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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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herzlos.« Jes-
    sup nickte. »Ich bin mir nicht sicher, ob die Mutter sich so verhält, weil sie versucht, mit der Situation zurechtzukommen, oder weil sie ihre
    Tochter beherrschen will.«
    »Oder weil sie Angst hat, zu nahe an die Wahr-
    heit heranzukommen.«
    »Ich vermiete seit zwanzig Jahren Zimmer an
    Offiziere von der Marine«, berichtete Evelyn
    Biggs, als sie mit Craigjessup bei einer Tasse Tee auf der Veranda ihrer Pension saß. »Corey
    Latham war einer meiner Lieblingsmieter. Er kam
    gerne abends auf einen Plausch und eine Tasse
    Kakao vorbei, vor allem, wenn er irgendein Prob-
    lem hatte. Er sagte, ich sei seine Ersatzmama.
    Ich war stolz darauf, dass er und Zach bei mir
    wohnten. Er kann das einfach nicht getan haben,
    was Sie da sagen. Glauben Sie vielleicht, ich
    vermiete Zimmer an Bestien? Seine Frau aller-
    dings, das ist was anderes. Sie ist die Bestie,
    wenn Sie mich fragen.«
    »Wie meinen Sie das, Mrs. Biggs?«, fragte Craig-
    jessup die grauhaarige Frau.
    »Weil es so unübersehbar war, von Anfang an.
    Sie hat ihn geangelt wie einen Fisch zum Abend-
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    essen. Hat den Haken so tief reingeschlagen,
    dass er völlig den Kopf verlor. Wie sollte es auch anders sein, er war jung und unerfahren. Er hatte keine andere Wahl, als am Haken zu zappeln und
    sich von ihr rumschleppen zu lassen. Und dann so
    mir nichts, dir nichts sein Kind umzubringen? Das ist ein eiskalter Mensch.«
    »Kannten Sie sie näher?«
    Evelyn schüttelte den Kopf. »Kam gar nicht dazu.
    Sie hat ihn von Anfang an allen entfremdet, die
    ihn mochten, und dafür gesorgt, dass keiner ihn
    mehr zur Vernunft bringen konnte.«
    »Haben Sie das denn versucht?«
    »Ja, sicher. Zach auch. Warum so eilig?, haben
    wir ihn gefragt. Wenn es wirklich stimmte zwi-
    schen den beiden, dann hätten sie auch in einem
    Jahr oder in zwei heiraten können, dann hätten
    sie sich besser gekannt und hätten Liebe und Gier besser auseinander halten können. Aber ihr exo-tisches Parfüm war offenbar stärker als unsere
    Vernunft. Sie führte ihn an einer ganz kurzen
    Leine herum, und er trottete hinter ihr her wie
    ein Hündchen. Und da er eben so ein anständiger
    junger Bursche ist, wusste er mit seinen Hormo-
    nen nichts anderes anzufangen, als sie zu heira-
    ten. Und das war vielleicht eine Katastrophe.«
    »Was denn?«
    »Na, die Hochzeit natürlich. Der Junge kam zu
    mir und war geradezu in Tränen aufgelöst.
    Scheinbar hatten er und das Mädel sich dieses
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    zauberhafte Ding da an der Kiana Lodge ausge-
    guckt. Es ist wirklich schön, direkt am Wasser.
    Kennen Sie das?«
    »Nein«, murmelte Jessup, »kann ich nicht be-
    haupten.«
    »Na ja, jedenfalls wollten ihre Eltern dafür nicht bezahlen. Sagten Corey ins Gesicht, wenn er ’ne
    schicke Hochzeit haben wollte, müsste er die
    schon selbst bezahlen. Können Sie sich das vor-
    stellen? Na ja, er kam natürlich völlig verstört
    nach Hause und fragte mich, was er tun sollte.
    Ich hätte ihm sagen sollen, er solle so schnell wie möglich einen Schlussstrich machen unter die
    Beziehung. Das hab ich aber leider nicht getan.
    Ich sagte ihm, der Bräutigam bezahlt die Ringe,
    das Essen am Abend vorher und die Flitterwo-
    chen, und damit hat sich’s. Und wenn ihre Eltern
    nicht zahlen wollten für die Hochzeit, sollten sie eben selbst zum Rathaus marschieren und sich
    das Jawort alleine geben.«
    »Was passierte dann?«
    Evelyn zuckte die Achseln. »Na ja, die Eltern wil-ligten schließlich ein, für so eine kümmerliche
    Angelegenheit was springen zu lassen.«
    »Kümmerliche Angelegenheit?«
    Evelyn Biggs verdrehte die Augen. »Na, wie soll
    man das anders nennen, wenn es gerade mal ein
    Glas Sekt und ein paar Erdnüsse gibt.«
    »Es scheint schon Schwierigkeiten mit dieser Ehe
    gegeben zu haben, bevor sie überhaupt zu Stan-
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    de kam«, sagte Jessup zu seiner Frau.
    »Aber woher kamen die, von innen oder von au-
    ßen?«, hakte sie nach.
    »Wir sind fünf Geschwister«, berichtete Ronna
    Ethridge Keough dem Privatdetektiv. Sie war
    klein und rundlich und hatte keinerlei Ähnlichkeit mit ihrer attraktiven Schwester. »Zwei Brüder,
    drei Schwestern. Elise ist die Älteste. Ich habe
    mir bisher keine Gedanken darüber gemacht, a-
    ber wenn ich jetzt so zurückschaue, denke ich,
    dass sie wahrscheinlich Torschlusspanik bekom-
    men hat, weil wir alle schon verheiratet waren.«
    »Ihre Mutter sagte, Elise habe Corey quasi als
    Ersatz für einen anderen geheiratet«, hakte Jes-
    sup nach.

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