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Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rodeit
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schon wissen, ob er nicht einfach Vergessen suchte? Im Alkohol und in Gesellschaft anderer Menschen. Vielleicht fiel ihm sonst die Decke auf den Kopf?
    Dass er ein Stoffel war, mochte sein. Vielleicht hatte er aber auch nur einfach keine Lust, sich mit neugierigen Nachbarinnen zu unterhalten. Ich konnte das nachvollziehen.
    War er der Typ, der als Serienmörder unschuldigen Frauen auflauerte? Und nach dem Tod seiner Frau hatte er ein Ventil gesucht?
    Ich war mir da noch immer nicht sicher. Für mich war das die falsche Fährte.

    »Haben Sie geglaubt, ich würde das nicht herausfinden?« Meine Stimme war ruhig und trug trotzdem einen Unterton der Schärfe. Ich saß im gleichen weißen Sessel wie beim letzten Mal.
    Ich hatte Marina sofort den Wind aus den Segeln genommen, indem ich sie noch unter der Tür auf Tobias Goldmann angesprochen hatte.
    Sie hatte klein beigegeben und mich hereingebeten.
    »Sie haben gesagt, dass Sie niemals die gleichen Männer getroffen haben. Und am Telefon spielen Sie mir solch eine Schmierenkomödie vor, als Sie vom Tod Susannes erfahren haben. Für wie blöd halten Sie mich eigentlich?«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Und was, wenn ich fragen darf, haben Sie mir noch alles verschwiegen?«
    »Nichts, ehrlich.« Die Antwort war kaum mehr als ein Flüstern. Marina Waldner saß wie ein Häufchen Elend in ihrem Sessel, hatte die Beine angezogen und die Arme um die Knie geschlungen.
    Ich wartete ruhig auf eine Antwort. Und die Stille war fast noch unerträglicher als die zuvor gestellten Fragen.
    »Sie müssen mir glauben. Susanne war mir wichtiger als sonst jemand im Leben. Wir waren Freundinnen .« Marina unterdrückte ein Schluchzen, konnte aber nicht verhindern, dass ihr Tränen über die Wangen rannen. »Ich vermisse sie so. Es war ein dummer Zufall, dass wir beide auf Tobias Goldmann gestoßen sind. Ich habe ihn ganz nett gefunden und hätte ihn gern wiedergesehen. Er war aber nicht an mir interessiert. Bei Susanne schien es genau anders herum zu sein. Und dass es dann zum Streit gekommen ist, war einfach nur blöd. Tobias ist gleich verschwunden, und wir haben uns angesehen und beschlossen, dass es kein Mann der Welt wert ist, dass man sich um ihn streitet. Also haben wir einen netten Abend verbracht und sind übereingekommen, die Sache zu vergessen. Sie müssen mir glauben.« Sie schnäuzte sich und sah mich flehend an.
    »Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt?«
    »Aus genau dem Grund, der nun eingetreten ist. Weil sie mich als Verdächtige behandelt hätten, wenn Sie von dem Streit gewusst hätten. Also habe ich es Ihnen nicht gesagt.«
    Ich dachte einen Moment darüber nach und entschied, Marina zu glauben. Ohnehin war mein Besuch mehr Routine.
    »Okay. Wenn es noch etwas gibt, das ich wissen müsste, dann sagen Sie es mir bitte. Und zwar jetzt!«
    »Ich habe Ihnen alles gesagt, das müssen Sie mir glauben. Bitte finden Sie den Mörder. Ich habe meine beste, wahrscheinlich meine einzige Freundin verloren.« Die leise Stimme ging in ein Schluchzen über.
    Ich ging und nagte auf meiner Unterlippe, als ich das Auto aufschloss. Ich glaubte Marina Waldner. Schon allein, weil ich einen Serienmörder suchte, und die waren in den seltensten Fällen Frauen. Doch auch ihr ganzes Verhalten entsprach nicht dem einer Mörderin. Ich glaubte nicht, dass Marina in der Lage gewesen wäre, einen Menschen umzubringen. Natürlich konnte ich mich täuschen.
    Diese Spur war im Sand verlaufen, nun galt es, die anderen zu verfolgen.

    Mein nächster Weg führte mich nach Böfingen. An Dr. Schönborn war etwas komisch gewesen. Ich hatte mittlerweile eine Ahnung. Die war aber so haarsträubend, dass ich mir selbst nicht über den Weg traute. Kontrolle war angesagt.
    Kurze Zeit später hielt ich vor dem Haus, in das Dr. Schönborn zwei Abende zuvor gegangen war.
    Ich bemerkte nichts Verdächtiges und stieg aus. Langsam ging ich auf das Haus zu, betrachtete noch einmal das selbst gemalte Schild und klingelte nach kurzem Zögern.
    Eine Frau um die 40 öffnete die Tür. Sie war weder besonders groß noch besonders hübsch. Das halblange, braune Haar war zwar nicht strähnig, wirkte aber ungepflegt und war schlecht geschnitten. Sie trug ein blaues T-Shirt mit billig glitzernden Steinen und eine Jogginghose, die die beginnende Fülle nicht zu verbergen vermochte.
    »Ja bitte?«, fragte sie, um sich gleich darauf umzudrehen. »Lukas, mach bitte den Fernseher leiser!«, rief sie. »Entschuldigung,

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