Mein wirst du sein
nur hoffen, dass er meinen roten Kopf nicht bemerkte, den ich zweifellos hatte.
»Wie kommst du darauf?«, fragte ich, als ich mich wieder gefangen hatte.
»Die Info bleibt unter uns, okay?«
Ich nickte.
»Vor vier Monaten ist in Weißenhorn eine Frau erdrosselt aufgefunden worden.«
»Ich erinnere mich dunkel. Hat man den Mörder nicht im näheren Umfeld der Familie gesucht?«
»Hat man, das führte aber zu nichts. Die Frau trug eine Kette um den Hals mit einem billigen Blumenanhänger aus Metall. Es war eine Rose. Nichts Wertvolles und auch nichts Schönes. Der Ehemann kannte die Kette nicht. Die Information wurde damals zurückgehalten, weil die Kollegen vermuteten, dass sie ihr vom Mörder umgelegt worden ist.«
Ich zog überrascht eine Augenbraue hinauf.
»Sieh mich nicht so an. Es kommt öfter vor, dass nicht alle Informationen an die Öffentlichkeit gelangen.«
»Und was hat das mit Susanne Dauber zu tun?«
»Wegen dem Fischerstechen wird im Moment die Donau ausgebaggert. Zum Glück nur in kleinen Mengen, sonst wäre ein Fund nicht aufgefallen. Ohnehin war es ein großer Zufall. Auf jeden Fall hat einer der Baggerführer eine Kette mit einem Anhänger gefunden und ihn bei der Polizei abgegeben, weil er vermutet hat, dass ihn jemand verloren haben könnte und er womöglich wertvoll sei. Bei uns sind sämtliche Alarmglocken angegangen. Es ist exakt der gleiche Anhänger mit der Rose wie bei der toten Frau in Weißenhorn.«
»Und woher wisst ihr, dass Susanne ihn um den Hals getragen hat?«
»Das wissen wir nicht«, gab Mark zu. »Aber er hat definitiv nicht lang im Wasser gelegen, und Susannes Hals hat neben den Spuren der Erdrosslung eine weitere aufgewiesen, die der Pathologe zunächst nicht zuordnen konnte. Nun hat er eingeräumt, dass es möglich ist, dass sie von einer Kette kommt, die der Toten um den Hals gelegt worden ist. Vermutlich hat sie sich an etwas verhakt, einem Ast oder etwas Ähnlichem, hat Susanne die Verletzung zugefügt und ist dann gerissen.«
Ich schluckte. Vorausgesetzt, die vagen Schlussfolgerungen stimmten, nahm der Fall neue Dimensionen an. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Es war das Gefühl von Adrenalin, der unbekannten Gefahr und der Neugierde, das ich verspürte. In Bruchteilen von Sekunden gingen mir 1000 Gedanken durch den Kopf, ohne dass ich einen davon zu Ende bringen konnte.
Er fasste mich an der Schulter und sah mich eindringlich an. Ein seltsames Gefühl stieg in mir hoch.
»Verstehst du? Du kannst dich mit diesen Männern nicht treffen. Wir suchen einen Serienmörder!«
Ärgerlich schüttelte ich seine Hand ab. Ich setzte zu einer scharfen Erwiderung an, als das Telefon klingelte.
Die Zeit schien stillzustehen, und ich hörte wie paralysiert auf das Klingeln, das die Stille in regelmäßigen Abständen zerriss.
»Willst du nicht rangehen?«, fragte Mark schließlich und deutete auf den Apparat, der auf dem Küchentisch lag.
Ich schüttelte den Kopf.
»Wenn es etwas Wichtiges ist, ruft er wieder an«, antwortete ich und hörte selbst, wie falsch mein Einwand klang. Ich hatte plötzlich Angst, dass wieder niemand am anderen Ende der Leitung war.
Mark machte einen Schritt auf den Tisch zu, auf dem das Telefon lag und unschuldig läutete.
Ich erkannte seine Absicht und setzte zu einem Hechtsprung an, doch ich fasste daneben. Zwar konnte ich sehen, dass keine Rufnummer angezeigt wurde, doch Mark hatte das Gerät schon in der Hand und abgenommen.
»Hallo?« Er lauschte eine Weile und legte dann auf. »Niemand dran. Aufgelegt. Kommt das öfter vor?«
Ich wusste, dass er etwas ahnte, und drehte mich um, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Ich gab vor, das Geschirr abtrocknen zu müssen und schüttelte den Kopf.
»Der wievielte Anruf dieser Art war das?«, fragte Mark scharf.
»Der dritte«, antwortete ich leise und senkte den Blick. Ich hatte keine Angst, aber die mögliche Bedeutung dieser Tatsache sorgte für einen neuerlichen Schauer.
»Bitte?«
Ich hatte zu leise gesprochen. Nun drehte ich mich um und sah ihm trotzig ins Gesicht.
»Der dritte. Und wenn schon! Du bist Polizist und solltest wissen, dass Frauen, besonders allein lebende, oft Opfer von Telefonterror werden.«
»Aber keine, die Privatdetektivin sind, nicht im Telefonbuch stehen und einen Serienmörder jagen.«
»Schrei hier nicht so herum, das ist meine Wohnung.«
»Ich kann schreien, so lang es mir passt.«
»Aber nicht in meiner Wohnung! Was glaubst du eigentlich,
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