Mein wirst du sein
ne, auch schon bemerkt.
»Oh«, sagte ich, weil mir sonst zunächst nichts einfiel.
»Jetzt bin ich offiziell Verdächtiger in einem Mordfall. Es ist einfach schrecklich!«
Und ich saß in der Patsche.
»So schnell geht das nicht. Die Mordkommission hat den Fall übernommen, weil Frau Dauber tot ist. So einfach ist das. Äh, hast du gesagt, dass ich dir in dem Fall helfe?«
»Nein, warum?«
Ja warum? Weil ich nicht wollte, dass Mark etwas von meinem zweiten Leben erfuhr. Ich wollte nicht, dass er mich singen hörte. Überhaupt wollte ich nicht, dass er sich in mein Leben einmischte.
»Ich weiß nicht, ob das gern gesehen wird. Sonst denken sie womöglich, dass du etwas zu verbergen hast.«
Klang doch logisch, oder? Lou gab sich auf jeden Fall mit der Antwort zufrieden.
»Jule, du musst etwas unternehmen.«
»Ich bin doch dabei, Lou, aber ich kann auch nicht hexen. Immerhin bin ich der Polizei mit den Kontaktanzeigen voraus.« Gewesen. Aber das brauchte Lou nicht zu wissen. »Es ist nicht so, dass ich auf der faulen Haut liege und nichts mache.«
»Ich weiß. Es ist nur … was soll ich denn machen? Ich mag nicht noch einmal in den Knast. Du hast keine Ahnung, wie es dort ist.« Er schluchzte.
»Lou, bitte. Das regelt sich schon. Ich weiß, dass du nichts mit dem Tod von der Dauber zu tun hast. Und ich werde schon herausfinden, was sich zugetragen hat. Nur, du darfst jetzt nicht die Nerven verlieren, okay? Das bringt niemanden weiter.«
Das Schluchzen hörte auf.
»Okay«, flüsterte er. »Ich mag nicht, dass die Gäste etwas mitbekommen. Es wird schon genug geredet.«
»Ich mach das schon, Lou. Ich habe es dir versprochen. Bitte erzähl einfach nichts von mir. Und ich sehe zu, dass ich dir die Mordkommission irgendwie vom Hals schaffe.«
Wie genau ich das machen wollte, wusste ich selbst nicht, und ich konnte nur hoffen, dass mir etwas einfiel. Aber mir graute bei dem Gedanken, dass Mark mich singen hörte. Ich konnte nur hoffen, dass Lou sich an unsere Abmachung hielt und nichts erzählte.
»Der Kommissar sah verdammt gut aus«, schob Lou nach einer kleinen Pause, deutlich ruhiger, hinterher.
Ich hustete. Tatsächlich? Ja, das war mir auch schon aufgefallen. Irgendwie.
Ich ließ Lous Beobachtung unkommentiert und versuchte, nicht weiter darüber nachzudenken.
Ich trödelte ein bisschen herum und ging später einkaufen. Als ich zurückkam, verließ Leon die Wohnung im ersten Stock.
»Hallo«, grüßte ich, und er nickte.
Er betrachtete meine Einkaufstaschen. »Hast du da eine Knarre drin?«
Ich verschluckte mich.
»Äh, nein. Nur Milch, Brot und Nutella.«
Er schien enttäuscht.
»Du bist aber schon ein richtiger Privatdetektiv? Oder hast du das nur gesagt, um mich zu vergackeiern?« Empört sah er zu mir hoch, die kleinen Fäuste in die Hüften gestemmt, und ich unterdrückte ein Lachen. »Ich bin zwar noch ein Kind, aber blöd bin ich auch nicht.«
»Nein, nein. Ich bin wirklich Privatdetektivin. Es ist nur so, dass man zum Mitführen einer Waffe eine Erlaubnis braucht. Und so eine Erlaubnis bekommen Privatdetektive nicht einfach so.« Vermutlich gab es in Deutschland kaum eine Handvoll.
»Und wie verteidigst du dich dann?«
Ich setzte meine Taschen ab.
»Man muss eben clever sein.«
»Bist du clever?«
Ich überlegte einen Moment.
»Ich denke schon.«
»Bist du gut in deinem Job?«
Respekt, das war ein erstklassiges Verhör.
»Willst du bei mir anheuern?«
Er zögerte und sah mich an. Etwas hatte sich verändert.
»Nein. Ich wollte fragen …«
»Leon, was machst du schon wieder?«
Eine junge Frau hatte die Tür geöffnet, aus der Leon eben gekommen war, und sah uns an.
»Hallo«, grüßte sie überrascht. »Ist er Ihnen auf die Nerven gegangen?«
»Überhaupt nicht. Wir haben uns unterhalten.«
»So.«
»Das haben wir schon ein paarmal getan. Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass wir befreundet sind, aber ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind.« Ich gab dem Zwerg einen Klaps auf die Schulter und lächelte seine Mutter an.
»Oh. Und ich hatte schon befürchtet, dass er Ihnen auf die Nerven gegangen ist. Soll ja auch schon vorgekommen sein. Frau Beierlein hat da so ihre Erfahrungen machen müssen.« Sie warf ihrem Sohn einen vielsagenden Blick zu.
»Kann ich doch nichts dafür, wenn die Frau das nicht gut findet. Ich wollte doch nur wissen, ob sie ihre Zähne auch ankleben muss wie Opa. Immerhin ist sie mindestens so alt wie er.«
Ich prustete los, als
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