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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Moritz?« Das Schnalzen von Larssons Latex-Handschuhen riss ihn aus seiner Verwunderung. »Hämatome und Rissquetschwunden vorn, seitlich und hinten am Kopf, Blutungen im Augenweiß, geschwollene Wange, Knochenknirschen und knöcherne Stufe des Jochbeins beim Betasten.« Der Rechtsmediziner deutete auf den Leichensack. »Da hat jemand nachgeholfen. Lukas hat schon mit der Staatsanwältin telefoniert. Frau Stein drängt auf die unverzügliche Obduktion.«
    »Wie könnte ich dir je widerstehen«, sagte Ehrlinspiel sarkastisch und beobachtete, wie Felber über die Schnauze des Hundes strich. An Tagen wie diesem hasste er die Anwesenheitspflicht eines Ermittlungsbeamten bei der Obduktion.
    »Lukas wird die Spurensicherung an der Leiche übrigens im Institut fortsetzen. Unter besseren Bedingungen als … euren hier.« Er lächelte selbstgefällig.
    »Ich bin in fünfundvierzig Minuten in der Albertstraße.«
    Der Rechtsmediziner tippte auf seine Armbanduhr, die mit ihren vielen Rädchen und Knöpfen jeder Airbus-Steuerung Konkurrenz machte. »Und bitte pünktlich. Ich habe noch anderes zu tun. Und ich erledige meinen Job gern präzise.« Er hob das Kinn mit dem Ziegenbärtchen und grinste süffisant in Felbers Richtung. »Mich können nicht einmal Haustiere ablenken.«
    »Haustiere? Aber –«
    »Köter und Konsorten haben an einem Tatort nichts verloren. Erst recht nicht, wenn sie vor Heimweh durchdrehen.«
    »Jagger?« Der Hund Gärtners? Jagger geht’s übrigens gut, hatte Lukas bei einer der Soko-Sitzungen wie nebenbei gesagt. Unvermittelt musste der Hauptkommissar lächeln.
    »I’m free any old time«, intonierte Larsson den Song, der in Gärtners Wohnung gelaufen war, und der Bestatter, der gerade mit dem Sarg näher kam, schüttelte den Kopf.
    Verrückte Welt, dachte Ehrlinspiel.

Das war nicht schön. Sie hat so geächzt, und das Brechen der maroden Knochen schmerzt noch jetzt in meinen Ohren. Ich schließe meine Augen vor dem Bild des Leidens. Doch nicht ich trage Schuld an dem zweiten Opfer. Habe es nicht gefordert. Ich habe gehandelt. Doch sie haben getötet: die Lichten. In ihrer Macht haben sie den Altar für unsere Liebe bereitet. Von seinem Stein nur fließt das Blut der Opfer herab, hellrot wie das Wachs der Kerze, die wieder vor mir steht, und deren Flamme ihren Körper züngelnd verzehrt. Ich habe sie zur Feier des Lebens entzündet und um die Dunkelheit zu bannen. Die Dunkelheit ist unser Feind. Das Licht ist unser Freund. Ich bin dein Freund. Das Gute. Das Licht selbst.
    Die Flamme saugt meinen Geist auf. Sie lebt, so körperlich, wie ich es bin und wie du es bist. In ihr offenbart sich die Botschaft. Ich kann meine Augen nicht von ihrem Spiel lassen. Golden, orange, rubinrot, du sprichst in dem Flackern zu mir, ich höre deine Worte und die Worte des Guten, und ich sehne mich danach, mit der Flamme und dir eins zu werden, in dir aufzugehen, zu verbrennen.
    Doch in der Finsternis lauern die niederen Triebe des Hasses. Noch immer. Überall. Vor meinem Fenster, wo die Schwarzen sich im Nichts der Nacht zu verbergen suchen. Auf der Straße. In den Ritzen der Häuser. Hinter der Wand dieses Zimmers. Ich sehe sie. Wo immer sie sind. Und ich höre ihre Schritte, wie sie hallen und tönen und anschwellen wie in einer riesigen Kathedrale. Gestern haben sie sich versammelt, schon im Dämmer der Frühe. Sie haben sich ihre Pläne zugeflüstert und hasserfüllt gekichert, um dich anschließend mit ihren riesigen, finsteren Flügeln und erhobenen Schwertern durch den Tag zu treiben. Sie sind an deinem Tisch gesessen und haben dich gelockt mit falschen Zungen. »Komm, komm, koste von unserem Leben.« Aber ihre Stimmen sind hohl und ihre Worte wohlgewählte Verführer, die sich wie Schlangen auf der Erde winden und deren Zischen die Luft mit süßem Gift schwängert.
    Hast du es nicht gemerkt? Oder wolltest du mich schon wieder betrügen? Ein Tropfen Gift ist in dich gedrungen und in deine Adern geschwappt. Du hast es zugelassen. Doch ich konnte ihn stoppen. Dich retten. Uns retten.
    Mach das nicht noch einmal! Sie werden dich nicht von mir entfernen. Nicht eine Faser von dir stehlen!
    Ausgeburt des Bösen! Selbst danach, als ich den neuen Stein auf die Bastion unserer Liebe gesetzt hatte, sind die Schwarzen nicht gewichen!
    Nein, ich bin nicht ruhig, so, wie ich es nach dem ersten Mal war. Das Böse ist zäh, und es verdient nichts als die Hölle! Die Zeit zerrinnt, und ich taumle dahin, doch ich bin wach im

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