Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
Vom Netzwerk:
wie kurz nach Mit-
    558

    ternacht ein Auto angelassen wurde. Er sagte
    auch, er glaube, dass es sich um den Wagen Ih-
    res Mannes gehandelt habe.«
    »Ich kenne Mr Ram«, erwiderte Elise. »Er ist sehr nett, aber ich glaube, er hat die Nächte verwechselt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Am Tag vorher, am Sonntag, waren mein Bru-
    der und seine Frau bei uns zum Essen. Sie sind
    ziemlich spät gegangen, etwa um Viertel nach
    zwölf. Ich denke, das war ihr Wagen, den Mr Ram
    gehört hat.«
    Der Richter verkündete direkt nach Elise Lathams
    Vernehmung durch Dana die Mittagspause. Etwa
    vierzig Reporter eilten aus dem Gerichtssaal, um
    ihre Berichte durchzugeben. Die Angehörigen der
    Opfer und die Überlebenden blieben benommen
    sitzen und waren sich nicht darüber im Klaren,
    was sie gerade gehört hatten.
    Stuart Dünn hatte Mitleid mit Elise. Das Schicksal meinte es nicht gut mit ihr. Ihre Aussage wirkte
    zwar glaubwürdig, doch man schenkte allgemein
    der Frau eines Angeklagten selten Glauben. Nach
    dem Mittagessen würde die Anklage sie ins
    Kreuzverhör nehmen, und zu seinem Erstaunen
    stellte Stuart fest, dass ihm die Vorstellung miss-fiel. Elise kam ihm so fragil vor, und der Ge-
    schichtslehrer wollte nicht mit ansehen müssen,
    dass man sie demütigte oder quälte. Allison A-
    ckerman fand irgendetwas an Elise Latham un-
    559

    sympathisch oder jedenfalls nicht vertrauenswür-
    dig. Sie ahnte eine innere Kälte bei der jungen
    Frau, die sich so gefällig zurechtgemacht hatte.
    Oder vielleicht kamen ihr auch die Antworten zu
    einstudiert vor. Allison war sich darüber im Kla-
    ren, dass Zeugen vor ihrer Vernehmung Anwei-
    sungen erhielten, aber von der Gattin eines Man-
    nes, dem man ein solch grauenvolles Verbrechen
    zur Last legte, hätte sie eigentlich mehr Emotio-
    nalität erwartet. Und dann war Allison noch etwas anderes aufgefallen: Elise Latham hatte während
    ihrer gesamten Aussage nicht ein einziges Mal zu
    ihrem Mann hinübergesehen.
    Während Joan Wills rasch draußen Sandwiches
    besorgte, nahm Dana Elise unter ihre Fittiche und geleitete sie zu einem Raum neben dem Zimmer
    von Richter Bendali. Die junge Frau zitterte und
    wirkte, als könne sie jeden Moment zusammen-
    brechen.
    »Das haben Sie sehr gut gemacht«, versicherte
    ihr die Anwältin. »Klar«, erwiderte Elise mit ei-
    nem Achselzucken. »Aber das war der leichte
    Teil. Nach der Mittagspause werde ich gemetzelt,
    oder?«
    »Bewahren Sie einfach die Ruhe, Sie werden es
    schon schaffen.«
    »Welche Ruhe? Ich hab das Gefühl, ich werd
    gleich vom Zug überfahren.«
    »Dann benutzen Sie dieses Gefühl«, riet ihr Da-
    na. »Das wird Sie den Geschworenen sympa-
    560

    thisch machen. Und vergessen Sie nicht, nach
    jeder Frage drei Sekunden zu warten, bevor Sie
    antworten.«
    »Ich weiß«, sagte Elise. »Falls Sie Einspruch er-
    heben wollen.«
    »Antworten Sie nur auf die Fragen, die man Ih-
    nen stellt, und halten Sie die Antwort kurz. Ge-
    ben Sie keine zusätzlichen Informationen.«
    »Das weiß ich auch«, erwiderte Elise gereizt.
    »Das haben Sie mir schon x-mal gesagt.«
    In diesem Moment steckte Joan den Kopf zur Tür
    herein. »Kann ich dich kurz sprechen?«, sagte sie zu ihrer Kollegin. Auf ihrem Gesicht lag ein rätselhafter Ausdruck. »Natürlich«, sagte Dana und
    ging mit Joan in den Flur. »Was gibt’s?«
    »Ich dachte mir, du solltest das hier wissen«,
    sagte Joan und reichte ihr die neueste Ausgabe
    des Probe Magazine. »Ich hab’s beim Einkaufen gesehen.«
    Dana sah sich selbst auf dem Titelblatt, in dem
    grauen Gabardinekostüm, das sie auch heute
    trug, mit Aktenkoffer in der Hand. Die schwarze
    Schlagzeile verkündete: »Verteidigerin im Hill-
    House-Prozess hat auch dort abgetrieben!« Dar-
    unter stand: »Die Anwältin Dana McAuliffe, die
    vor Gericht den Mann vertritt, der unter Anklage
    steht, den Anschlag auf Hill House verübt zu ha-
    ben, weil seine Frau dort eine Abtreibung vor-
    nehmen ließ, hat offenbar selbst abgetrieben.
    Verlässlichen Quellen zufolge war dies vor etwra
    561

    fünf Jahren.«
    »Was, zum Teufel…?«, murmelte sie.
    »Ich hab noch drei andere Blätter durchgese-
    hen«, berichtete Joan. »Es steht überall. Ich
    weiß, dass diese Boulevardblätter das Blaue vom
    Himmel herunterlügen, aber dass sie so blöde
    sind zu glauben, damit durchzukommmen, hätte
    ich nicht gedacht. So wie ich das sehe, haben die sich gerade eine Entschädigungssumme von ein
    paar Millionen wegen Verleumdung

Weitere Kostenlose Bücher