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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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eingefahren.«
    »Nein«, sagte Dana. Ihr Kopf dröhnte, und ihre
    Knie fühlten sich so wackelig an, dass sie sich an die Wand lehnen musste. »Ich will sie nicht ver-klagen.«
    »Aber du kannst doch nicht einfach die andere
    Wange hinhalten«, empörte sich Joan. »Jeder
    kann das hier schwarz auf weiß lesen. Du kannst
    das nicht unwidersprochen durchgehen lassen.«
    »Bitte«, sagte Dana matt, »lass es einfach.«
    »Aber damit rechnen diese Kreaturen doch, dass
    man nicht gegen sie kämpft.«
    »Lass es einfach«, wiederholte Dana, benommen
    und wütend zugleich.
    »Schau«, insistierte Joan, »ich weiß, dass du
    jetzt total auf den Prozess konzentriert bist, und ich kann verstehen, dass du diese Sache nicht am
    Hals haben willst, aber das kann die Kanzlei ü-
    bernehmen. Du musst dich nicht darum küm-
    mern.«
    Dana wandte sich ihr zu. »Sag mal, was ist an
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    dem Wort ›nein‹ so schwer zu verstehen?«, fuhr
    sie Joan an. Joan starrte ihre ältere Kollegin be-stürzt an, und dann riss sie die Augen auf. »O
    mein Gott«, flüsterte sie. »Die Geschichte ist
    wahr, oder?«
    Dana schloss die Augen und atmete langsam aus.
    »Nun weißt du es«, sagte sie tonlos. »Alle wissen es.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, murmelte
    Joan. »Es tut mir Leid, ich hätte dich nicht so an-fahren dürfen«, sagte Dana. »Aber du siehst jetzt sicher ein, dass ich nun wirklich keine großen
    Chancen hätte mit einer Verleumdungsklage.«
    »Nein, es war mein Fehler«, widersprach Joan.
    »Ich hätte dich nicht so drängen sollen. Manch-
    mal bin ich richtig vernagelt.«
    Dana legte die Finger an die Schläfen. »Ich habe
    mich so sehr bemüht, mein Privatleben aus die-
    ser Sache rauszuhalten«, sagte sie mit gepresster Stimme. »Ich hätte wohl wissen müssen, dass
    das nicht gelingen kann.«
    »Spielt das denn eine Rolle?«, fragte Joan. »Das
    ändert doch nichts, oder? Dann bist du eben nicht mehr der Liebling der Abtreibungsgegner. Macht
    dir das was aus?«
    »Wohl kaum.«
    »Und sowreit ich informiert bin, ist Abtreibung in diesem Land immer noch gesetzlich erlaubt. Damit ist die ganze Geschichte doch bloß heiße
    Luft.«
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    »Meinst du?«
    Joan zuckte die Achseln. »Was mich betrifft, ma-
    che ich weiter wie bisher. Das heißt, jetzt gibt’s Mittagessen. Ich komme fast um vor Hunger.«
    »Ja, iss du jetzt mal«, sagte Dana und brachte
    ein mattes Lächeln zu Stande. »Ich muss noch
    was erledigen. Ich komme gleich wieder.«
    Dana fand ein Büro mit Telefon, in dem sich ge-
    rade niemand aufhielt, und wählte rasch eine
    Nummer. Nach dem vierten Klingeln nahm Craig
    Jessup ab.
    »Ah, gut, dass Sie da sind«, sagte Dana. »Ich
    möchte Sie auf etwas anderes ansetzen, wenn
    das möglich ist.« Am anderen Ende herrschte
    Schweigen. »Wie meinen Sie das?«, fragte Jessup
    schließlich.
    »Naja, ich weiß, dass Sie an dem anonymen Brief
    dran sind, aber ich habe gehofft, dass Sie was
    dazwischenschieben könnten, was sich gerade
    ergeben hat«, erklärte sie.
    »Ich glaube, ich bin etwas desorientiert«, sagte
    er. »Ich arbeite doch gar nicht mehr an Ihrem
    Fall.« Nun war Dana verwirrt. »Wie kommen Sie
    denn auf die Idee, mitten in einem Prozess aus-
    zusteigen?«, fragte sie entsetzt. »Ich bin nicht
    ausgestiegen«, gab Jessup zur Antwort, »ich ha-
    be einen Brief bekommen, in dem mir mitgeteilt
    wurde, dass meine Dienste in diesem Fall nicht
    länger benötigt werden.«
    »Nicht länger benötigt? Wovon reden Sie? Was
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    für ein Brief?«
    »Wissen Sie denn nichts davon?«
    »Wovon?«
    »Ich habe von Ihrer Kanzlei einen Brief bekom-
    men«, erklärte Jessup. »Er ist gestern angekom-
    men, und darin stand das, was ich Ihnen gerade
    gesagt habe. Cotter hat ihn unterschrieben.«
    »Das ist absurd«, erwiderte Dana. »Da muss ein
    Irrtum vorliegen. Wahrscheinlich hat jemand im
    Sekretariat was missverstanden oder so. Machen
    Sie sich keine Gedanken darüber, ich kümmere
    mich darum. Unterdessen betrachten Sie sich als
    wieder eingestellt. Und bitte sagen Sie mirjetzt
    nicht, dass Sie inzwischen was anderes angefan-
    gen haben, denn ich wüsste nicht, wie ich den
    Rest des Prozesses ohne Sie durchstehen sollte.«
    »Nein, ich bin noch verfügbar«, sagte er. »Ich
    hätte Sie wahrscheinlich anrufen sollen, als der
    Brief eintraf, aber ich dachte, Sie wüssten da-
    von.«
    »Ich versichere Ihnen, dass ich keine Ahnung
    hatte«, erklärte Dana. »Aber einerlei. Was mich
    angeht, gibt es den gar

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