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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
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oder was immer das werden soll auf die Reihe kriegen. Ich hab meine eigenen Probleme. Und wieder denke ich an den bevorstehenden Abend …
    Gegen fünfzehn Uhr taucht ein vertrautes Gesicht auf: Frau Ellinghaus kommt an unseren Stand, im Schlepptau drei aufgeregte Freundinnen. »Hallo, Herr Hübner«, begrüßt sie mich. »Frau Hübner?«, wendet sie sich dann an meine Großmutter. »Ich habe meinen Freundinnen ihr Geschäft empfohlen, haben Sie Zeit, uns ein paar Modelle zu zeigen?«
    »Natürlich«, erwidert meine Großmutter lächelnd und mustert die Freundinnen von Frau Ellinghaus. »Wir haben bestimmt für jede von Ihnen etwas Passendes. Wer möchte zuerst?« Ein kleine, rundliche Rothaarige tritt vor. »Ich«, sagt sie, »bei mir wird es bestimmt besonders schwierig, ich finde nie etwas in meiner Größe.«
    Oma betrachtet sie mit Kennerblick. »Da machen Sie sich mal keine Sorgen, wir finden ganz sicher ein schönes Kleid für Sie.«
    Während meine Großmutter mit der Rothaarigen die Kleider inspiziert, höre ich Frau Ellinghaus mit ihren Freundinnen flüstern.
    »Hab ich ja gesagt, dass der Laden toll ist«, meint sie. »Nur den anderen netten jungen Mann von neulich, den kann ich nirgendwo sehen. Vielleicht kommt er ja noch.« Eine der Frauen kichert. Ob die wirklich auch nach einem Brautkleid sucht? Was den »netten, jungen Mann« betrifft, bin ich allerdings ziemlich sicher, dass er nicht mehr kommt.
    Halb fünf, in einer halben Stunde können wir zusammenpacken. Die Bilanz von gestern und heute fällt überraschend gut aus. Zehn Kleider haben wir so gut wie verkauft, für die nächsten zwei Wochen haben wir zahlreiche Termine in unserem Geschäft vereinbart. Nicht schlecht, ich werde im nächsten Jahr wohl doch wieder einen Messestand buchen.
    »Hast du was dagegen«, frage ich meine Oma, »wenn ich dich mal kurz allein lasse? Ich hab mich noch gar nicht in der Halle umgesehen, und gleich ist die Messe vorbei«
    »Kein Problem«, erwidert Sie, »wenn du nicht wieder drei Stunden wegbleibst, komme ich hier gut allein klar.«
    »Keine Sorge, so lange wird es nicht dauern.« Zuerst sehe ich mich am Nachbarstand der Jungdesignerin um. Wirklich, tolle Entwürfe hat sie, das muss ich voller Neid zugeben. Seufzend gehe ich weiter. Ich sollte mich auf jeden Fall irgendwann für Modedesign einschreiben, wenigstens versuchen sollte ich es. Wenn mal Zeit ist, nehme ich mir vor, dann mache ich das.
    Die meisten Stände auf der Messe kenne ich noch vom letzten Jahr, viel Neues kann ich nicht entdecken, in zwanzig Minuten habe ich so gut wie alles gesehen. Ich will schon wieder zurück zu Oma gehen, als mein Blick am Stand eines Blumenladens hängen bleibt. Genauer gesagt bleibt er nicht an dem Stand hängen, sondern an dem Mann, der davor steht und sich mit der Floristin unterhält. Entweder, ich habe was am Auge, oder das ist Annikas Paul. Wild gestikulierend steht er vor der Frau, die ihn anlacht, und erzählt ihr irgendetwas. Von weitem sieht es so aus, als würde er mit ihr flirten, was das Zeug hält. Das ist allerdings komisch. Zum einen, weil er in London sein wollte – zum anderen, weil er sich angeblich nicht für die Hochzeitsvorbereitungen interessiert. Ob Annika weiß, dass er hier ist? Hm, wirklich mehr als seltsam. Wahrscheinlich sollte ich es lassen, aber ich gehe trotzdem zu den beiden rüber.
    »Guten Tag, Herr Ostermann«, begrüße ich ihn. Er zuckt zusammen, ganz offensichtlich ist es ihm unangenehm, dass ich ihn entdeckt habe. Kein Wunder, so, wie er die Floristin angestrahlt hat. »Oh, hallo, Herr Hübner«, begrüßt er mich trotzdem freundlich, als er seine Gesichtsentgleisung wieder im Griff hat. »Das ist ja eine Überraschung.«
    »Das kann man wohl sagen«, entgegne ich. Paul sieht die Frau am Stand entschuldigend an.
    »Einen Moment«, meint er und zieht mich ein Stück zur Seite. Ganz klar, er will nicht, dass die Frau uns hört. »Sind Sie nicht in London?«, wundere ich mich.
    »London?« Er scheint sich genauso zu wundern wie ich.
    »Ihre Verlobte erzählte mir, sie müssten geschäftlich nach London.«
    »Ach so, ja, London! Es gab da … äh … eine Terminverschiebung.«
    »Ach so.«
    »Ja, ich fliege später nach England.«
    »Ist Annika auch hier?«, will ich wissen und sehe mich dabei suchend um.
    »Nein«, sagt er, »und sie weiß auch nicht, dass ich auf der Messe bin.« Irgendwie habe ich mir das schon gedacht. »Ich möchte sie überraschen, wissen Sie?«
    »Überraschen?«

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