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Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rodeit
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zu werden, dem Jens kaum fernbleiben konnte.
    Schweren Herzens lehnte er daher eine Mitfahrt nach Salem ab, wir verabredeten aber, dass ich ihm anschließend alles haarklein erzählen würde.

    Weil ich nicht wusste, wie ich die Zeit bis morgen totschlagen sollte, ging ich in den ›Jazz-Keller‹. Als Gast. Keine zehn Pferde würden mich heute dazu bringen, ein Mikrofon in die Hand zu nehmen.
    Andreas schien ähnliche Überlegungen angestellt zu haben, er warf mir nur einen Blick zu. Keinen, aus dem ich etwas lesen konnte, aber einen, der mich das Fürchten lehrte.
    Schnell wandte ich mich ab, das seltsame Gefühl jedoch ließ sich nicht abschütteln.
    Bei Fanny bestellte ich ›Canchanchara‹ und ließ mich ermattet auf einen Barhocker fallen.
    »Wie geht’s?«
    »Frag lieber nicht.«
    »Okay.«
    »Ist Cosima da?«
    »Heute nicht, du hast Ruhe.«
    Gott sei Dank, wenigstens etwas. Ich nippte an meinem Cocktail. Herrlich. Daran hätte ich mich heute kaputttrinken können.
    »Jule, schön dich zu sehen.«
    Ich drehte mich langsam um. Was war nur mit Lou passiert? Keine Hysterie? Nicht aufgebracht? Stattdessen leise Töne, das war ich nicht gewöhnt. Hatte er resigniert?
    »Lou, wie geht’s dir?«
    »Geht so. Und dir?« Er ließ sich auf den Hocker neben meinem fallen und seufzte, ehe er mich mit Dackelblick ansah.
    »Auch so. Dafür, dass ich letzte Nacht fast abgemurkst worden bin, eigentlich ganz gut.«
    Entsetzt und verunsichert sah er mich an. Ich lächelte schwach.
    »Ist okay, mir ist nichts geschehen.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich bin auf der Suche nach deinem Mörder einem durchgeknallten Stalker in die Hände gefallen.«
    »Willst du darüber reden?«
    Sicher nicht jetzt. Und sicher nicht mit ihm.
    Ich sagte nichts, und Lou nickte. Er verstand, und ich war dankbar. Das war das Schöne an meinen Freunden im ›Jazz-Keller‹. Sie verstanden und ließen einen in Ruhe, wenn es sein musste. Wir hatten alle unser Päckchen zu tragen, und selten wollte jemand darüber reden. Niemand war deswegen beleidigt. Cosima vielleicht, aber die war ohnehin ein Spezialfall.
    »Okay. Vielleicht freut es dich zu hören, dass ich wegen der Pakete tätig geworden bin.«
    »Dein Freund hat sie abgeholt?«
    Fanny stellte uns beiden einen Cocktail hin.
    Ich sah Lou von der Seite an. Hatte er Tränen in den Augen?
    »Leider nicht. Aber ich habe eine Spedition beauftragt, die Sachen abzuholen.«
    Na, immerhin.
    »So, dass man sie nicht zu dir zurückverfolgen kann?«
    »Ganz bestimmt.«
    Ich glaubte ihm.
    »Und wann?«
    »Morgen.«
    Wenigstens das hatte sich dann erledigt. Ein Problem weniger.
    Lou saß noch eine Weile neben mir, und wir schwiegen uns einträchtig an, ehe er aufstand. Die Musik plätscherte im Hintergrund vor sich hin und lullte mich ein wie das warme Licht, das mich wie ein Mantel umhüllte.
    Vergessen war nichts, aber irgendwie fühlte ich mich hier sicher. Hier, inmitten meines Heims. Denn das musste ich mir eingestehen, der ›Jazz-Keller‹ war für mich mittlerweile zu einem zweiten Zuhause geworden.
    Eine Hand legte sich auf meine Schulter und zerstörte das heimelige Gefühl.
    »Darf ich mich vorstellen?«
    Ich drehte mich um und erstarrte. Nicht nötig, den Typ kannte ich. Immerhin war ich vorgestern die halbe Nacht hinter ihm her gewesen.
    »Erich Weber.«
    Ich nickte nur matt, antwortete aber nicht.
    »Sie sind die Privatdetektivin, die hinter dem Serienmörder her ist.«
    Ich ließ das jetzt einfach mal so stehen.
    »Wie auch immer, ich scheine in den Fokus Ihrer Ermittlungen geraten zu sein.«
    Wohin?
    »Sie verfolgen mich.«
    Okay, das verstand ich. Abwartend sah ich ihn an.
    »Ich bin es nicht.«
    So, so. Okay. Wer dann?
    »Ich weiß nicht, warum Sie es auf mich abgesehen haben. Aber Sie streunen bei mir zu Hause herum, in meinem Geschäft und sind auch noch nachts hinter mir her.«
    »Dafür kann ich nichts, da habe ich Sie zufällig gesehen.«
    Jetzt wusste er zumindest, dass ich reden konnte. Immerhin etwas. Hatte ich mich wirklich so dämlich angestellt?
    »Wie auch immer. Falls Sie sich fragen sollten, wer die junge Dame war, mit der ich beim Essen gewesen bin, es war meine Tochter.«
    Ups, okay. Peinlich. Was sollte ich jetzt dazu sagen?
    »Ich muss in alle Richtungen ermitteln«, erklärte ich lahm.
    »Aber bitte nicht bei mir.«
    Damit drehte er sich um und stelzte davon.
    Na toll, das war ja prima gelaufen. Wie hatte ich mich so blamieren können? Ich wusste es nicht. Doch eines war sicher,

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