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Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rodeit
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mich zu warten, bis ich den Wagen verschlossen hatte, lief er bereits in sein Büro. Lou war immer in Hektik, bisweilen chaotisch, und obwohl er beleibt war, konnte er sich erstaunlich schnell bewegen.
    Ich schüttelte den Kopf und trabte gemächlich hinterher. Nur kein Schritt zu viel. Ich musste an meinen armen Kopf denken.
    Der kleine Raum, der Lou als Büro diente, war vollgestopft mit Ordnern, Papieren, Kartons und allerlei Krimskrams. An der Wand hingen Fotos von ihm und seinen Gästen oder von Jazz-Bars in Amerika, die er besucht hatte.
    Der Jazz war Lous große Leidenschaft und nahm ungefähr den gleichen Stellenwert ein wie gutes Essen und Trinken.
    Ich quetschte mich am Kopierer vorbei und ließ mich ermattet hinter einem frei stehenden Regal auf den Stuhl ihm gegenüber sinken. Ich verschränkte die Arme und sah ihn mit schief gelegtem Kopf an.
    »Also, Lou, was ist los, dass du mich um diese Uhrzeit aus dem Bett klingeln musstest?«
    »Es ist entsetzlich! Wirklich eine Katastrophe! Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    »Zuerst einmal mit dem Gejammer aufhören. Ich habe einen beschissenen Kater und noch nicht gefrühstückt. Wäre es möglich, dass du mir einfach sagst, was los ist? Damit ich entscheiden kann, ob und wie ich dir helfen kann. Wenn du weiter jammerst, gehe ich.«
    Er verschränkte die Finger ineinander und dachte mit geschlossenen Augen nach. Ein Zustand, der nie lange anhielt. Also wartete ich einfach ab.
    Doch diesmal überraschte er mich. Er stand auf und verließ das Büro, um gleich wieder zurück zu sein.
    »Also?«
    Er beugte sich vor und sah sich vorsichtig um, bevor er leise zu sprechen begann.
    »Es ist so: Eine Frau wird vermisst.«
    »Ja. Und?«
    »Sie wurde zuletzt hier bei mir im Club gesehen.«
    Hm. Das war zwar interessant, aber nicht wirklich beunruhigend.
    »Kenne ich sie?«
    »Ich weiß es nicht. Sie heißt Susanne Dauber.«
    Nie gehört.
    »Wie sieht sie aus?«
    »Na, eine Frau halt. Mit so langen, blonden Haaren.«
    Ich seufzte in mich hinein. Lou war zwar stockschwul, aber er war ein Mann. Welche Antwort hatte ich erwartet?
    Ein Klopfen an der Tür enthob mich einer bissigen Antwort. Fanny Mahler, die Kellnerin und eine gute Freundin, streckte ihren Kopf mit der Stupsnase und den haselnussbraunen Augen zur Tür herein. Ihr Gesicht war umrahmt von blondem, halblangem Haar mit Ponyfrisur.
    Sie hatte auffallend dunkle Schatten unter den Augen.
    »Wie siehst du denn aus?«, begrüßte sie mich.
    »Danke der Nachfrage, mir geht’s wunderbar. Ich habe gut geschlafen und hatte ein wunderbares Frühstück. Wie geht’s dir?«
    Während ich an meinen Worten würgte und versuchte, sie überzeugend vorzutragen, zog sie eine Grimasse und streckte mir die Zunge heraus. Geschah ihr recht, sie hatte angefangen mit der Sauferei.
    Sie schwenkte eine Brötchentüte und hatte eine Kanne Kaffee bei sich. Lou strahlte.
    »Ah, das Frühstück ist da. Fanny, du bist einfach ein Schatz! Danke.«
    Er nahm die Tüte entgegen und scheuchte sie wieder hinaus. Gierig holte er belegte Semmeln hervor und warf mir eine zu. Er hatte die erste verputzt, noch ehe ich wusste, mit was meine belegt war.
    »Weiter.« Das Brötchen schmeckte wider Erwarten gut. Herzhafter Schinken und eine Essiggurke waren genau das Richtige für meinen angeschlagenen Magen.
    »Ja also, sie wird vermisst.« Lou rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her und vergaß sogar für einen Moment sein Frühstück. »Sie ist mit ihrer Freundin hier gewesen. Marina Waldner. Beide sind wohlhabende Gattinnen von Ärzten.«
    Auch das war kein Grund, vor Ehrfurcht zu erstarren. Vielleicht lag ja gerade darin die Lösung des Problems.
    »Liiert? Außerhalb der Ehe, meine ich?«
    »Woher soll ich das wissen?« Lou hatte die Augen zusammengekniffen und die Stirn in Falten gelegt. Ich fragte mich, wieso ich an einen Mops denken musste. »Das sind Gäste. Wenn sie gehen, gehen sie nach Hause. Und ich bleibe hier. Es geht mich nichts an, und es ist mir auch egal, was sie machen.«
    Er kaute an seinem Brötchen.
    »Die Polizei war bei mir.«
    »Das sagtest du bereits. Und was wollten sie?«
    Er rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her und mied meinen Blick.
    »Na ja, sie haben angedeutet, dass ich etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben könnte.«
    Ich konnte ein Prusten nicht unterdrücken.
    »Und wie kommen sie darauf? Oder bildest du dir das vielleicht nur ein?« Ich strich mir eine Locke aus der Stirn, die mich kitzelte. Schon

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