Mein wirst du sein
achtlos an ihm vorbei.
»Was macht man denn so als Privatdetektiv?«, fragte er in meinem Rücken. Es klang wie ein Murmeln, er sah mich nicht an, als ich mich umdrehte.
Sollte ich antworten? Wahrscheinlich wartete er nur darauf, mir mit dem Gefährt gegen das Schienbein zu donnern.
»Im Moment suche ich jemanden.« Ich achtete genau auf seine Bewegungen. Doch er rührte sich nicht.
»Ist er verschwunden?«
»Sonst würde ich ja nicht suchen.« Er machte keine Anstalten, mir mit dem Fahrrad zu nahe zu kommen.
Schweigen.
»Klingt logisch.«
Ich wollte schon weitergehen, als er erneut anhob. Er musste seinen ganzen Mut zusammengenommen haben.
»Hilfst du auch Leuten?«
Er hatte mich. Ich dachte nach. Half ich Leuten? Eigentlich schon.
»Ja, eigentlich schon.«
Er nickte vor sich hin, als sei das die erwartete Antwort.
»Wie viel muss man denn bezahlen, wenn man dich braucht?«
Jetzt musste ich ein Lachen unterdrücken.
»Das ist unterschiedlich. Es kommt darauf an, was ich tun soll.«
»Hm.«
»Brauchst du Hilfe?«
Erschrocken sah er mich an. Er war rot geworden bis hinter die Ohren.
»Nein, nein«, stammelte er. »Ich wollte das nur so wissen. Einfach so halt.«
Ich nickte.
»Okay. Sag mal, wie heißt du denn?«
»Leon. Und du?«
»Jule.«
»Komischer Name.«
Danke, gleichfalls.
Er schwieg wieder und betrachtete interessiert sein Fahrrad. Hatte er heute schon etwas anderes getan?
»Ich muss los«, sagte ich unschlüssig.
»Schon klar. Du musst jemanden suchen.«
Ich nickte und verabschiedete mich.
Die Daubers wohnten im Stadtteil Böfingen, im Unteren Braunland. Während das Viertel an sich in den letzten Jahren ziemlich in Verruf geraten und von einem hohen Ausländeranteil geprägt war, war die Eugen-Bolz-Straße nach wie vor eine der besten Adressen in Ulm.
Das Haus der Daubers war eines der älteren, es war jedoch in einem erstklassigen Zustand. Ich parkte direkt vor dem Haus. Parkplatzprobleme gab es nicht, und kein Schild verbot das Abstellen des Autos wie noch heute Morgen bei Marina Waldner.
Das villenartige, geräumige Haus war von einer dicken Hecke umgeben, die einen Blick auf das Grundstück fast unmöglich machte.
Ich klingelte am Gartentor und nannte meinen Namen, als es aus dem Lautsprecher knarrte. Das Tor ging automatisch auf und ließ mich in einen Vorgarten eintreten, dessen Weg mich zur schmiedeeisernen Haustür führte. Sie war bereits geöffnet, von Herrn Dauber fehlte jede Spur.
Vorsichtig schob ich die Tür ein Stück auf und trat über die Schwelle in einen dunklen Flur. Ein kurzer Blick, und ich runzelte die Stirn. War das Haus der Waldners hell und modern eingerichtet gewesen, beherrschten hier alte Perserteppiche und dunkle, schwere Eichenmöbel das Bild.
Ein Mann trat aus einem Nebenzimmer. Er war Anfang bis Mitte 40, groß und schlank. Zwar hatten wir noch kein Wort gewechselt, doch er wirkte fahrig und sah ein bisschen verlottert aus. Bartstoppeln bedeckten ein graues Gesicht, und die Augen waren eingefallen und von Sorgen gezeichnet.
Er wirkte überrascht, als er mich sah, und ich fragte mich, ob das gut oder schlecht war. Ich hatte mich ein bisschen restauriert, bevor ich meine Wohnung verlassen hatte, und sah nicht mehr ganz so gammlig aus wie heute Vormittag.
Ich streckte ihm die Hand entgegen und stellte mich vor. Mitleid erfasste mich.
»Stefan Dauber«, sagte er, als er meine Hand schüttelte. »Bitte kommen Sie herein.«
Ich folgte ihm in ein ebenso düsteres Wohnzimmer, das im Zeichen Afrikas stand und mit allerlei gruslig aussehenden Figuren dekoriert war.
Herr Dauber bot mir Platz in einem schweren, ausladenden Ledersessel an. Auf dem Eichenholztisch davor standen ein Cognacschwenker und eine gläserne Karaffe.
»Darf ich Ihnen auch etwas anbieten?«, fragte er und schenkte sich ein. Er wirkte zerstreut. »Sie müssen wissen, ich trinke selten, aber im Moment habe ich einen Schluck gebraucht. Die Sorgen um meine Frau machen mich fast verrückt.«
Ich lehnte dankend ab. Die Krallen des Katers ließen meinen Kopf erst langsam los. Ich schüttelte mich bei dem Gedanken an Alkohol. Im Moment konnte ich mir nicht vorstellen, je wieder etwas zu trinken.
Zu meinem Leidwesen bot er mir keinen Kaffee oder ein Wasser an.
»Marina hat mir gesagt, dass Sie kommen.«
Dann waren die Voraussetzungen ja bestens.
»Es ist nett von ihr, sich so zu kümmern. Auf die Idee, einen Privatdetektiv hinzuzuziehen, bin ich nicht gekommen.«
So hatte sie
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