroline mit, als der Gouverneur das Thema wechselte. Er wollte ihr eindeutig nichts Wichtiges über das Cherokesenproblem erzählen.
»Haben Sie vor, nach England zurückzukehren?«, fragte Gouverneur Lyttleton. »Raff hat mir etwas von Ihren Erlebnissen erzählt. Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen mein Beileid zum Tod Ihres Mannes ausspreche.«
»Danke.« Caroline senkte die Lider. »Er kam unter recht tragischen Umständen ums Leben.« Sie sah auf, erst in Wolfs dunkle Augen, dann in die fragenden des Gouverneurs. »Doch ich habe vor, in Amerika zu bleiben ... und zwar auf Seven Pines.«
»Wirklich?«, entgegnete der Gouverneur überrascht. Hatte Wolf ihm gegenüber Andeutungen gemacht, dass es anders sein würde ?
»Ja. Ich möchte auch meinem Bruder schreiben, damit er, sobald es wieder sicher ist, hierher kommt.«
»Ihr Bruder?« Wolfs Stimme war ruhig und tief. »Er wäre der nächste Earl?«
»Ja. Ned ... Edward wäre der nächste Earl. Ihm wird es hier bestimmt gefallen.« Tatsächlich war sie sich gar nicht sicher, wie ihr Bruder die Kolonien fände, aber sie wollte Wolf klar machen, wie ernst es ihr mit ihrem Wunsch war, hier zu bleiben.
Der Rest der Mahlzeit - die Beste, die Caroline seit langem zu sich genommen hatte - verging schweigend. Beim Dessert drehte sich das Tischgespräch um Theaterstücke, die die jungen Offiziere in London gesehen hatten, und darum, wie primitiv sie das Leben hier im Grenzland fanden.
Caroline sagte wenig. Sie war nicht im Theater gewesen und begann das Land, das ihre neue Heimat war, zu lieben. Doch sie nahm an, dass die Offiziere vor allem unter Heimweh litten. Was sie sagte, war egal, solange sie es auf Englisch sagte und mit der Stimme einer Frau.
Als der persönliche Diener des Gouverneurs ein Silbertablett mit Cognak hereinbrachte, entschloss Caroline sich zu gehen. Sie war sehr müde, denn nachts stand sie oft auf und kümmerte sich um Colleen, damit Mary weiterschlafen konnte.
Da es nur ein kurzer Weg über den Hof zu Mrs. Quinns Haus war, brauchte sie keine Eskorte und lehnte höflich ab, als Lyttleton ihr eine anbot.
Wolfs Angebot abzulehnen, war da schon schwieriger.
Er machte sich nämlich nicht die Mühe, sie zu fragen. Er sagte einfach, dass er sie zum Haus begleiten werde. Obwohl Caroline sich weigern wollte, entschied sie, dass es besser war, ihm seinen Willen zu lassen, als sich vor dem Gouverneur mit ihm zu zanken. Schließlich war Wolf der Sohn
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