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Mein wildes rotes Herz

Mein wildes rotes Herz

Titel: Mein wildes rotes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Dorsey
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für sein Gesicht ein wenig zu groß wirkten.
    Die anderen drei Männer waren ebenfalls sehr aufmerksam, auch wenn Caroline sich an ihre Namen später nicht mehr erinnern konnte. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zu dem Mann, der sich zurückhielt und im Hintergrund an der Wand lehnte. Er beobachtete sie mit amüsiertem Gesicht, wie sie von einem Bewunderer zum nächsten gereicht wurde.
    »Sie erinnern sich bestimmt an -« Der Gouverneur brach ab, als ihm klar wurde, wie absurd es war, diesen Mann ihren Stiefsohn zu nennen. Als geübter Politiker fuhr Gouverneur Lyttleton aber glatt fort: »Rafferty MacQuaid.«
    »Ja, natürlich. Wie geht es Ihnen, Mr. MacQuaid?« Caroline staunte darüber, wie sehr ihr die Manieren, die man ihr jahrelang abverlangt hatte, über eine schwierige Situation wie diese hinweghelfen konnten. Denn ihr Herz klopfte heftig, und sie wäre am liebsten fortgelaufen, so weit sie konnte.
    »Mir geht es sehr gut, Lady Caroline.« Er stieß sich von der Wand ab und ergriff ihre Hand, die in seiner ganz verschwand. »Darf ich meine Komplimente den vielen hinzufügen, die Sie schon bekommen haben?« Sein Blick glitt von ihrem Gesicht über Mieder und Rock, die er schon so oft an ihr gesehen hatte, und wieder zu ihrem Gesicht.
    Kurz lächelte er sie an, als wenn sie ein Geheimnis teilten, dass die anderen Männer im Raum schockieren würde - und so war es ja auch -, ehe er sie zurück zum Gouverneur führte. Lyttleton brachte sie zu einem Stuhl am Kamin, wo es behaglich warm war.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass Sie meine Einladung annehmen konnten«, erklärte der Gouverneur und zog seinen Stuhl näher an ihren. »Wir sind schon zu lange in der Wildnis, ohne die angenehm sanfte Stimme einer Dame zu hören.«
    Die anderen Männer stimmten ihm zu, nur Wolf hielt sich abseits. Der silberne Kerzenleuchter, der Caroline in dieser Umgebung so fehl am Platz schien wie die rot gekleideten Männer, konnte nicht alle Winkel des Raumes ausleuchten. Wolf blieb natürlich im Schatten.
    Aber Caroline brauchte ihn gar nicht zu sehen, um zu wissen, dass seine Augen auf ihr ruhten, oder um sich zu erinnern, wie er aussah. Im Gegensatz zum Gouverneur und seinen Männern, die von der gepuderten Perücke bis zu den polierten Schnallenschuhen perfekt gekleidet waren, trug Wolf nur Reithosen und ein offenes Hemd. Als einziges Zugeständnis an die Zivilisation hatte er sich das schimmernde schwarze Haar zurückgebunden. Auch trug er sein Gewehr nicht bei sich, es lehnte es in Griffweite an der Wand.
    Doch er war nicht unbewaffnet. Caroline musste daran denken, wie die Kurzschwerter der Engländer sich im Vergleich zu dem scharfen Messer machen würden, das Wolf um die Hüfte gegürtet trug.
    »Oh, Verzeihung, was haben Sie gerade gefragt?« Caroline lächelte in die haselnussfarbenen Augen eines der Männer, deren Namen sie vergessen hatte. Er war noch sehr jung, seine Haut so zart wie Colleens Po, und er erzählte ihr gerade eine Begebenheit von ihrer Reise nach Fort Prince George.
    »Ich hatte Ihre Ladyschaft gefragt, ob Sie es je mit einem Bären zu tun hatten«, wiederholte er gutmütig.
    Sie brachte eine passende Antwort zustande, so dass dem Leutnant ihre Unaufmerksamkeit entging.
    Caroline war froh, als das Essen angekündigt wurde. Der Gouverneur geleitete sie in einen anderen Raum und ließ sie zu seiner Rechten Platz nehmen. Wolf saß zur Linken des Gouverneurs, ihr direkt gegenüber.
    Der Tisch war aufwändig gedeckt - offenbar gab der Gouverneur seine Bequemlichkeit selbst bei einer Reise ins Grenzland nicht auf. Auch hier funkelte das Silber, und der Tisch war mit feinstem Porzellan aus China gedeckt. Das Tischtuch war aus Leinen und das Essen fantasievoller zubereitet als alles, was sie seit langem gegessen hatte.
    Caroline fragte sich, wie Wolf mit dem feinen Tafelsilber zurechtkommen würde, aber als sie zum Auftakt eine klare Fleischbrühe löffelten, bemerkte sie, dass seine langen Finger mit dem Besteck ebenso vertraut umgingen wie mit seinem Gewehr ... oder dem Körper einer Frau.
    Caroline verschluckte sich bei der Vorstellung fast an ihrem Wein. Rasch tupfte sie sich die Lippen ab und wandte sich an den Gouverneur. Sie machte ihm ein Kompliment für seinen Koch und schnitt dann ein Thema an, über das bisher noch niemand gesprochen hatte.
    »Was denken Sie, wie die Chancen stehen, einem verheerenden Krieg mit den Cherokesen zu entgehen?«
    Es wurde still am Tisch, als alle

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