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Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rodeit
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seine Hand benetzte. Er fixierte mich mit starrem Blick und zusammengekniffenem Mund. Dann entspannten sich seine Züge. Mit souveräner Geste nahm er das Glas in die andere Hand und schüttelte die nasse.
    Ich hatte den Eindruck, dass er Zeit gewinnen wollte.
    »Sie haben mich gewarnt, was Ihre Fragen angeht. Das ist wirklich nicht einfach für mich. Nichts hiervon ist einfach. Was soll ich jetzt dazu sagen? Ich könnte sagen, dass das niemals passieren würde. Aber erzählen sie das der Frau, die 20 Jahre mit ihrem Mann verheiratet war, und der sie dann von einem Tag auf den anderen für eine Jüngere verlässt. Die hat ihn auch geheiratet, weil sie glaubte, dass das nie geschehen würde.«
    Unwillkürlich fühlte ich mich ertappt. Das hatte ich auch einmal geglaubt. Ich schob den Gedanken weg.
    War das ein Eingeständnis?
    »Das ist jetzt natürlich rein hypothetisch«, fügte Herr Dauber schnell hinzu und sah mich an. »Wir haben geheiratet, weil wir uns liebten. Wir wollten den Rest unseres Lebens miteinander verbringen. Jeder von uns hätte ausgeschlossen, dass er den anderen jemals verlässt. Aber wie gesagt, solche Dinge treffen einen manchmal unvorbereitet.«
    Er seufzte. »Ich habe keine Ahnung, ob meine Frau mich verlassen wollte. Wenn sie es jemals tun sollte, hoffe ich, dass sie zumindest den Anstand besitzt, mir dabei ins Gesicht zu sehen. Für den Moment, würde ich sagen, hatte sie keinen Anlass, mich zu verlassen. Ich kann es mir also nicht vorstellen.«
    »Okay, Sie glauben also nicht, dass Ihre Frau Sie verlassen hat. Besteht die Möglichkeit, dass sie Selbstmord begangen hat?«
    »Nein!«
    Ein kurzes Schweigen trat ein.
    »Wissen Sie, auch das kann man nicht sagen«, schob er nach. »Viele fragen nach einem Selbstmord nach dem Warum und sagen, dass es keine Anzeichen gegeben hat. Aber ich hätte etwas gemerkt, ganz bestimmt. Ich bin Arzt. Das kann nicht sein.« Verzweiflung lag in seiner Stimme.
    »Okay.«
    Hier kam ich nicht weiter. Ich hatte das Gefühl, dass er mir offen und ehrlich alles gesagt hatte, was er wusste.
    Ich versuchte, mich aus dem tiefen Sessel zu hieven, ohne wie ein Baby zu wirken, das seine ersten Stehversuche unternimmt, und schulterte meine Umhängetasche.
    »Bevor ich es vergesse, hätten Sie bitte ein Foto von Ihrer Frau für mich?«
    Herr Dauber nickte. Als habe er auf diese Frage gewartet, öffnete er eine Schublade und holte ein Bild hervor.
    »Das gleiche habe ich der Polizei gegeben. Es ist ein Schnappschuss aus dem letzten Urlaub.«
    Susanne Dauber war eine hübsche Frau mit langen braunen Haaren und einem ebenmäßigen Gesicht. Die etwas weit auseinander stehenden Augen verliehen ihr einen leicht fremdländischen, geheimnisvollen Ausdruck. Sie lächelte, und es hatte den Anschein, als sei es erzwungen. Im Hintergrund waren das Meer und eine Palme zu sehen, davor ein weitläufiger Sandstrand. Fast als habe ihr Mann sie gebeten, sich dort hinzustellen und zu lächeln.
    Tat ich den beiden Unrecht? Irgendwie machte Stefan Dauber einen zu glatten Eindruck. Das Gespräch war zu verbindlich verlaufen.
    Ich verstaute das Bild in meiner Tasche und folgte ihm zur Tür.
    »Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie uns helfen«, sagte er, und ich hatte das Gefühl, dass er es ehrlich meinte.
    Wir verabschiedeten uns, und zum zweiten Mal an diesem Tag holte ich tief Luft, als ich wieder auf der Straße stand. Ich konnte nicht verstehen, dass man sich heute noch so einrichtete. Ich würde ersticken, müsste ich auch nur zwei Tage in einer solchen Umgebung zubringen. Ob es Susanne Dauber ebenso ergangen war? Hatte sie es nicht mehr ausgehalten? Die Ehe der beiden schien nicht die glücklichste zu sein. Zwar sorgte sich Herr Dauber um seine Frau, seine Ansichten waren aber seltsam emotionslos und nüchtern gewesen. Ahnte er, dass sie unzufrieden gewesen war? Vielleicht hatte sie bei einem Blind Date einen interessanten Mann kennengelernt und war mit ihm durchgebrannt?
    Ich hatte das Gefühl, das etwas falsch war.

    Den Nachmittag verschlief ich, und als ich kurz vor fünf wieder aufwachte, fühlte ich mich erfrischt und munter. Zum ersten Mal an diesem Tag. Ich spürte die verloren geglaubte Energie in meinem Körper und hatte endlich auch einen Blick für den Frühling, der mit Macht Einzug gehalten hatte. Einfach herrlich, die wärmenden Strahlen der Sonne und das Grün, das sich langsam seinen Weg ans Tageslicht bahnte und die kalten Tage vergessen ließ.
    Ich wollte Lou einen Besuch

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