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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
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eine Sekunde.«

    Christoph
    Während ich warte, dass Malte an sein Handy geht, frage ich mich, was ich hier gerade tue. Vorhin dachte ich noch, dass ich keinen besonderen Wert darauf lege, auf Annikas Hochzeit zu spielen – und nun organisiere ich eine Bandprobe, nur für sie. Ich kann mir das nur damit erklären, dass bei mir eindeutig eine Sicherung durchgebrannt sein muss. Ich will ihr eben helfen, rede ich mir selbst ein, sie macht einen so planlosen Eindruck. Und außerdem wäre es doch gut, wenn »High Emotions« mal wieder einen Auftritt hätten. Lüg dir nichts in die Tasche, sagt eine innere Stimme zu mir, du willst nur alles tun, um diese Frau noch so oft wie möglich zu sehen. Was auch immer es ist: Der Zweck heiligt die Mittel.
    »Hallo?«, meldet Malte sich.
    »Hi, ich bin’s, Christoph.«
    »Tag auch! Was gibt’s denn?«
    »Du, ich sitze hier gerade mit Kiki Peters.«
    »Mit wem?«
    »Mit Annika Peters«, wiederhole ich. »Die Frau, die dich wegen der Hochzeit angerufen hat, auf der wir vielleicht im Mai spielen sollen.«
    »Ach so, die! Warum sitzt du mit der irgendwo rum?«
    »Ist doch egal«, erwidere ich etwas ungeduldig. »Sie würde uns gern mal live spielen hören, um zu entscheiden, ob sie uns bucht.«
    »Aha. Live. Wir haben aber in nächster Zeit wahrscheinlich keinen Auftritt mehr. Kann schon sein, das noch was reinkommt, aber im Moment steht kein Termin fest«, erinnert er mich.
    »Weiß ich. Aber ich habe mir gedacht, wenn wir alle morgen Abend ein Stündchen Zeit hätten, könnten wir uns im Probenraum treffen und ihr vorspielen. Ist doch kein Problem, oder?«
    »Was ist denn das für ein Sonderservice?«, kommt es vom anderen Ende der Leitung, und ich halte meine Hand über mein Mobiltelefon, damit Annika ihn nicht hören kann. »Findest du auch eine gute Idee, oder?«, sage ich, ohne auf seinen Einwand einzugehen.
    »Von mir aus«, sagt er dann. »Die Kinder übernachten sowieso bei ihren Großeltern, und Marion trifft sich mit einer Freundin.« »Super!«, freue ich mich und zeige Annika ein ›Daumen hoch‹. »So gegen sieben? Bis fünf muss ich wieder zur Messe, aber sieben würde ich gerade so schaffen. Würdest du die anderen mal fragen und mir dann Bescheid geben?«
    »Kann ich tun.« »Alles klar, bis später.« Dann lege ich auf und wende mich an Annika. »Klappt wahrscheinlich alles, wenn die anderen zwei auch können. Dann bekommst du morgen ein Exklusiv-Konzert von den ›High Emotions‹«.
    »Ist das nicht alles etwas viel Aufwand?« Annika scheint es unangenehm zu sein.
    »Ach was«, wische ich ihre Bedenken vom Tisch, »ist doch immerhin alles für den schönsten Tag im Leben, nicht wahr?«
    »Stimmt auch wieder«, gibt sie zu und spielt nachdenklich mit ihrer Serviette.
    »Du kannst natürlich auch«, füge ich der Ordnung halber hinzu, obwohl es mir natürlich gar nicht passt, »deinen Paul mitbringen.«
    »Das geht nicht«, teilt sie mir zu meiner Erleichterung mit, »er fliegt heute Abend schon wieder nach London.« »Wie schade!«
    »Aber er sagt ja eh, dass ich alles entscheiden soll, ist also kein Problem.«
    Mein Handy klingelt, ich gehe ran.
    »Malte hier. Ich hab mit den anderen gesprochen, die kommen auch um sieben.«
    »Gut, dann bis morgen.« Ich lege auf. »Die anderen können auch, dann sehen wir uns morgen um sieben.« Dabei sehe ich unweigerlich wieder auf meine Uhr. Unglaublich, wir sitzen hier schon seit drei Stunden! Meine Großmutter wird mehr als sauer sein. »Ich schreib dir mal die Adresse auf, dann muss ich wieder rüber in die Messe.«
    »In Ordnung«, antwortet sie, und ich kritzele ihr die Adresse auf die Planungsliste. Nachdem ich ihr alles aufgeschrieben und bei der Kellnerin unser Essen bezahlt habe – ganz Gentleman lade ich sie natürlich ein –, ist es Zeit, sich zu verabschieden. Fürs Erste jedenfalls.
    »Dann sehen wir uns morgen«, meine ich, als wir draußen auf der Straße stehen.
    »Ja, bis morgen.« Sie lächelt mich noch einmal an, dann stapft sie Richtung U-Bahn davon. Ich selbst gehe zurück zum Messegelände, bereit, mir Brittas und Omas Kommentare anzuhören. Aber das macht mir nichts aus, ich fühle mich leicht und beschwingt. Und ein wenig durchgeknallt.
    »Wo warst du denn? Ich habe mir Sorgen gemacht!« Sauer ist gar kein Ausdruck, meine Großmutter ist nahezu außer sich.
    »Nur etwas essen, mit einer Kundin. Tut mir leid«, erkläre ich.
    »Ich habe doch gesehen, mit wem du da verschwunden bist. Verrenn dich doch

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