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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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Sie viel-
    leicht auch, dass ebendiese Leute einen großen
    Teil der Summe für seine Verteidigung aufge-
    bracht haben.«
    »Sie würden wohl einen hervorragenden Charak-
    terzeugen abgeben«, bemerkte Jessup.
    »Ich bin jederzeit dazu bereit«, entgegnete She-
    ridan ohne das geringste Zögern. »Das ist ein
    Hohn, wissen Sie, was dem Jungen da angetan
    wird. Er achtet das Leben, und er verabscheut
    Gewalt.«
    »Würden Sie das auch vor Gericht unter Eid aus-
    sagen?«
    »Ohne Frage. Ich würde alles tun, was in meinen
    Kräften steht, um die Geschworenen davon zu
    überzeugen, dass Corey Latham niemals zu ei-
    nem solchen Akt der Gewalt im Stande wäre.
    Falls das vonnöten sein sollte.« Jessup erhob
    sich. »Ich bin nicht sein Verteidiger«, sagte er,
    »aber man kann wohl sicher davon ausgehen,
    dass es vonnöten sein wird.«
    »Das ist eine Art Blankoscheck«, sagte Louise.
    »Leider kommt er von jemandem, der den Jun-
    gen gerade mal ein Jahr kennt.«
    »Stimmt«, erwiderte Jessup mit einem Achselzu-
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    cken. »Aber ich fürchte, wir können es uns der-
    zeit nicht erlauben, einem geschenkten Gaul ins
    Maul zu schauen.«
    Ungefähr zwölf Leute hielten sich in dem rustika-
    len Raum auf, der an diesem kühlen Frühlings-
    abend durch ein knisterndes Feuer in einem ge-
    waltigen Kamin erwärmt wurde. Der Gastgeber
    hatte gesagt, sie träfen sich jede Woche, stünden einander aber auch jederzeit zur Verfügung, falls es nötig war. Sie alle hatten auf die eine oder
    andre Art ein Kind verloren und versuchten, ent-
    weder selbst mit ihrer Trauer fertig zu werden
    oder jemand anderem dabei zu helfen.
    »Es hilft einem, wenn man weiß, dass man nicht
    alleine ist«, sagte Dämon Feary zu Jessup, als er dem Detektiv an einem Dienstagabend die Tür
    seines Hauses in Woodinville öffnete. »Wir müs-
    sen alle mit dem Schmerz zurechtkommen, und
    es ist tröstlich zu wissen, dass andere auch vor
    dieser Aufgabe stehen.«
    »Corey Latham trauerte um den Verlust seines
    Kindes?«, fragte Jessup, als er kurz darauf bei
    den anderen im Kaminzimmer saß.
    »Gewiss doch«, antwortete Feary. Er war ein
    hoch gewachsener schlanker Mann mit ungebär-
    digen roten Haaren. Seine Frau und er lebten in
    einem Blockhaus, das er zum Teil selbst gebaut
    hatte und das seine Frau mit Spitzenvorhängen
    und Häkeldeckchen ausgestattet hatte. »Man
    muss sich nicht immer näher kennen, um den
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    Schmerz eines anderen zu spüren.«
    Jessup warf einen Blick auf die Gruppe. »Wie vie-
    le Mitglieder der Gruppe haben ein Kind durch
    Abtreibung verloren?« Feary seufzte. »Drei«, gab
    er zur Antwort. »Die beiden Männer dort drüben
    auf dem Sofa, die – wie Corey – auch erst davon
    erfuhren, als es zu spät war, und die Frau am
    Fenster, die es zuließ, dass man sie zu einer Ab-
    treibung überredete, die es aber später bereute.«
    »Erzählen Sie mir doch bitte etwas über Corey
    Latham«, sagte der Detektiv zu den Anwesenden.
    »Er ist so jung«, sagte eine der Frauen und
    seufzte. »In mancherlei Hinsicht beinahe selbst
    noch ein Baby.«
    »Er ist sehr fürsorglich«, sagte eine andere.
    »Trotz seines eigenen Schmerzes wollte er ande-
    ren helfen.«
    »Keiner von uns hat viel Geld«, erklärte ein
    Mann. »Wir verdienen alle unseren Lebensunter-
    halt nicht leicht. Aber was wir haben und noch
    sammeln können, werden wir für seine Verteidi-
    gung einsetzen.«
    »Wir haben schon zwei große Spaghetti-Essen,
    zwei Flohmärkte und einen Autowaschnachmittag
    organisiert und planen jetzt einen Talent-
    Wettbewerb«, sagte eine Frau. »Jede Spende,
    und sei sie noch so klein, hilft uns.« Jessup hatte fast das Gefühl, selbst in die Tasche greifen zu
    müssen. »Glauben Sie, dass er den Anschlag auf
    Hill House verübt haben könnte?«, fragte er.
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    »Ausgeschlossen«, sagten drei Leute wie aus ei-
    nem Mund. »Er wurde reingelegt«, meinte Dä-
    mon Feary, und andere nickten. »Man will ihm
    die Schuld zuschieben. Die Polizei stand enorm
    unter Druck und musste schnell einen Schuldigen
    präsentieren. Und da sind sie irgendwie auf ihn
    verfallen.«
    Jessup nickte nachdenklich. »Glauben Sie, dass
    die Polizei Beweise gefälscht hat?«
    Feary zuckte die Achseln. »Das will ich nicht be-
    haupten«, erwiderte er. »Andererseits weiß man
    ja, dass es nicht das erste Mal wäre.«
    »Vielleicht gab es durch Zufall ein paar Hinweise, die in seine Richtung deuteten«, schlug einer der Männer vor. »Und dann betrachtete die

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